Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign

Procalcitonin soll Sepsis-Letalität senken

Datum 01.12.1997  00:00 Uhr

- Medizin

Govi-Verlag

Procalcitonin soll Sepsis-Letalität senken

Procalcitonin (PCT), das aus 116 Aminosäuren aufgebaute Prohormon des Schilddrüsenhormons Calcitonin, ist offenbar ein spezifischer Marker für bakterielle systemische Infektionen. Dies war am 20. November auf einer von Brahms Diagnostica initiierten Pressekonferenz im Rahmen der Medica in Düsseldorf zu hören.

"Wir wissen bis heute nicht, in welchen Zellen das Procalcitonin nach einer Infektion gebildet wird", stellte Professor Dr. Adolf Grünert vom Klinikum der Universität Ulm klar. Fest stehe aber, daß der PCT-Spiegel im Falle einer bakteriellen Allgemeininfektion deutlich ansteige - nicht dagegen bei einer Infektion viralen Ursprungs. Die Höhe der PCT-Plasmatiter scheine dabei vom Ausmaß der bakteriellen Infektion abzuhängen, erläuterte Grünert. Eine parallele Zunahme der Calcitoninspiegel sei nicht zu beobachten.

Seit April 1996 steht ein spezifischer Immunoassay (Lumitest PCT) zum Nachweis des Procalcitonins in Humanserum und Plasma zur Verfügung: Die Bestimmung erfolgt durch den Einsatz monoklonaler Antikörper über die Messung der Chemilumineszenz. Neben der frühzeitigen Differenzierung zwischen Systeminfektionen bakterieller und viraler Genese wird der PCT-Test unter anderem für die Früherkennung, Verlaufsbeobachtung und Therapiekontrolle systemischer bakterieller, parasitärer und pilzbedingter Infektionen eingesetzt. Weitere Anwendungsgebiete sind das Monitoring kritisch kranker Patienten sowie die Einschätzung und therapeutische Überwachung bei Sepsis, Schock und Multiorganversagen.

Grundlage des Tests war laut Grünert folgende Beobachtung bei thyreoidektomierten Personen: Trotz entfernter Schilddrüse (als ursprünglichem Bildungsort des PCT) zeigten sie bei Vorliegen systemischer Infektionen bakteriellen Ursprungs deutlich erhöhte PCT-Plasmaspiegel. Der neue Infektionsmarker werde jedoch bisher verwendete Markersubstanzen wie das CRP (C-reaktives Protein) oder bestimmte Zytokine (zum Beispiel IL-6) nicht verdrängen, mutmaßte er.

Professor Dr. Lothar Engelmann von der Abteilung für Intensivmedizin der Universität Leipzig erhofft sich durch den neuen Infektionsmarker eine Senkung der Letalität bei Sepsis; momentan liege die Todesrate hier noch bei bis zu 70 Prozent. Die dem Krankheitsverlauf einer Infektion entsprechende Dynamik der PCT-Plasmaspiegel ermögliche es, den Übergang von einer lokalen Infektion in eine Allgemeininfektion zum frühestmöglichen Zeitpunkt zu erkennen, führt er aus. Man könne dadurch sofort die notwendigen therapeutischen Maßnahmen einleiten und somit die Überlebensrate bessern und Behandlungskosten senken.

Als Vorteil gegenüber anderen Infektionsmarkern wertete Herbert Sucka von der Entwicklungsfirma die deutlich längere Halbwertszeit und Stabilität von PCT. Es komme dadurch weniger als beispielsweise bei IL-6 auf den "richtigen Meßzeitpunkt" an: Das Interleukin ist zwar bereits früher im Plasma von Infizierten nachweisbar, dafür aber nicht so lange; bei zeitlich verzögerter Blutentnahme wird es daher nicht mehr gefunden. Procalcitonin ist nach Aussage Suckas dagegen bei Raumtemperatur mindestens 24 Stunden, bei 4 °C rund eine Woche nachweisbar. Gegenüber diesen Pluspunkten steht allerdings der im Vergleich zu anderen Infektionsmarkern derzeit noch höhere Preis des PCT-Immunoassays.

PZ-Artikel Bettina Neuse-Schwarz, Düsseldorf

Top

PZ Online

© 1997 GOVI-Verlag
E-Mail:
redaktion@govi.de

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa