DGE gibt Ernährungsempfehlungen |
08.07.2002 00:00 Uhr |
Nitrofen
von Ulrike Wagner, Eschborn
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat angesichts des Nitrofen-Skandals Ernährungsempfehlungen herausgegeben. Schwangere, Stillende und Kinder gelten als besonders gefährdet, auch wenn eine endgültige Risikobewertung auf Grund der unzureichenden Datenlage zurzeit noch nicht möglich ist.
Für die Aufnahme von Nitrofen über die Nahrung kann zurzeit keine gesundheitlich unbedenkliche Dosis festgelegt werden. Es gibt also keinen Schwellenwert, bei dessen Überschreitung erst Gefahr droht. Der einmalige beziehungsweise gelegentliche Verzehr stellt jedoch keine akute Gefahr dar - auch wenn Nitrofen als gefährliche und gesundheitsschädigende Substanz einzustufen ist, schreibt die DGE.
Allerdings haben Tierversuche gezeigt, dass bereits geringe Dosen, wie sie beim Verzehr belasteter Lebensmittel erreicht werden können, im Tierversuch fruchtschädigend wirken. Aus diesem Grund ist das gesundheitliche Risiko für Schwangere als am höchsten einzustufen und eine Schädigung des Ungeborenen nicht auszuschließen, informiert die DGE. Schwangere und Stillende sollten Bio-Geflügelprodukte daher nur dann verzehren, wenn eine Unbedenklichkeitserklärung des Herstellers vorliegt. Die DGE empfiehlt den Frauen, Eier, Puten- und Hähnchenfleisch unklarer Herkunft (auch Geflügelwurst, Fertiggerichte mit Geflügelfleisch) zu meiden, bis keine belastete Ware mehr im Handel ist. Vorsorglich sollten diese Empfehlungen auch für Kinder berücksichtigt werden. Allen Verbrauchern rät die DGE, Lebensmittel, die nicht als nitrofenbelastet gelten, bevorzugt zu verwenden, zum Beispiel Kartoffeln, Reis, Hülsenfrüchte, Milch und Milchprodukte. Bereits gekaufte Lebensmittel, die nitrofenbelastet sein könnten, sollten zurückgegeben oder weggeworfen werden.
Bei Nitrofen handelt es sich um eine sehr stabile Substanz, die wasserunlöslich ist und sich in der Natur kaum abbaut. Sie kann sich deshalb in der Nahrungskette zum Beispiel in Pflanzen und auch in Süßwasserfischen anreichern. Nitrofen findet sich als lipophile Substanz vorwiegend in fetthaltigen Geweben und Lebensmitteln. Höhere Konzentrationen wurden zum Beispiel in Eiern, besonders im Eigelb nachgewiesen. Die Belastung von Geflügelfleisch und daraus hergestellten Produkten geht von kontaminiertem Getreide aus, das an die Tiere verfüttert wurde. Bislang nicht betroffen sind Brotgetreide und damit auch Müslis, Frühstücksflocken, Teigwaren, Backwaren et cetera. Nach Angaben der Bundesanstalt für Milchforschung in Kiel geht Nitrofen - falls es an Kühe verfüttert wird - nicht in die Milch über.
Bis 1980 wurden nitrofenhaltige Pflanzenschutzmittel zur Bekämpfung von
Unkräutern unter anderem in Winterweizenkulturen eingesetzt. In der EU sind
Anwendung und Vertrieb von Nitrofen seit 1988 untersagt.
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