Hauterkrankungen: Apotheker sollten dieSymptome kennen |
27.10.1997 00:00 Uhr |
Medizin
Die gesunde Haut des Menschen ist ständig mit Keimen besiedelt.
Abhängig von der Beschaffenheit der Haut variiert ihre Anzahl zwischen 100
bis 1000 Keimen pro Quadratzentimeter in trockenen Regionen und einer
Million Keimen pro Quadratzentimeter in talgreichen und feuchten
Regionen. Nur wenn diese sogenannte Standortflora gestört ist, kommt es
zu einer bakteriellen Infektion. Tips für die Beratung bei Hauterkrankungen
in der Apotheke gab Dr. Lutz Schneider beim Workshop "Erkrankungen
der Haut - Therapiebegleitende Beratung durch den Apotheker" im
Rahmen des PZ-Forums beim Expopharm-Kongreß in Düsseldorf.
Eine unphysiologische Hautflora kann durch Toxinbildung des Erregers, durch eine
Verletzung oder abgeschwächte Immunabwehr entstehen. Schneider differenzierte
nach Erkrankungen durch Bakterien der Standortflora, Pyodermien, sekundären
bakteriellen Infektionen der Haut und systemischen bakteriellen Infektionen mit
Hautbeteiligung.
Zu den Erkrankungen durch Bakterien der Standortflora gehört die Zwergflechte,
die durch Vermehrung von Corynebakterien entsteht und durch übermäßige
Schweißbildung und Okklusion durch Kleidung begünstigt wird. Gekennzeichnet ist
sie durch ein scharf begrenztes rotes bis rotbraunes Erythem mit flächiger
Ausdehnung ohne Randbetonung. Eine orale Therapie ist meist unnötig. Im
allgemeinen reiche das Auftragen einer Erythromycinlösung und die Verbesserung
der Körperpflege aus, so Schneider.
Weitere Erkrankungen dieser Kategorie sind Trichobacteriosis axillaris, bei der die
Achselhaare vom Corynebakterium tenue massiv befallen sind, was sich durch einen
gelblich roten bis schwärzlichen Belag manifestiert. Zur Therapie ist die Abrasur der
Haare, regelmäßige Körperpflege sowie eventuell das Auftragen einer
Erythromycinlösung notwendig. Bei der Keratolysis sulcate plantaris, bei der sich die
Hornhaut an der Fußsohle auflöst, sind Coryne- und Brevibakterien Auslöser. Hier
müssen die Füße trockengelegt und mit antimikrobiellen Lösungen behandelt
werden.
Für den Schweißdrüsenabszess sind sowohl eine genetische Disposition, als auch
Corynebakterien, Staphylococcus aureus und weitere gramnegative Keime
ausschlaggebend. Dabei treten in der Achselhöhle rotbraune, zusammenfließende,
verhärtete Knoten auf. Im frühen Stadium kann die Erkrankung mit oraler
Antibiotikagabe behandelt werden. Die Abszesse sollten außerdem vom Arzt
eröffnet werden. Lokal, so Schneider, können antimikrobielle Lösungen aufgetragen
werden.
Pyodermien sind Infektionen der Haut mit eiterbildenden Erregern, vor allem
Staphylokokken und Streptokokken. Je nach Eindringtiefe sind davon verschiedene
Hautschichten betroffen. Dementsprechend bilden sich verschiedene
Krankheitsbilder aus. Im Bereich der Epidermis bilden sich blasige Impetigo und
Dermatitis. Sind die oberen Anteile der Lederhaut betroffen, entstehen Follikulitiden
oder Ekthyma. Dringen die Erreger in tiefere Lederhautschichten ein, zeigen sich bei
Staphylokokken Furunkel, Karbunkel und Phlegmone, bei Streptokokken das
Erisypel und flächige Nekrosen. Bei oberflächlichen Erkrankungen reicht eine lokale
antibiotische Therapie aus. Je tiefer die Haut betroffen ist, desto größer ist die
Gefahr einer Sepsis, deshalb ist in solchen Fällen eine systemische Behandlung
notwendig.
Virale Erkrankungen
Neben den Bakterien verursachen auch Viren und Pilze (Kasten)
Hauterkrankungen. Die bekanntesten Viruserkrankungen der Haut sind Infektionen
mit Herpes simplex, H. genitalis und H. zoster. Aber auch andere Viren können
Hauterkrankungen verursachen - zum Beispiel die Dellwarzen. Sie werden durch ein
DNA-Virus der Pockengruppe ausgelöst. Dellwarzen sind derbe, zentral eingedellte
Papeln, die in der Größe von Stecknadelkopf- bis Erbsengröße variieren können.
Gefährdet sind vor allem Kinder mit endogenem Ekzem und Patienten mit
Immunschwäche. Die Vermehrung der Warzen erfolgt durch Selbstinfektion.
Deshalb sollte das Aufkratzen unterbleiben. In vielen Fällen bilden sich die Warzen
spontan zurück, so daß bei einzelnen Warzen die oberflächliche Desinfektion mit
PVP-Jod ausreichen kann. Auch Behandlungen mit Salicylsäurezubereitungen kann
sinnvoll sein. Die Anwendung von Vitamin-A-Säure-Zubereitungen in der
Konzentration von 0,05 bis 0,1 Prozent werde wegen der starken Hautreizung von
manchen Dermatologen kritisch bewertet, sagte Schneider.
Die humanen Papillomviren (HPV) bilden gutartige Warzen auf der Haut und den
Schleimhäuten. Man unterscheidet Flachwarzen, vulgäre Warzen, Dornwarzen und
Feigenwarzen. Feigenwarzen treten besonders im Genitalbereich auf und werden
neuerdings mit Laserbehandlung entfernt. Vulgäre und Dornwarzen werden in den
meisten Fällen keratolytisch behandelt. Flachwarzen heilen häufig spontan.
Schneider wies darauf hin, daß es auch für den Apotheker wichtig ist, die Symptome
der Hauterkrankungen zu kennen; einerseits, um dem Patienten die richtige
Medikation zu empfehlen, andererseits um ihn bei entsprechend schwerer
Erkrankung zum Arzt zu schicken.
Mykosen
Zu den Mykosen zählen alle Hauterkrankungen, die durch Pilze verursacht werden.
Dabei können alle Hautregionen und auch Schleimhäute befallen sein. Voraussetzung
für eine Mykoseerkrankung ist eine Verschiebung des Gleichgewichts zwischen
Erreger und Wirt. Die Erreger werden in Dermatophyten, Hefen und Schimmelpilze
unterteilt. Sehr häufig ist der sogenannte Fußpilz, der durch eine
Dermatophyteninfektion ausgelöst wird. Die Infektion erfolgt - meist in
Schwimmbädern - durch infizierte Schuppen, die man aufnimmt. Die für den Erreger
günstigsten Verbreitungsräume liegen zwischen den Zehen, können sich aber sehr
schnell über den Fuß ausbreiten. Das Erscheinungsbild reicht von Rötungen über
Aufquellungen bis zur Rhagadenbildung. In den meisten Fällen reicht eine
antimykotische Lokaltherapie. Der Patient sollte zusätzlich darauf achten, seine Füße
trocken und warm zu halten. Außerdem sollte er seine Schuhe mit anitmykotischem
Puder behandeln oder vernichten.
PZ-Artikel von Monika Noll, Düsseldorf
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