Pharmazeutische Zeitung online

Muskeln aus Gold und Platin

05.05.2003  00:00 Uhr

Muskeln aus Gold und Platin

von Wolfgang Kappler, Karlsruhe

Erstmals ist es Wissenschaftlern am Forschungszentrum Karlsruhe gelungen, Metalle so zu strukturieren, dass sie zugeführte elektrische Energie direkt in messbare Bewegung umsetzen. Dies ermögliche eine Vielzahl neuartiger Bauelemente: elektronische Schalter und Regler, mikroskopische Ventile, intelligente Optiken, Mess-Sensoren, Bewegungswandler und sogar künstliche Muskeln für Miniroboter und Kleinprothesen, so die Fachzeitschrift Science.

Je besser es gelingt, Materialien zu zerkleinern und die so erhaltenen Partikel neu zusammenzufügen, um so überraschender sind oft die physikalischen Eigenschaften der daraus resultierenden Festkörper. Auf dieser Erkenntnis baut die Nanotechnologie auf, die die Eigenschaften von Stoffpartikeln in Größen von nur wenigen Millionstel Millimetern erforscht, und diese für technische Anwendungen nutzbar macht.

Durch das Verkleinern der Partikel ändern sich die Verhältnisse von Materialoberfläche zum Volumen, daher entstehen die neuen Eigenschaften. Aus Nanoteilchen aufgebaute Materialien haben viel mehr winzige Poren und damit insgesamt eine größere Oberfläche als das ursprüngliche Metall, was ihr Verhalten gegenüber äußeren Faktoren beeinflusst.

Am Institut für Nanotechnologie des Forschungszentrums Karlsruhe hat nun das Team um Dr. Jörg Weißmüller untersucht, was passiert, wenn man die Poren von nanostrukturiertem Platin, Gold oder Palladium mit einem Elektrolyten füllt und einen elektrischen Strom hindurchfließen lässt. Die Beobachtung überraschte: Der Metallkörper dehnte sich aus. Er wandelte die zugeführte elektrische Energie direkt in mechanische Energie, also Bewegung, um. Schon bei relativ kleinen Spannungen unter einem Volt dehnte sich beispielsweise Platin messbar um 0,15 Prozent aus. Der Effekt beruht darauf, dass die angelegte Spannung die elektrische Ladung des Elektrolyten und damit der von ihm „umspülten“ Metallpartikel ändert. Bildhaft gesprochen, springen zusätzliche Elektronen in die Atomhüllen des Metalls und verändern die Bindungsverhältnisse.

Bei Anreicherung mit Ladungsträgern entfernen sich die Metallatome an den Oberflächen der Nanopartikel auf Grund der Ladungsgleichheit voneinander, polt man die Spannung um, rücken sie wieder näher zusammen. Durch die veränderten Atomabstände ändert sich zwangsläufig auch die Größe der Nanopartikel und damit wächst oder schrumpft der gesamte Festkörper, was ihn für den Einsatz als Schalter und Regler in der Elektronik oder als Ventil und Dosierungseinheit in flüssigen Systemen prädestiniert.

Weil sich die Zahl der Elektronen in der Atomhülle durch die angelegte Spannung ändert, ändert das Material insgesamt auch seine chemische Identität. „Prinzipiell ist es damit möglich, den Charakter der Oberflächenatome zu verändern und sie um eine Ordnungszahl im Periodensystem der Elemente zu verschieben“, sagt Weißmüller. „Im Grunde können wir erstmals Gold machen“, fügt er nicht ganz ernst gemeint hinzu. Den in Karlsruhe gefundenen Effekt ausnutzend, könnten künftig aber immerhin intelligente metallische Materialoberflächen maßgeschneidert werden, die sich unterschiedlichen Einflüssen anpassen. Auch der Umkehreffekt ist denkbar: Nanostrukturierte Metalle, auf die eine Kraft ausgeübt wird, liefern einen Stromimpuls der zur Steuerung angeschlossener Systeme verwendet werden kann. Top

© 2003 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa