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Moskitos im Anflug

22.11.1999  00:00 Uhr

- Medizin Govi-Verlag

REISEMEDIZIN

Moskitos im Anflug

von Joachim Büger, Nürnberg und Burkhard Rieke, Düsseldorf

Ausgiebiger Regen schafft derzeit in vielen tropischen Ländern paradiesische Bedingungen für Stechmücken. Kein Wunder, dass Dengue-Fieber, Malaria und die japanische Enzephalitis auf dem Vormarsch sind. Die Cholera tritt vor allem in Überschwemmungsgebieten auf, wo sauberes Trinkwasser Mangelware ist. Spitzenreiter ist dabei zurzeit Guatemala.

Angola

In den Monaten August und September ist in Yambala, in einer schwer zugänglichen Siedlung in der Municipality Cubal (Provinz Benguela) die Meningokokken-Meningitis ausgebrochen, verursacht von Neisseria meningitidis, Serogruppe A. Es wird von 253 Erkrankungen und 147 Toten berichtet. Die eigentliche Hauptausbruchszeit - Dezember bis Mai - steht erst noch bevor.

Australien

Für den gesamten Südwesten warnen offizielle Stellen vor dem „Ross River Virus". Regenfälle und steigende Temperaturen bieten den Überträger-Moskitos ideale Lebensbedingungen. Das Virus wurde bereits im Küstengebiet zwischen Rockingham und Augusta nachgewiesen. Betroffen ist jedoch nicht nur der Küstenbereich. Symptome sind schmerzhafte oder geschwollene Gelenke, Muskelschmerzen, Haut-Ausschläge, Fieber, andauernde Mattigkeit und Kopfschmerzen.

Chile

In Südchile erkrankten 21 Personen an Trichinellose. Besonders stark betroffen ist ein Gebiet im Einzugsbereich des Herminda Martin de Chillan Hospitals etwa 400 Kilometer südlich von Santiago. Reisende sollten auf keinen Fall nicht vollständig gegartes Fleisch essen.

El Salvador

Bereits zwei Tage nach dem letzten Bericht (21 Fälle) erhöhte sich die Anzahl der Menschen, die an Dengue-Fieber erkrankten, auf 32. Vier Kinder sind gestorben. Es wurde Gesundheitsalarm gegeben. Die tatsächlichen Zahlen dürften höher liegen.

Guatemala

In 14 der 22 Departements Guatemalas gaben die Behörden "Roten Alarm" (in den restlichen "gelben") wegen einer großen Zahl an Diarrhöe- (134 000) und Cholera-Erkrankungen (1163 Verdachtsfälle, 196 laborbestätigt, zwölf Tote) nach den schweren Regenfällen.

Honduras

Nach den letzten Regenfällen wurde Dengue-Alarm ausgerufen, Experten befürchen den Ausbruch des Dengue-hämorrhagischen Fiebers. In diesem Jahr sind in dem mittelamerikanischen Land bisher 12 457 Menschen am Dengue-Fieber erkrankt, bei 33 kam es zum Dengue-hämorrhagischen Fieber, fünf Menschen starben daran. Im Vergleich zum Vorjahr gingen die Zahlen allerdings zurück.

Indien

Nach dem Wirbelsturm besteht in Orissa Seuchengefahr. Bisher wurden etwa 50 Cholerafälle in der Region beobachtet. 10 000 Menschen sind seither gestorben, über 20 000 Durchfallerkrankungen traten auf, 40 Menschen sind daran gestorben. Am stärksten betroffen ist der Distrikt Jagatsinghpur.

Außerdem starben in den letzten zwei Monaten fast einhundert Kinder im südlichen Staat Andhra Pradesh an der japanischen Enzephalitis. Insgesamt traten 463 Erkrankungen in zehn Distikten auf. Die Situation ist in Kurnool, Anantapur und Prakasam am schlimmsten, Hyderabad ist nicht betroffen.

Madras (Chennai) hält den traurigen Rekord, die Stadt mit den meisten Malaria-Erkrankungen im gesamten Süd- und Südostasien zu sein. Diese Spitzenstellung hat Madras auch im Südstaat Tamil Nadu mit 72 Prozent der landesweiten Malaria-Fälle. Grund dafür sind die mangelhaften Mosquito-Bekämpfungsmaßnahmen. Auch für andere von Insekten übertragene Krankheiten wie Dengue (80 Prozent der landesweiten Fälle) und lymphatische Filariose besteht ein relativ hohes Risiko.

Kenia

In Kenia wurde Anfang November offiziell Malaria-Alarm gegeben, nachdem die Erkrankungszahlen alarmierend gestiegen sind. Über 30 Prozent der Kapazität der ambulanten Einrichtungen sind durch Malaria-Erkrankungen ausgelastet. Neuerdings sind auch höher gelegene Gebiete, die bisher als malariafrei galten, von Epidemien betroffen. Es wurde noch einmal betont, dass aufgrund der hohen Chloroquinresistenzen dieses Medikament hier nicht zur Behandlung der Malaria verwendet werden soll.

Madagaskar

Die Gesundheitsbehörden haben Cholera-Alarm gegeben, weil sie aufgrund der bevorstehenden Regenzeit vermehrt Erkrankungen befürchten. Seit März starben 452 Menschen an Cholera in den von der Epidemie betroffenen drei Provinzen Majunga im Nordwesten, Diego-Suarez im extremen Norden und der Hauptstadt Antananarivo.

