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Mohrenapotheke

Mehr als nur ein Name?

»Ein Schlag ins Gesicht« ist es für die einen – eine »Ehrung pharmazeutischen Wissens« für die anderen. Die Meinungen zu den rund 100 Apotheken mit dem »Mohren« im Namen gehen auseinander. Im Folgenden werden die verschiedenen Positionen näher beleuchtet sowie ein Blick in die Pharmaziegeschichte geworfen. Ein Gastbeitrag aus pharmaziegeschichtlicher Sicht.
AutorKontaktHelena Messerich und Dominik Merdes
Datum 21.12.2020  09:00 Uhr

Die einen, das sind vor allem junge Aktivisten und Aktivistinnen, die in dem Namen eine rassistische Beleidigung sehen. Die anderen, das sind vor allem Apothekeninhaber und -inhaberinnen, die den Namen mit Tradition verknüpfen. Beide Lager scheinen verhärtet und führen verschiedene Argumente zur Begriffsherkunft und Interpretation des Namens an.

Im Sommer dieses Jahres ging die Black-Lives-Matter-Bewegung auch in vielen Städten des deutschsprachigen Raums auf die Straße. Die Proteste richteten sich nicht nur gegen die Ermordung des Afroamerikaners George Floyd und rassistische Polizeigewalt. Es ging auch darum, auf das Problem des institutionellen oder strukturellen Rassismus hinzuweisen, der derartige Taten begünstigt und ermöglicht. Plötzlich tauchte das Thema in Talkshows und in auflagenstarken Zeitschriften auf und erreichte auf diese Weise eine breite Öffentlichkeit. Im Zusammenhang mit dieser Diskussion wurden auch Apotheken mit dem Namen »Mohr« im Namen, die schon seit einigen Jahren in der Kritik stehen, verstärkt mit der Forderung ihrer Umbenennung konfrontiert.

Ähnliche Forderungen gibt es auch in anderen Bereichen, wie etwa bei bestimmten Firmenlogos oder der Mohrenstraße in Berlin. Dort nimmt man sich die Kritik zum Teil zu Herzen und stimmt einer Umbenennung zu. Im Ulmer Münster werden die Figuren der Heiligen Drei Könige in diesem Jahr nicht ausgestellt, da sie rassistische Stereotype bedienen. In einem Interview räumt der Dekan ein, dass dies schon früher hätte erkannt werden können. Letztendlich habe die Black-Lives-Matter-Bewegung für das Problem sensibilisiert. Auch einige Inhaber und Inhaberinnen betroffener Apotheken in Wien, Kiel und München gingen auf die Forderungen nach einer Umbenennung ein.

Rassistische Verwicklung

Wer eine Umbenennung befürwortet, verweist auf die rassistischen Verwicklungen des Worts »Mohr« beziehungsweise des M-Worts. Die Bedeutung des Worts »Mohr« hat sich in seiner mehrere hundert Jahre alten Geschichte gewandelt. Ein wichtiger Kritikpunkt ist, dass es sich hierbei um eine Fremdbezeichnung handelt. Europäisch geprägt, bezeichnete es zunächst Menschen aus dem äthiopischen Raum, später Menschen aus dem nordafrikanischen und spanischen Raum und schließlich Schwarze Menschen.

Es wurde darauf aufmerksam gemacht, dass der Ausdruck bereits im Mittelalter abwertend war. Im Christentum benutzten sie ihn damals für das Feindbild der Mauren. Mit dem europäischen Kolonialismus und dem Sklavenhandel wurde der Begriff dann anders abgesteckt. Wie im Nachschlagewerk »Afrika und die deutsche Sprache« von Susan Arndt und Antje Hornscheidt zusammengefasst, wird der Begriff infolgedessen heute mit Schuld, mit dem Bild des »noblen Wilden« und mit der Vorstellung des unterwürfigen afrikanischen Dieners in Verbindung gebracht.1

Die letztgenannte Assoziation kommt auch in zahlreichen Logos von M-Apotheken zum Ausdruck. Hier werden »Mohren« in unterwürfiger Pose, beispielsweise eine Schale herbeitragend, und in stereotypisierender Weise mit großen Lippen, Ohrringen und Federschmuck gezeigt. In diesen Verbildlichungen wird vielleicht am deutlichsten, wie sehr das M-Wort mit der kolonialen Ausbeutung von Schwarzen Menschen verwoben ist. Es lässt sich nicht von der Kolonialgeschichte und einem europäischen Überlegenheitsdenken trennen. 

Während für das 16. Jahrhundert ungewiss ist, wie das M-Wort in Apothekennamen gemeint war, stellt sich diese Frage für spätere Jahrhunderte nicht. Hier ist gut belegt, dass der »Mohr« rassistisch aufgeladen wurde. Die Namen sind Ausdruck eines strukturellen oder institutionellen Rassismus, der sich in den öffentlichen Raum eingeschrieben hat.

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