Mehr impfen, mehr screenen |
Die HPV-Impfquote soll bei Mädchen auf 90 Prozent steigen, ist ein neues Ziel der EU-Kommission. Für Jungen muss die angestrebte Impfrate noch festgelegt werden. / Foto: GettyImages/ FG Trade
Die EU-Kommission stellte am heutigen Mittwoch in Brüssel ihre Strategie gegen Krebs vor. «Man schätzt, dass etwa 40 Prozent der Krebsfälle in der EU vermeidbar sind», teilte die Behörde mit; darunter auch solche, die durch Viren ausgelöst werden. Hier macht sich die EU für kostenloses und verstärktes Impfen stark.
Jedes Jahr werde bei 2,7 Millionen Menschen in der EU Krebs diagnostiziert, sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Dies sei mehr als die Bevölkerung Sloweniens. «Dieses Jahr investieren wir fast 120 Millionen Euro in mehrere neue Projekte zur Krebsbekämpfung», sagte von der Leyen. Das werde helfen, Menschenleben zu retten.
«Es ist schwierig, Menschen zu sagen, dass sie ihren Lebensstil ändern sollen», sagte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides. Aber dies bedeute nicht, dass es nicht versucht werden könne. «Man muss es tun, ohne den Menschen Angst zu machen.»
Neben einem einfachen und kostenlosen Zugang zu Impfungen, empfiehlt die Kommission, mehr gegen Falschinformationen zum Impfen zu unternehmen und Daten zu Impfraten besser zu erfassen. Dies könne dabei helfen, Lücken zu schließen.
Humane Papillomviren (HPV) können Gebärmutterhalskrebs und Krebs im Mund-Rachen-Raum hervorrufen. Die Viren werden beim Sex übertragen. Eine HPV-Impfung gibt es seit Mitte der 2000er-Jahre. Laut Robert-Koch-Institut erkranken in Deutschland im Jahr mehr als 6000 Frauen und rund 1600 Männer an HPV-bedingtem Krebs. Die Impfraten liegen aber weit unter den angestrebten Quoten. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte bezeichnet die HPV-Impfquote als «besorgniserregend niedrig».
Ziel sei es, dass sich bis 2030 neun von zehn der infrage kommenden Mädchen und ein bedeutender Teil der Jungen gegen HPV impfen lassen, sagte Gesundheitskommissarin Kyriakides. Bei der HPV-Impfrate bei Jungen soll nun erstmals eine Zielrate festgelegt werden. Zudem kann eine Impfung gegen Hepatitis-B Leberkrebs verhindern. Sie zählt in Deutschland schon lange zu den Standardimpfungen, die bereits Säuglinge erhalten. Gegen HPV werden Kinder im Alter von 9 bis 14 Jahren geimpft, bevor sie erste Sexualkontakte eingehen. Auch eine spätere Impfung kann noch sinnvoll sein.
Auch bei Krebsfrüherkennungs-Untersuchungen sollen die Zahlen besser werden. «Weniger als 50 Prozent der Frauen zwischen 50 und 69 Jahren, also der Altersgruppe, an die sich die Screening-Programme richten, haben in den letzten zwei Jahren eine Mammografie durchführen lassen», sagte Kyriakides, die nach eigenen Angaben selbst an Krebs erkrankt ist.