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Kältetherapie im Test

27.10.1997  00:00 Uhr

- Medizin

Govi-Verlag

Kältetherapie im Test

Ein kürzlich in den Markt eingeführtes Kältetuch wird zur lokalen Kühlung bei Entzündungen, Verspannungen und Gelenkbeschwerden eingesetzt. Als Wirkprinzip gilt der konvektive Wärmeentzug, der durch die Verdunstung mentholhaltiger Substanzen zustandekommt, die in einem Gel unter der Trägerfolie aufgebracht sind. Die Anwendung des im Anatomischen Institut an der Universität Mainz an acht Probanden untersuchten Tuches erfolgt nach Entfernung der Schutzfolie durch leichtes Dehnen des Tuches. Ein Fixierungsmittel ist meist nicht erforderlich.

Die Untersuchung erfolgte an acht Probanden im einfachen, offenen Vergleich. Verglichen wurden sowohl die individuellen Ergebnisse an zwei verschiedenen Testarealen der Probanden als auch die Unterschiede zwischen den Versuchspersonen. Parallel zur infrarot-thermographischen Bestimmung der Hautoberflächentemperaturen erfolgte eine geeichte Kontakt-Temperaturmessung an einem Referenzpunkt in den Untersuchungs- und Kontrollgebieten.

Einbezogen waren acht gesunde, mitteleuropäische Probanden im Alter zwischen 18 und 40 Jahren, die mindestens sechs Wochen vor der Untersuchung an keiner anderen Studie beteiligt waren. Die Probanden wurden zunächst an die gegebene Raumtemperatur von 26°C angepaßt, anschließend wurden die Eckpunkte der vorgesehenen Meßareale über dem Musculus trapezius (Kapuzenmuskel) und der paravertebralen Muskulatur (seitlich der Wirbelsäule) markiert. Nach einer ersten Thermographie (Leeraufnahme) der Meßorte erfolgte 15 Minuten nach Applikation des Kältetuchs eine erneute thermographische Messung; das Tuch wurde maximal 2 Minuten vorher abgenommen.

Zur weiteren Kontrolle wurde dann an einem definierten Punkt in den Test- und Kontrollfeldern die Oberflächentemperatur mit zwei Fühlern gemessen. Innerhalb von 40 Sekunden danach wurde das gleiche Kältetuch wieder auf die Testfelder gebracht. Dieses Vorgehen wurde 30, 60, 120, 180 und 240 Minuten nach der ersten Applikation wiederholt.

Die Messungen erfolgten mit einer stickstoffgekühlten Zeiss Ikotherm Anlage mit eingebauter Referenz- und Temperaturkontrolle. Die geometrische Auflösung betrug bei gegebenem Kamera-Objekt-Abstand (circa 1,10 m) rund 1 mm², die thermische Auflösung war besser als 0,1 K. Die Umgebungstemperatur betrug 26,5 ± 0,8°C bei einer relativen Luftfeuchte von 62 Prozent. Der Untersuchungsraum wurde von Infrarot-Fremdstrahlern abgeschirmt und indirekt beleuchtet. Die Luftmassenbewegungen lagen mit weniger als 0,1 m/s unter der Signifikanzgrenze.

Ergebnisse


Die Auswertung der Infrarot-Thermogramme ergab trotz individueller Schwankungen eine signifikante Temperaturabnahme nach Anwendung des Kältetuchs. Bei der ersten Messung, 15 Minuten nach Applikation, ließen sich über der Schulter bereits Temperatursenkungen von 2,5 bis 4°C nachweisen. Über dem Testgebiet, der paravertebralen Rückenmuskulatur, lag die Temperaturabnahme zu diesem Zeitpunkt zwischen 2,8 und 4,1°C.

Am stärksten ausgeprägt war der Kühlungseffekt nach 30 und 60 Minuten. So sank nach einer halben Stunde die Temperatur über der Schulter um 3,2 bis 4,1°C und über dem Rücken um 2,6 bis 4,3°C.

Die Wirkdauer lag zwischen 2,6 und 4 Stunden, der Haupteffekt zwischen den ersten Minuten bis zur dritten Stunde. Danach erscheint mit Temperatursenkungen von teilweise unter 1°C ein therapeutischer Nutzen wenig wahrscheinlich.

Die Autoren der Untersuchung vermuten, daß die Wirkung außerdem im Zusammenhang mit der Umgebungstemperatur steht. Der Temperaturwechsel in den Kontrollgebieten zeige, daß die gewählte Umgebungstemperatur etwas niedriger hätte sein können, schreiben sie. Bei einer niedrigeren Raumtemperatur wäre von einem stärkeren Effekt auszugehen.

Artikel von der PZ-Redaktion
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