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Früher Alkoholkonsum fördert Abhängigkeit

16.02.2004  00:00 Uhr

Früher Alkoholkonsum fördert Abhängigkeit

von Conny Becker, Berlin

Fangen Jugendliche vor dem 15. Lebensjahr an, Alkohol zu konsumieren, erhöht sich für sie das Risiko für eine Alkoholabhängigkeit um den Faktor vier, sagte Professor Dr. Karl Mann auf einer Pressekonferenz des Bundesministeriums für Bildung und Forschung in Berlin.

Immer mehr Kinder trinken immer früher Alkohol. Dies zeigt die nordrhein-westfälische HBSC-Studie (health behaviour at school-aged children). In den Jahren 1993/94 bis 2001/02 stieg die Rate der 15-jährigen Mädchen, die regelmäßig Alkohol tranken, von 18 auf 25 Prozent, bei den gleichaltrigen Jungen von 25 auf 37 Prozent. 2002 konsumierten selbst bei den 13-Jährigen 11 Prozent der Jungen und 9 Prozent der Mädchen alkoholische Getränke – mehr als das Doppelte wie zu Beginn der Studie.

Der frühe Alkoholkonsum fördere eine spätere Abhängigkeit, so Mann. Laut einer amerikanischen Studie beträgt das Risiko, abhängig zu werden, rund 25 Prozent, wenn Jugendliche mit 17 Jahren mit dem regelmäßigen Alkoholkonsum beginnen, und steigt auf 45 Prozent bei Kindern, die bereits mit unter 13 Jahren beginnen. Eine eigene Untersuchung von Mann, dem Sprecher der BMBF-Suchtforschungsverbünde, mit 212 Alkoholabhängigen ergab, dass die Süchtigen im Durchschnitt mit 15 Jahren zum ersten Mal Alkohol tranken.

Gefährlich sei ein früher Einstieg jedoch nicht nur im Hinblick auf das gesteigerte Abhängigkeitsrisiko und dessen soziale und ökonomische Folgen. Auch gesundheitlich sei er sehr bedenklich, da die Entwicklung des Gehirns im Jugendalter noch nicht abgeschlossen ist. So nimmt zum Beispiel die Myelinisierung, die die Reizweiterleitung der Nervenzellen verbessert, noch bis zum 30. Lebensjahr zu, wird aber durch Alkohol gehemmt. Synapsen bilden sich vermehrt zwischen dem 10. und 16. Lebensjahr, in der Zeit, in die der erste Alkoholkonsum fällt. Aus diesen Gründen sei zu verstehen, dass regelmäßiger Alkoholkonsum emotionales und kognitives Lernen störe, sagte Mann.

Eine amerikanische Studie ging der Frage nach, ob Jugendliche mit Alkoholproblem auf Werbebilder alkoholischer Getränke anders ansprechen als nur gelegentlich trinkende Gleichaltrige. Dazu machten die Wissenschaftler die Hirnaktivitäten mittels Magnetresonanztomographie sichtbar und konnten bei denen, die mehrmals im Monat tranken, die stärksten Reaktionen erkennen. Laut Mann sprechen vor allem drei Gehirnregionen auf Alkoholwerbungen an: der frontale Cortex (wichtig für Problemlösung und Handlungsplanung), der Nucleus accumbens (Teil des Belohnungssystems) und der Hypothalamus (beteiligt an der Stressentstehung). Die Studie zeige, dass Alkoholkonsum die Funktionen im Gehirn tatsächlich beeinflusst, sagte Mann.

Um aktuelle und bundesweite Zahlen zu Alkohol-, Tabak- und Drogenkonsum, aber auch zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, ihrem Umwelt- und Ernährungsverhalten und dem Maß an körperlicher Aktivität zu erhalten, hat das BMBF gemeinsam mit dem Robert-Koch-Institut und dem Bundesgesundheitsministerium im Mai vergangenen Jahres einen Kinder- und Jugendsurvey gestartet. Die Ergebnisse werden 2006 bekannt gegeben.

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