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Laufen für den Darm

28.02.2005  00:00 Uhr
Darmkrebsmonat

Laufen für den Darm

von Gudrun Heyn, Berlin

Auch in diesem März wirbt die Felix-Burda-Stiftung gemeinsam mit der ABDA für die Darmkrebsvorsorge. Im Zentrum der Aktivitäten steht in diesem Jahr die Primärprävention. Mit der Teilnahme an einer Vorsorgeuntersuchung, gesunder Ernährung und täglicher Bewegung kann jeder sein Darmkrebsrisiko minimieren, so die Botschaft.

Immer noch sterben in Deutschland jährlich etwa 29.000 Menschen an Darmkrebs. »Diese Zahl könnte erheblich gesenkt werden, wenn mehr Menschen ihr Recht auf Früherkennung wahrnehmen würden«, sagte die Präsidentin der Felix-Burda-Stiftung, Dr. Christa Maar, in Berlin. Denn seit Oktober 2002 kann jeder, der das 55. Lebensjahr erreicht hat, auf Kosten der gesetzlichen Krankenkasse eine Darmspiegelung durchführen lassen. Alle zehn Jahre ist diese Vorsorgeuntersuchung möglich. 2003 nahmen jedoch nur 2,2 Prozent der etwa 20 Millionen berechtigten Menschen die Koloskopie in Anspruch.

Mit der Vorsorgekoloskopie wurde eine umfangreiche Datenerfassung eingeführt. 333.000 Dokumentationsbögen aus dem Jahr 2003 hat das Zentralinstitut der Kassenärztlichen Vereinigung inzwischen ausgewertet. 1750 Karzinome konnten histologisch nachgewiesen werden, 250 davon im vollständig heilbaren Frühstadium, mehr als 1000 in den Stadien A und B, mit Heilungschancen von 85 Prozent. Zudem wurden insgesamt 55.000 Adenome entfernt, von denen 1700 gefährliche Krebsvorstufen darstellten. »Mindestens 3000 Menschen konnte so das Leben gerettet werden«, fasste Maar zusammen.

In Deutschland sind knapp 2000 Ärzte berechtigt, eine Koloskopie durchzuführen. »Dies ist viel zu wenig und einer der Gründe für die geringe Beteiligung an der Früherkennung«, sagte Maar. So müssten die Menschen in manchen Bezirken Wartezeiten von sechs Monaten hinnehmen. Besonders in den östlichen Bundesländern gäbe es in einigen Landstrichen keinen niedergelassenen Gastroenterologen, der die Voraussetzungen erfüllt. Ärzte, die sich schwerpunktmäßig mit der Darmkrebsvorsorge beschäftigen, können Interessierte unter www.darmspezialisten.de finden.

Prävention durchs Essen

Experten vermuten, dass etwa 30 Prozent der Darmkrebserkrankungen erblich bedingt sind. Derzeit fallen Personen mit familiärer Vorbelastung jedoch durch das Screening-Raster. Während Männer und Frauen im Durchschnitt mit 67 beziehungsweise 72 Jahren erkranken, liegt das Erkrankungsalter bei familiärer Vorbelastung meist schon weit vor dem 55 Lebensjahr. Um auch diesen Personen eine rechtzeitige kostenlose Früherkennung zu ermöglichen, startet die Techniker Krankenkasse gemeinsam mit dem Berufsverband Deutscher Internisten und dem Berufsverband Deutscher Humangenetiker ein neues Darmkrebs-Projekt. In ausgewählten Zentren, die am Verbundprojekt erblicher Darmkrebs der Deutschen Krebshilfe teilnehmen, können sich ab April alle TK-Versicherte mit erblicher Vorbelastung auf Kassenkosten untersuchen lassen.

Aber auch ungesunde Ernährung, mangelnde Bewegung, Rauchen und Alkoholkonsum erhöhen das Darmkrebsrisiko. Bereits ab einem Body-Mass-Index (BMI) von 24 kg/m2 werden vermehrt Adenome beobachtet, bei einem BMI von 40 kg/m2 ist das Risiko für ein Kolonkarzinom signifikant erhöht. Unter den Nahrungsmitteln gilt vor allem rotes, scharf gebratenes Fleisch als gefährlich und zwar nicht die jeweils verzehrte Menge, sondern der tägliche, über Jahre andauernde Konsum. Dagegen haben Ballaststoffe einen protektiven Effekt: Ein Verzehr von mindestens 30 Gramm täglich kann das Erkrankungsrisiko um über 40 Prozent senken. Die American Gastroenterology Association und die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen empfehlen, den Bedarf mit Vollkornprodukten, Gemüse und Obst zu decken. Experten vermuten, dass Ballaststoffe als Quellstoffe wirken und so krebserzeugende Substanzen im Stuhl verdrängen. Zudem weisen die Fasern eine adsorptive Wirkung auf, senken die Verweilzeit toxischer Substanzen im Darm und üben einen positiven Einfluss auf den Gallesäurestoffwechsel aus.

Verkabelt laufen

Ein wichtiger Faktor in der Darmkrebsvorbeugung ist auch die Bewegung. 30 Minuten Training am Tag senken das Darmkrebsrisiko um bis zu 50 Prozent. In der Initiative »running for life« können sich ab März Bewegungswillige über das Internet zusammenschließen und ihre Bewegungsdaten von Experten individuell auswerten lassen. Dazu werden in mehreren deutschen Großstädten amtlich vermessene Laufstrecken mit Bodensensoren versehen. Ein Brustgurt mit Transponder-Chip misst die Herzfrequenz der Läufer oder Walker und übermittelt die Daten über die Messstationen an das Laufkonto des Teilnehmers. Dieser entscheidet dann, ob er seine Laufdaten auch Dritten zur Verfügung stellen möchte, etwa den Krankenkassen mit ihren Bonusprogrammen. Ein erster Rundkurs von fünf Kilometern Länge wird demnächst im Berliner Tiergarten eröffnet.

 

Aktionen über Aktionen PZ / In vielen Bundesländern laufen zusätzliche Projekte zum Darmkrebsmonat. So rufen in Hessen Gastroenterologen zu der auch von der Landesapothekerkammer unterstützten Aktion »Hessen gegen Darmkrebs« auf. Sämtliche Apotheken erhalten hier ebenso wie Hausärzte und in die Vorsorge einbezogene Urologen und Gynäkologen kostenlos Plakate und Broschüren.

Im Rhein-Neckar-Dreieck bietet die Stiftung Lebensblicke nun ein erweitertes Informationsangebot zum Thema Darmkrebs: In mehr als 20 Städten finden Vorträge, Gesundheitstage, Theaterstücke sowie ein Benefizkonzert statt. Auf ihrer Homepage sind zudem bundesweite Veranstaltungen gelistet. Weitere Informationen unter www.hessen-gegen-darmkrebs.de und www.lebensblicke.de.

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