Pharmazeutische Zeitung online

Mit weltweitem Forschungsverband gegen mikrobielle Dynamik

03.05.1999  00:00 Uhr

- Medizin Govi-Verlag

Mit weltweitem Forschungsverband gegen mikrobielle Dynamik

von Ulrich Brunner, Wiesbaden

Wahrscheinlich 8 bis 9 Milliarden Menschen werden bis zum Jahr 2020 unseren Globus bevölkern. Spätestens zur Halbzeit des kommenden Jahrhunderts wird die 10-Milliarden-Marke durchbrochen, rechnet die Weltgesundheitsorganisation WHO. Nach Meinung von Experten sind bei einem solchen Bevölkerungswachstum riesige Probleme programmiert.

Menschen auf der Suche nach Arbeit und Lebensqualität bedingen Völkerwanderungen vom Land in die Städte und aus Entwicklungsländern in Industrienationen. Die Industriealisierung, die erforderlich ist, um knapp 10 Milliarden Menschen zu versorgen, zwingt zum weltweiten Ausbau und gefährdet damit die Umwelt. Eine doppelte Belastung durch Infektionskrankheiten sowie Zivilisations- und Umweltkrankheiten ist die logische Konsequenz.

Experten fordern deshalb schon jetzt, neue weltweit vernetzte Strukturen aufzubauen, mit denen sozioepidemiologische und gesundheitliche Daten gesammelt, ausgewertet und verbreitet werden können. Nur so sei man künftig in der Lage, wissenschaftliches Potential weltweit sinnvoll zu nutzen und Ressourcen auszutauschen, betonte Professor Dr. Theodor M. Flieder, Ulm, auf dem 105. Internistenkongreß in Wiesbaden.

Die WHO ruft nun mit der "Research Policy Agenda for Science and Technology" alle Wissenschaftsbereiche auf, die weltweite Gesundheitsentwicklung zu fördern. Diese Agenda wurde im Oktober 1998 der WHO-Generaldirektorin vorgelegt und wird derzeit von den Mitgliedsregierungen geprüft.

Die Weltgesundheitsorganisation bittet mehr als 180 internationale wissenschaftliche Gesellschaften und über 80 nationale Akademien um Stellungnahme und fordert diese auf, an der Umsetzung des Projekts mitzuarbeiten. "Gerade wir in den Industrienationen müssen Verantwortung übernehmen, um die globale Gesundheitsentwicklung voranzutreiben", sagte Fliedner. Zur Zeit seien etwa 80 Prozent aller Ressourcen für Wissenschaft und Technik in weniger als 20 UN-Mitgliedsländern konzentriert. In Deutschland läge "unglaubliches Know-how auf Halde" und würde nicht sinnvoll genutzt.

Internationale Forschungsnetze, die sich moderner Kommunikationstechniken bedienen, könnten dieses Ungleichgewicht kompensieren. "Was wir brauchen, ist als Deutsche Forschungsgemeinschaft in der Bundesrepublik eigentlich schon vorhanden", meinte Fliedner. Es fehle nur eine Weltforschungsgemeinschaft.

"Warum sollte nicht die Wissenschaftler mal einen Vorstoß machen, und so Politiker motivieren", forderte der Experte und brachte in diesem Zusammenhang ein konkretes Beispiel: Bisher gibt es kein weltweit funktionierendes Überwachungs- und Frühwarnsystem, das überprüft, wann und wo Menschen welche Umweltgifte in welchen Mengen aufnehmen. Chirurgen rund um den Globus könnten aber zum Beispiel bei jeder Blinddarmoperation eine Probe aus Fettgewebe sammeln und an eine zentrale Einrichtung schicken. Diese müßte dann das Gewebe analysieren und die Daten weiterleiten.

Pockenausrottung - ein glücklicher Zufall

Zwar gelang durch eher unsystematische und improvisierte Impfkampagnen die Pockenausrottung. Mit solchen Glücksfällen könne allerdings nicht regelmäßig gerechnet werden, sagte Professor Dr. Jürgen Knobloch vom Institut für Tropenmedizin an der Universität Tübingen. Heute stehe eine große Zahl von Werkzeugen zur Bekämpfung von Infektionen zur Verfügung. Die würden allerdings noch lange nicht optimal genutzt.

In diesem Zusammenhang kritisierte Knobloch auch das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin. Eigentlich sollte das RKI Zahlen erheben und die daraus abgeleiteten Trends an die Politik weiterleiten. In Berlin arbeite man aber uneffektiv und verstricke sich mitunter im "Zahlendschungel". "Da liegen Millionen von Daten brach. Alles wird akribisch notiert, aber bislang nicht entsprechend umgesetzt", so der Tropenmediziner.

Die Infektionsepidemiologie ist nach Meinung Knoblochs nach wie vor durch eine extreme Polarisierung geprägt: Entwicklungsländer tragen die Hauptlast der Infektionen, könnten diese aber aufgrund fehlender Finanzmittel nicht ausreichend bekämpfen. In den Industrienationen werde dagegen mit großem finanziellen Aufwand das infektiologische Restrisiko bekämpft. Ziel müsse es sein, unterentwickelte Länder mit Know-how und Kaptial zu unterstützen und im Gegenzug von dort zuverlässige epidemiologische Zahlen zu erhalten.

Top

© 1999 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa