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Mit Spaß fit

10.01.2000  00:00 Uhr

- Medizin Govi-Verlag

Mit Spaß fit

von Annette Immel-Sehr, Bonn

Das Magazin "Fit for Fun" zählte 1994 zu den erfolgreichsten Neueinführungen auf dem Zeitschriftenmarkt. Seither hat die Zeitung einen festen Platz unter den Lifestyle- und Sportmagazinen inne. Die wichtigsten Themengebiete des Journals sind Sport und Fitness, Gesundheit, Reisen, Abenteuer, Beruf und "Gesünder essen". Aus dieser zunächst eher kleinen Rubrik hat sich mittlerweile eine eigene Diätform gebildet – die Fit-for-Fun-Diät. Nicht zu verwechseln mit der alternativen Trennkost-Diät "Fit for Life".

"Hungern Sie nicht für andere", ist die Warnung der Autoren von "Fit for Fun". Denn dann verfügt man nicht über genug Durchhaltekraft, und der Frust ist programmiert. Nicht eine Figur wie Kate Moss, sondern das persönliche Wohlfühlgewicht, mit dem man gesund bleiben und sich im Spiegel leiden kann, sollte das Ziel sein. Ein umfangreicher Fragebogen im Buch zur Diät hilft dem Interessierten, sich über sein Körpergefühl, seine Einstellung zum eigenen Aussehen sowie seine Essgewohnheiten und –motivationen bewusst zu werden. Ratschläge zum Umgang mit sich selbst unterstützen das Durchhaltevermögen beim Umstellen der Ernährungsweise: Gehen Sie nett mit sich um! Keine Selbstvorwürfe, wenn Sie mal schwach geworden sind! Keine zu hohen Ziele setzen, sondern Zwischenziele formulieren, zum Beispiel den Body-Mass-Index um zwei Einheiten reduzieren und dieses Gewicht sechs Monate halten.

Und wie sollen die Mahlzeiten aussehen? Das wichtigste Prinzip: Fett sparen, sei es durch die Auswahl der Lebensmittel oder durch die Zubereitungsart. Eine Fetttabelle hilft, sich im vielfältigen Lebensmittelangebot zurechtzufinden und ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, welche Lebensmittel man in größeren Mengen genießen darf und mit welchen man besser sparsam sein sollte. "Fit for Fun" ist keine Diät mit Verboten. Fette in Maßen sind nicht nur erlaubt, sondern wegen der fettlöslichen Vitamine und essenziellen Fettsäuren explizit empfohlen. In der Zeit des Abnehmens sollten Frauen die tägliche Fettzufuhr auf 30 g, Männer auf 50 g beschränken. Ist das Zielgewicht erreicht, darf man mit täglich 60 beziehungsweise 80 g wieder etwas mehr schlemmen.

Kohlenhydrate bilden die Basis der Ernährung: Getreideerzeugnisse wie Brot, Müsli oder Nudeln und Kartoffeln sind Grundnahrungsmittel. Obst und Gemüse, roh oder gegart, sollten fünfmal am Tag auf dem Speiseplan stehen. Dazu kommen Fleisch, Fisch, Milch und Milchprodukte jeweils in ihrer fettarmen Variante und ein- bis zweimal in der Woche Hülsenfrüchte. Essen soll für Genuss und Freude sorgen, ist ein Prinzip von "Fit for Fun". Dazu gehört auch Geschmacksvielfalt und der Tipp, nach der heimischen Jahreszeit zu essen. Was in der Region reif ist, soll auf den Teller.

Wer sich nicht an Fettreichem, sondern an Kohlenhydraten satt isst, kann das Kalorienlimit relativ leicht einhalten. Die empfohlene Energiezufuhr liegt bei mindestens 1500 Kalorien täglich. Menschen, die körperlich oder geistig stark beansprucht sind, sollten sogar etwa 1800 kcal pro Tag zu sich zu nehmen.

Für die Gewichtsreduktion sollte man nicht nur die Energiezufuhr senken, sondern auch den Energiebedarf erhöhen. Eine Säule der Fit-for-Fun-Diät ist regelmäßige Bewegung und Sport. Die Autoren empfehlen keine sportlichen Höchstleistungen, sondern mäßigen und regelmäßigen Sport. Auch die Bewegung im Alltag hat einen hohen Stellenwert: Treppe statt Fahrstuhl oder Fahrrad statt Auto. Bequeme Gewohnheiten abzustellen, bringt schon einen deutlichen Effekt. Auch der ungeliebten, körperlichen Hausarbeit wird Respekt gezollt, da sie zum Energieverbrauch beiträgt. Übrigens ist Bewegung und Sport nicht nur in der Phase der Gewichtsreduktion, sondern auch danach wichtig, um das erreichte Gewicht zu halten.

Gut Ding will Weile haben. "Fit for Fun" verspricht nicht schnelles, sondern sogar sehr langsames Abnehmen. Ganz explizit weisen die Autoren darauf hin, dass man Geduld braucht, wenn man mit dem Fit-for-Fun-Programm abnehmen will. Und sie raten, pro Monat nicht mehr als 2 kg Gewicht abzubauen.

Bewertung

Das Abnehmen nach "Fit for Fun" steht auf zwei soliden Beinen: der Reduktion der Energiezufuhr und der Erhöhung des Verbrauchs durch regelmäßige Bewegung. Dies verspricht dauerhaften Erfolg. Die Fit-for-Fun-Diät ist eine empfehlenswerte Mischkost. Die Nährstoffzufuhr ist ausgewogen und stimmt mit den gängigen Empfehlungen der Ernährungswissenschaft überein. Man kann sich daher auch über eine längere Zeit ohne das Risiko eines Nährstoffmangels danach ernähren. Kalorisch etwas aufgestockt ist das Fit-for-Fun-Programm auch als Dauerernährung geeignet. Die Abwechslung auf dem Speiseplan und das Fehlen von strengen Verboten tragen entscheidend dazu bei, dass man diese Ernährungsform nicht "satt wird". Dass die Rezept-Vorschläge die Empfehlung, saisonale Produkte aus der Region zu bevorzugen, nicht konsequent umsetzen, sei am Rande kritisch erwähnt. Hier finden sich Zutaten wie Mango, Ahornsirup, frische Feigen und Krabben.

Positiv hervorzuheben ist, dass "Fit for Fun" auch hinterfragt, warum jemand abnehmen will und ob das überhaupt nötig ist. Manch einer, oder besser eine, unterwirft sich dem Stress einer Reduktionsdiät, weil er oder sie ein unrealistisches Idealgewicht vor Augen hat, das weder aus gesundheitlichen Gründen emfehlenswert wäre, noch etwas mit Wohlfühlgewicht zu tun hat.

Die empfohlene tägliche Kalorienzufuhr von 1500 beziehungsweise 1800 kcal ist für eine Reduktionsdiät ungewöhnlich hoch und ein Grund dafür, dass das Abnehmen mit "Fit for Fun" nicht so schnell klappt, wie es viele andere Modediäten versprechen. Wer sich aber in Geduld übt und langsam abnimmt, wird mit dem Ausbleiben des Jo-Jo-Effekts belohnt. Die Chancen stehen gut, dass man wirklich eine gesunde Lebensweise - vielseitige, fettarme Mischkost und regelmäßige Bewegung – erlernt, einübt und deswegen auch langfristig durchhalten kann.

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