Genetischer Schalter des Schmerzempfindens entdeckt |
14.01.2002 00:00 Uhr |
dpa Kanadische Forscher sind genetischen Vorgängen bei der Schmerzverarbeitung auf die Spur gekommen und hoffen, das Übel künftig an der Wurzel packen zu können.
Michael Salter, Direktor des Zentrums für Schmerzforschung an der Universität Toronto, und Kollegen berichten in der Fachzeitschrift "Cell" vom Freitag, dass genetisch manipulierte Mäuse ohne das Gen DREAM gar nicht oder kaum mehr Schmerz empfinden. DREAM steht für Downstream Regulatory Element Antagonistic Modulator.
Die Körperfunktionen der kleinen Nager waren bis auf das fehlende Schmerzempfinden völlig normal. Die Tiere ließen keine Einbußen an ihrer Bewegungs- und Lernfähigkeit sowie ihrem Erinnerungsvermögen erkennen. Das bedeutet nach Interpretation der kanadischen Forscher, dass sich das DREAM-Gen gezielt durch Medikamente ausschalten lassen müsste, ohne dass der Patient bei der Ausführung seiner alltäglichen Aufgaben beeinträchtigt wird.
Die Versuchstiere ohne DREAM-Gen blieben von allen Arten Schmerz weitgehend verschont. Das galt auch für Schmerzen, die durch Entzündungen oder Nervenstörungen hervorgerufen wurden. Selbst die nach Nervenverletzungen üblichen chronisch stechenden Schmerzen blieben aus oder wurden zumindest stark unterdrückt.
Das DREAM-Gen spielt eine Rolle bei der Produktion der Körpersubstanz
Dynorphin. Dies Peptid gehört zu den Endorphinen, die als Reaktion auf
Stress oder Schmerz ausgeschüttet werden. Die kanadischen Forscher
beobachteten bei den kleinen Nagern, dass die Abwesenheit des DREAM-Gens
zu einer erhöhten Dynorphin-Produktion in jener Region des Rückenmarks
führte, die für die Übertragung und Kontrolle von Schmerzmeldungen
zuständig ist.
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