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Besseres Ultraschallverfahren zur Leberdiagnostik entwickelt

30.08.1999  00:00 Uhr

- Medizin Govi-Verlag

Besseres Ultraschallverfahren zur Leberdiagnostik entwickelt

PZ-Artikel

Eine neue Methoden zur wesentlich genaueren und schonenderen Diagnostik von Lebererkrankungen hat die Forschungsgruppe Ultraschallkontrastmittel der Abteilung für Radiologie und Nuklearmedizin am Berliner Universitätsklinikum Benjamin Franklin entwickelt. Dabei nutzen die Ärzte unter anderem erheblich verbesserte, nebenwirkungsarme Kontrastmittel.

Lebererkrankungen, wie chronische Hepatitis, alkoholbedingte Fettleber oder Leberzirrhose, müssen wegen der unterschiedlichen Therapien und Heilungsaussichten genau voneinander abgegrenzt werden. Das war bisher mit den bildgebenden Verfahren, besonders Ultraschall, kaum möglich. Den meisten Patienten werden daher Gewebeproben aus der Leber entnommen. Diese Biopsie birgt bei Zirrhose jedoch ein relativ hohes Risiko. Dr. Thomas Albrecht gelang jetzt zusammen mit Forschern des Hammersmith Hospital in London und von Schering, Berlin, die eindeutige Diagnose per Ultraschall. Albrecht publizierte die Ergebnisse einer Pilotstudie kürzlich im Lancet.

In der Studie untersuchten die Mediziner 38 Patienten. Die Ärzte wendeten erstmals das neu entwickelte Konzept der "Transitzeitanalyse" an. Dabei wird die Zeit bestimmt, die das Kontrastmittel von der Injektionsstelle einer peripheren Vene, beispielsweise am Arm, bis durch das Organ braucht. Zwei Eigenschaften des Kontrastmittels sind dafür entscheidend: Es besteht aus Luftbläschen, die kleiner sind als rote Blutkörperchen und die den Ultraschall besonders stark reflektieren. Zudem stabilisiert eine Hülle aus Palmitin die Mikrobläschen so gut, dass sie sich über einige Minuten im gesamten Gefäßraum verteilen können.

Die Auswertung der Durchgangszeiten des Kontrastmittels ergab in der Studie eindeutige Unterschiede. Im Vergleich zu gesunden Probanden sowie zu Patienten mit chronischer Hepatitis verließ das Kontrastmittel die Leber von Zirrhosepatienten am schnellsten. Nach Meinung der Forscher sind die bisherigen Ergebnisse, die in laufenden Untersuchungen an weiteren Patienten bestätigt werden, so genau, dass sich die Methode zu einem vielversprechende neuen Verfahren in der nichtinvasiven Diagnostik der Leberzirrhose etablieren könnte.

Eine weitere Neuerung in der Sonographie entwickelt die Arbeitsgruppe derzeit für die Diagnose von Lebermetastasen. Die Grauwerte des konventionellen, schwarzweissen Ultraschallbildes lassen häufig keine sichere Unterscheidung zwischen normalem Lebergewebe und Metastasen zu. Auch eine spezielle Anwendung der Farbdoppler-Sonographie in Verbindung mit Kontrastmittel brachte noch nicht die gewünschte Eindeutigkeit. Erst die Untersuchungen mit der sogenannten Phaseninversions-Technik, auch als Wideband Harmonic Imaging bezeichnet, brachte den erhofften Fortschritt.

Albrecht und seine Kollegen nutzten dafür zwei Ultraschall-Finessen: Zunächst lösten sie bei den Mikrobläschen eine "Resonanzkatastrophe" aus. Dazu wurde die Intensität der vom Schallkopf ausgesendeten Wellen innerhalb der diagnostisch sinnvollen Toleranz soweit erhöht, bis die Mikrobläschen zerplatzten. Die Echosignale dieser stimulierten akustischen Emission (SAE-Signale) ergeben im normalen Lebergewebe ein sehr kräftiges Signal. Die Mediziner fanden heraus, dass Lebertumoren und insbesondere Lebermetastasen kein Kontrastmittel aufnehmen, also auch keine SAE-Signale abgeben. In der Darstellung erschienen die Metastasen als deutliche Aussparungen in der sonst weitgehend einheitlich hell erscheinenden Leber. Mit der Technik erzeugten sie ein Schwarz-Weiß-Bild, dass ausschließlich die kontrastmittelhaltigen Areale in exzellenter Bildqualität darstellt. Zusätzlich wurden dabei Signale, die nicht von den zerplatzten Mikrobläschen stammen, weitgehend unterdrückt.

In einer laufenden Studie wurden inzwischen über 100 Patienten mit Verdacht auf Lebermetastasen untersucht, der sich bei ungefähr 80 Prozent aller Patienten bestätigte. Darüber hinaus wies das Team bei mehr als der Hälfte der Untersuchten zusätzlich Metastasen nach, die mit der konventionellen Ultraschalldiagnostik nicht darstellbar waren. Sie fanden sogar Metastasen, die nicht einmal mit der Computertomographie nachweisbar waren. Nach Meinung der Forscher ist die Methode billiger und einfacher als Computer- und Kernspintomographie.

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