Pharmazeutische Zeitung online
Synthetische Opioide

Mehr Fälle von Nitazen-Überdosierungen in Großbritannien

Der missbräuchliche Einsatz des synthetischen Opioids Fentanyl führt zu vielen vermeidbaren Todesfällen. Nun mehren sich Berichte zu lebensbedrohlichen Vergiftungen einer neuen, noch wenig bekannten Klasse synthetischer Opioide, den Nitazenen.
Theo Dingermann
13.10.2023  09:00 Uhr
Mehr Fälle von Nitazen-Überdosierungen in Großbritannien

Auf den steigenden Missbrauch von Nitazenen »auf beiden Seiten des Atlantiks« wies Dr. Colin Davidson, Professor für Neuropharmakologie an der University of Central Lancashire, kürzlich auf der Plattform »The Conversation« hin. So seien die Nitazene vor Kurzem Gegenstand einer nationalen Warnung zur Patientensicherheit im Vereinigten Königreich gewesen, nachdem dort in den letzten zwei Monaten unter den opioidbedingten Todesfälle immer mehr Fälle identifiziert worden waren, bei denen eine tödliche Nitazen-Überdosis nachgewiesen wurde.

Bei Nitazenen handelt es sich um stark wirksame synthetische Opioide. Zu den bekanntesten Nitazenen gehören Isotonitazen, Metonitazen, Etonitazen und Protonitazen. Die Substanzen, von denen einige 100-mal stärker wirken als Morphin, wurden niemals klinisch eingesetzt. Wie andere Opioide können Nitazene injiziert, inhaliert oder als Tabletten geschluckt werden.

In Großbritannien gibt es Hinweise darauf, dass Isotonitazen als Verfälschung in Heroin- oder Kokainzubereitungen eingesetzt wird. Im Oktober 2021 überprüfte die National Crime Agency im Rahmen der »Operation Ropery« die Ergebnisse der kriminaltechnischen Analyse von beschlagnahmten Drogen oder zugehörigen Utensilien. Bei mehr als einem Viertel der Kokainproben und mehr als der Hälfte der Heroin-/Diamorphinproben wurde Isotonitazen als Verfälschungsmittel festgestellt.

Metonitazen und N-Pyrrolidinoetonitazen wurden auch in illegalen Tabletten im Vereinigten Königreich nachgewiesen. In Schottland wurden Nitazene in gefälschten Tabletten nachgewiesen, die als Oxycodon verkauft wurden. 

Hohe Naloxon-Dosen erforderlich, um Nitazene zu antagonisieren

In einer kürzlich in »JAMA Network Open« veröffentlichten Studie wird darauf hingewiesen, dass Personen, die eine Überdosis eines Nitazens eingenommen haben, in der Regel im Vergleich zu Fentanyl die doppelte oder dreifache Dosis Naloxon benötigen, um die Opioidwirkung zu antagonisieren. Tatsächlich sind viele Nitazene extrem potent. So wurde an Ratten gezeigt, dass N-Desethylisotonitazen Schmerzen bereits bei einer Dosis lindert, die fast zehnmal geringer ist als die von Fentanyl. Im Vergleich zu Morphin wäre zur Schmerzlinderung nur eine Dosis erforderlich, die etwa 1400 Mal geringer ist.

Zudem wirken Nitazene nicht nur schmerzlindernd und euphorisierend, sondern wie andere Opioide auch atemdepressiv, sodass bei einer Überdosierung meist eine Atemdepression als Todesursache festgestellt wird.  N-Desethylisotonitazen verursacht Apnoe bereits bei etwa einem Drittel der Fentanyldosis. Außerdem dauert es viel länger, bis die normale Atmung nach einer Intoxikation mit N-Desethylisotonitazen wieder einsetzt (208 Minuten) als bei Fentanyl (67 Minuten). Daraus kann man schließem, dass einige Nitazene wohl toxischer zu sein scheinen als Fentanyl und Heroin.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa