Nephropathie: Die Proteinurie stoppen |
17.11.1997 00:00 Uhr |
Medizin
Bei Patienten mit Nephropathie gilt es unbedingt, die Proteinurie zu
stoppen. Nur dann ist von einer Hemmung der Progression auszugeben.
Gelingt es nicht, die Proteinurie - und das bedeutet auch eine
Mikroalbuminurie - zu normalisieren, so muß mit einem Fortschreiten der
Nierenschäden bis hin zur terminalen Niereninsuffizienz gerechnet werden.
Grundlage der erhobenen Forderungen ist die Tatsache, daß die Proteinurie, anders als
früher geglaubt, offenbar per se und damit unabhängig vom Blutdruck für den
progressiven Abfall der glomerulären Filtrationsrate verantwortlich ist, führte Professor
Dr. Dick de Zeeuw, Groningen, aus. Die Reduktion der Nephropathie kommt nach
seinen Worten immer einer Nephroprotektion gleich und das unabhängig vom
intraglomulären Druck und vom systemischen Blutdruck. Dies gilt sowohl für die
diabetische Nephropathie als auch für Standardnierenerkrankungen, die mit einer
Eiweißausscheidung einhergehen, betonten Experten beim 28. Kongreß der
Gesellschaft für Nephrologie in Aachen.
Sind diese Parameter aber erhöht, so muß zugleich für eine Blutdrucknormalisierung
gesorgt werden, um die Niere zu entlasten. Auch hier gibt es Neuerungen, denn die
von der WHO definierten Zielblutdruckwerte gelten keinesfalls für Patienten mit bereits
manifester Glomerolussklerose. "Bei ihnen muß der Blutdruck weit tiefer gesenkt
werden", forderte Professor Dr. Eberhard Ritz aus Heidelberg. 130/80 mmHg sind die
Obergrenze, aus Sicht der Niere wären eigentlich noch niedrigere Blutdruckwerte
wünschenswert.
Mit einer Monotherapie sind diese aber kaum zu erzielen, gab Professor Dr. Peter
Weidmann aus Bern zu bedenken. Er sprach sich bei Patienten mit Nephropathie
generell für eine Behandlung mit einem ACE-Hemmer aus, da der nephroprotektive
Effekt dieser Wirkstoffe sicher belegt sei, sowohl bei Diabetikern als auch bei
Nicht-Diabetikern.
Reicht diese Strategie nicht aus, so kann der ACE-Hemmer mit einem
Calciumantagonisten kombiniert werden, am besten mit einem vom Verapamil-Typ,
der auf die Niere günstiger wirkt als die Dihydropyridine. Studien in den Vereinigten
Staaten haben nach Weidmann ergeben, daß durch die Kombinationsbehandlung die
Progression der Nephropathie aufgehalten werden kann.
Es zeigte sich ferner, daß sich bei Kombination des ACE-Hemmers Trandolapril mit
langwirksamen Verapamil eindeutig synergistische Effekte ergeben, und zwar im
Hinblick auf die Blutdrucksenkung wie auch die Reduktion der Proteinurie. Die
Kombinationstherapie war effektiver als die Behandlung mit den Einzelsubstanzen.
Inwieweit dies klinisch relevant sei, so Weidmann, müßten weitere kontrollierte Studien
zeigen.
PZ-Artikel von Christine Vetter, Aachen
© 1997 GOVI-Verlag
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