Mehr als motorische Symptome |
Sven Siebenand |
04.02.2025 15:30 Uhr |
Morbus Parkinson ist eine der häufigsten neurodegenerativen Erkrankungen. Weltweit leben rund zehn Millionen Betroffene. / © Adobe Stock/SecondSide
Morbus Parkinson ist eine Multisystemerkrankung und es treten längst nicht nur Bewegungsstörungen auf. Darauf wies Dr. Isabel Waltering von der Universität Münster hin. Die Apothekerin ging zum Beispiel auf das Thema Magen-Darm-Störungen ein. Ursache sei meist eine verzögerte Magenentleerung und es komme bei vielen Patienten zu Obstipation durch eine gestörte Darmmuskulatur. »Laxanzien sind zulasten der GKV bei Parkinson verordnungsfähig«, informierte Waltering.
Auch Blasenfunktionsstörungen sind alles andere als eine Seltenheit bei Parkinson. Etwa die Hälfte der Patienten ist davon betroffen. Als mögliche Therapieoptionen nannte Waltering Fesoterodin, Trospiumchlorid und Mirabegron.
Eine Orthostase ist laut der Referentin ein weiteres mögliches Problem. »Parkinson-Patienten sind prädestiniert dafür; die Medikamente können die Orthostase fördern.« Waltering informierte, dass Domperidon die durch dopaminerge Substanzen ausgelöste Hypotonie verbessern kann. Allerdings sollte der Einsatz aufgrund möglicher Nebenwirkungen, zu denen etwa eine QT-Zeit-Verlängerung zählt, nur noch für maximal zehn Tage erwogen werden.
Treten Psychosen auf, so ist für Waltering Clozapin Mittel der Wahl. Allerdings könne der Wirkstoff zu Hypersalivation führen. Bei begleitender Demenz kämen auch Cholinesterase-Hemmer infrage. Zugelassen dafür sei aber nur Rivastigmin. Für Donepezil gebe es zwar eine belegte Wirkung, aber keine Zulassung, sodass der Einsatz off Label erfolge.
Was tun bei Schlafstörungen? Auch hierzu hatte Waltering einige Ratschläge. Bei Insomnie mit Durchschlafstörungen sollte Zopiclon versucht werden. Für Melatonin hingegen gebe es keine Evidenz der Wirksamkeit. Ein Restless-Legs-Syndrom verstärke zusätzlich die Problematik, so Waltering. In diesem Fall sollten das Serum-Ferritin und die Transferrin-Sättigung überprüft werden. Die Apothekerin gab noch einen nicht pharmakologischen Tipp: »Bei Problemen beim Umdrehen im Bett durch Akinesie kann man auch zum Tragen eines Satin-Schlafanzugs in der Nacht raten.«
Der Apotheker als Wissensmanager - mehr Sicherheit für Arzt und Patient. So lautete das Motto des Kongresses für Arzneimittelinformation in Köln. / © Eurokongress GmbH
In Sachen Hautpflege ging die Referentin unter anderem auf die Pflege der Lidränder und den Einsatz von künstlichen Tränen gegen trockene Augen ein. Auch die Nasenschleimhaut könne bei den Patienten schneller austrocknen, was wiederum die Infektionsgefahr erhöht. Daher riet Waltering zu Nasenspülung und Pflege mit Nasensalbe.
Bei Sialorrhoe, also einem unkontrollierten Speichelfluss, gibt es verschiedene pharmakologische Therapiemöglichkeiten, die aber alle off Label sind. Als Beispiele nannte Waltering Pirenzepin, Ipratropium-Spray oder Atropin-Augentropfen, die auf die Zunge geträufelt werden.
Abschließend gab die Apothekerin auch zum Thema Ernährung einige Ratschläge. »Rigor, Dyskinesien und Tremor benötigen viel Energie, sodass daran zu denken ist, die Kalorienzufuhr anzupassen.«