Malawi

Im Lake Malawi kam es zu einem mysteriösen Fischsterben. Als Gründe werden chemische Gifte oder natürliche Ursachen diskutiert, wie ein durch Klimaveränderungen gestörtes Wachstum der Algen im See.

Mexiko

In Nordmexiko steigen die Zahlen der Dengue-Fieber-Erkrankungen, zuletzt kam es allein in Nuevo Leon zu 5500 Erkrankungen mit fünf Toten. 150 Menschen litten am Dengue-hämorrhagischen Fieber. Weitere 500 Erkrankungen mit zwei Toten meldet der Nachbarstaat Tamaulipas. Auch aus dem Staat Coahuila (im Norden) wurden 77 laborbestätigte Fälle berichetet, davon eine Person mit Dengue-hämorrhagischem Fieber.

Neuseeland

In Hawke's Bay ist bei 67 Menschen die Kryptosporidiose aufgetreten. Dies sind über achtmal so viele wie im letzten Jahr zur selben Zeit. Symptome sind blutige Diarrhöe und starke Bauchschmerzen. Eine Cryptosporidien-Infektion kann man durch ausreichende Hygiene verhindern. Die Oozysten sind sehr infektiös, stammen aus dem Kot von infizierten Tieren oder Menschen und werden durch Schmierinfektionen übertragen. Riskant sind möglicherweise öffentliche Schwimmbäder.

Russische Föderation

Ein hämorrhagisches Fieber (wahrscheinlich das hier endemische und durch Zecken übertragene Krim-Kongo-Fieber oder hämorrhagisches Fieber mit Nierensyndrom, eine Hantavirus-Infektion) ist in der Stadt Pokhvistnevo in der Region Samara mit bisher 62 Erkrankungen ausgebrochen. Infiziert hatten sich fast alle Patienten bei der Ernte auf Feldern, die nah am Wald liegen. Etwa 30 Prozent aller Nagetiere sind Krim-Kongo-Virusträger. Samara liegt in der Region Povolzhsky in Zentral-Russland, 859 km südlich von Moskau an der Wolga.

Vor zwei Jahren ereignete sich hier ein ähnlicher Krim-Kongo-Ausbruch mit 2000 Erkrankten.

Sambia

Im Chibombo Distrikt, „North Central Province", ist die Cholera ausgebrochen.

Somalia

In der nordwestlich gelegenen Hafenstadt Bossaso sind in den letzten drei Monaten 860 Menschen an Cholera erkrankt, 45 starben. Die Stadt wurde offziell zum Ausbruchsgebiet erklärt.

Spanien

In der Region Valencia ist nach dem Genuss von importierten Herzmuscheln aus Peru Hepatitis A aufgetreten. Erste Meldungen über Hepatitis-A-Infektionen kamen schon Ende September, aktuell sind 119 Menschen erkrankt. Der Transport der Muscheln auch in andere Regionen Spaniens konnte wegen der langen Inkubationszeit von 30 Tagen nicht verhindert werden.

Sudan

Im Grenzgebiet zwischen Sudan und Zentralafrikanischer Republik sowie Zaire leiden derzeit besonders viele Menschen an der von Trypanosomen verursachten Schlafkrankheit. Im Tambura County im Südwesten des Staats Western Equatoria sind 20 Prozent der Bevölkerung chronisch an Trypanosomose erkrankt, hohe Zahlen werden auch aus Yambio, Yei und Maridi gemeldet. In Tambura County ist Ezo mit 30 Prozent Infizierten am schlimmsten betroffen, gefolgt von Yubu, Tambura-Stadt und Mpoi. In diesem Länderdreieck gibt es besonders viele Tsetse-Fliegen, es sind also auch in den Nachbarländern Zentralafrikanische Republik und Zaire viele Erkrankungen zu erwarten.

Thailand

In diesem Jahr sind 2300 Menschen an Leptospirose erkrankt, 136 sind gestorben. Dies sind die höchsten Leptospirosezahlen bisher. Am meisten betroffen ist das arme Nordostthailand

Uganda

Nach den Meldungen vom Jahresanfang sind nun erneut vergiftete Fische aus dem Viktoriasee aufgetaucht. In Uganda (vor allem in Kampala und Umgebung) sind bereits fünf Menschen gestorben, 87 sind in Behandlung.

USA

Auch in Baltimore südlich von New York City wurde das West-Nil-ähnliche Virus, das die St. Louis-Enzephalitis verursacht, nachgewiesen. Menschen sind bisher allerdings nicht erkrankt.

Zaire

Insbesondere in den östlichen Provinzen hat sich die epidemiologische Situation verschlechtert. Zu Cholera-Ausbrüchen kam es in South Kivu (in den Gebieten Walungu, Lemera, Uvira und Katana), in Teilen North Kivus, in der Provinz Orientale und in Kinshasa. Eine Meningitis-Epidemie in Lubumbashi scheint unter Kontrolle zu sein.

Grund für die immer schwereren Manifestationen des Dengue-Fiebers ist die zunehmende Mobilität der Bevölkerung. Dadurch gelangen Menschen nach einer überstandenen Infektion in Gebiete, in denen ein anderer Serotyp vorherrscht. Die neuen Viren werden dann zwar mit Antikörpern beladen, die das Immunsystem nach der Erstinfektion gebildet hat. Die Erreger werden dadurch aber nicht neutralisiert, sondern im Gegenteil von Zellen aufgenommen. Dadurch kommt es zur schweren hämorrhagischen Form des Dengue-Fiebers.

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