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Antikörper umzingeln Tumorzellen von mehreren Seiten

20.12.1999  00:00 Uhr

- Medizin Govi-Verlag

Antikörper umzingeln Tumorzellen von mehreren Seiten

von Elke Wolf, Bad Homburg

Neue Antikörper machen es Tumorzellen schwer zu überleben. Sie hetzen gleich zwei verschiedene Typen immunkompetenter Zellen auf die Krebszellen. Dadurch wird ihr Angriff besonders effektiv. Im nächsten Jahr sollen klinische Studien mit den neuen bispezifischen Antikörpern für die adjuvante Krebstherapie beginnen.

Bei den neuen Wirkstoffen handelt es sich um intakte Immunglobuline, die Krebszellen gezielt mit zwei unterschiedlichen Abwehrzellen des Immunsystems, T-Zellen und Makrophagen, zusammenbringen und dadurch die Tumorzelle zerstören. Entwickelt wurden sie vom Münchner Biotechnologie-Unternehmen Trion Pharma. Jetzt sollen die bispezifischen Antikörper mit Unterstützung von Fresenius HemoCare Marktreife erlangen.

Bispezifische Antikörper besitzen im Gegensatz zu monospezifischen zwei unterschiedliche Antigenbindungsstellen. Daher können sie sowohl Tumorzellen als auch T-Zellen binden, was die T-Zellen zunächst aktiviert, die anschließend die Tumorzellen zerstören. Die Antikörper aus der Trion-Pharma-Pipeline unterscheiden sich von herkömmlichen bispezifischen Antikörpern, indem an sie zusätzlich über ihr Fc-Fragment ein dritter Zelltyp andocken kann, Makrophagen und Killerzellen. "Durch die dritte Zelle kommt neue Qualität in die Therapie mit Antikörpern", erklärte Dr. Horst Lindhofer von Trion Pharma auf einer Pressekonferenz. Möglich sei dies durch die besondere Struktur der Fc-Region. Sie entstehe, weil es sich bei dem Antikörper um ein Hybrid aus Maus- und Rattenantikörper handele.

Lindhofer hat die Wirksamkeit zweier intakter bispezifischer Antikörper in präklinischen Tests belegt. Die Bindungsstellen von Removab® erkennen CD3, ein Oberflächenprotein des T-Lymphozyten, und EpCAM (Epithelial Cell Adhesion Molecule), ein Oberflächenprotein epithelialer Tumorzellen. Die Bindungsstellen von Rexomab® erkennen neben CD3 auch HER2/neu, ein Onkoprotein auf der Oberfläche von Tumorzellen. Aus den Bindungsstellen ergibt sich das potenzielle Einsatzgebiet der Antikörper. Sie erkennen epitheliale Tumorzellen, etwa Mamma-, Ovarial-, Lungen-oder Kolonkarzinomzellen, die auf ihrer Oberfläche die entsprechenden Antigene EpCAM und/oder HER2/neu tragen.

Versuche an Mäusen und erste klinische Daten von Patienten deuten darauf hin, dass die Antikörper nach systemischer Gabe Tumorzellen eliminieren, die nach chirurgischem Entfernen des Primärtumors im Körper verblieben sind. So könnte man einer Metastasierung zuvorkommen. "Für die Primärtherapie sind die Antikörper nicht geeignet. Man kann keine soliden Tumoren zum Abschmelzen bringen. Sie wirken nur gegen einzelne Zellen oder kleinere Zellverbände bis rund fünf Millimeter Durchmesser", sagte Lindhofer.

Neben der In-vivo-Therapie verfolgen die beiden Unternehmen zunächst die Möglichkeit, die Antikörper ex vivo einzusetzen. Mit Removall®, einer Kombination von Removab und Rexomab, kann man für die Blutbildung wichtige Stammzellen leicht von Tumorzellen reinigen. Aphereseprodukte für Stammzelltransplantationen waren innerhalb von 24 Stunden komplett von darin enthaltenen Tumorzellen befreit, wenn man sie außerhalb des Körpers mit Removall versetzte. Die Unternehmen hoffen, bis Ende 2000 genügend Daten beisammen zu haben, um Removall als Medizinprodukt zuzulassen. Indikation soll die Reinigung von Stammzelltransplantaten bei Frauen mit Brustkrebs sein, die eine Hochdosistherapie erhalten werden.

Stammzellen werden den Patientinnen vor einer Hochdosis-Chemotherapie bei Brustkrebs entnommen, um die Zellen vor einer Schädigung zu bewahren. Nach der Behandlung werden sie der Patientin zurückgegeben, um deren blutbildendes System wieder aufzubauen. Durch die Reinigung der Zellen wollen die Wissenschaftler das Risiko für ein Rezidiv senken.

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