Medizin
Sind es die Gene, die Psyche, die
überhöhte Kalorienzufuhr oder die mangelnde Bewegung,
die zum Übergewicht von etwa jedem dritten Deutschen
führen? Jetzt ist ein Virus als angeblich weitere
Ursache dazugekommen: das Adenovirus. Kein Wunder, daß
viele Verbraucher angesichts der unzähligen Hypothesen
um die Ursachen der Fettleibigkeit verunsichert sind.
Viele wissen nicht mehr, was sie noch glauben sollen und
wie sie ihr Gewicht verringern können.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) stellt
dazu in einer Pressemitteilung klar: Die Ursachen für
das Übergewicht sind vielfältig und individuell
verschieden. Falsches Eßverhalten (zuviel, zu fett und
zuviel Süßes), mangelnde Bewegung, Vererbung sowie
psychische Faktoren tragen dazu bei. Ob das Adenovirus
36, das zunächst bei Hühnern und jetzt bei einigen
stark übergewichtigen Menschen festgestellt wurde, eine
weitere Ursache für Übergewicht beim Menschen ist, ist
zur Zeit völlig unklar. Fest steht: Nur wer sein
Übergewicht durch das richtige Eßverhalten,
regelmäßige Bewegung und mit psychischer Unterstützung
angeht, kann sein Gewicht langfristig verringern.
Zwei amerikanische Untersuchungen sorgen derzeit für
Aufsehen: Ein Virus, das Anfang der neunziger Jahre in
fettleibigen, indischen Hühnern festgestellt wurde,
wurde jetzt in ähnlicher Form bei mehreren
übergewichtigen Menschen entdeckt. Daraufhin wurde das
menschliche Virus auf Hühner übertragen, die unter
gleichen Ernährungsbedingungen fettleibig wurden.
"Aus dieser Untersuchung kann nicht geschlossen
werden, daß die Infektion mit dem Adenovirus 36 die
Ursache für Übergewicht beim Menschen ist", sagt
Professorin Dr. Hannelore Daniel von der Universität
Gießen, Präsidiumsmitglied der DGE.
In der Studie wurden 105 stark übergewichtige Personen
dahingehend untersucht, ob sie mit Adenovirus 36
infiziert waren und Antikörper gebildet hatten. Darüber
hinaus wurde geprüft, ob es bei infizierten und nicht
infizierten Personen Unterschiede in den Blutfettwerten
gab. Das Ergebnis: Von den 105 Probanden hatten 18
Prozent Antikörper gegen das Virus gebildet. Diese
Personen hatten bessere Blutfettwerte als die nicht
infizierten Dicken. "Erhöhte Blutfettwerte sind ein
Risikofaktor für Atherosklerose. Aus der Studie kann
aber nicht geschlossen werden, daß die Virusinfektion
das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten bei
Übergewichtigen senkt", urteilt Daniel.
"Außerdem sind erhöhte Blutfettwerte nur eine
mögliche Folge von Übergewicht. Weitere
Folgekrankheiten können zum Beispiel Gelenkbeschwerden,
Diabetes oder Bluthochdruck sein. Übergewicht sollte auf
jeden Fall behandelt werden, wenn Folgekrankheiten
bestehen."
Beitrag von der PZ-Redaktion
© 1997 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de