Meditieren für bessere Noten? |
Laura Rudolph |
22.03.2023 14:30 Uhr |
Achtsamkeitsmeditation kann nicht nur Stress und Angst verbessern, sondern möglicherweise auch die Noten von Studierenden. Das legt eine Studie nahe, die an der Universität Köln durchgeführt wurde. / Foto: Adobe Stock/Syda Productions
In der Studie wurde Studierenden der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Köln ein achtwöchiger, kostenloser Achtsamkeitsmeditationskurs angeboten. Von den Interessierten erhielten 102 per Randomisierung einen Kursplatz, 122 wurden auf eine Warteliste aufgenommen (Kontrollgruppe). Alle Bewerberinnen und Bewerber füllten zudem nach und vor dem Kurs einen Fragebogen zu mentaler Gesundheit sowie studien- und gesundheitsbezogenen Verhaltensweisen aus.
Über die Auswirkungen der Meditations-Intervention berichten Professor Dr. Lea Cassar (Universität Regensburg), Dr. Mira Fischer (WZB) und Dr. Vanessa Valero (Universität Loughborough, Vereinigtes Königreich) in einem Diskussionspapier des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB).
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Interventionsgruppe wurden in sechs Meditationsgruppen zu je 17 Studierenden aufgeteilt. Eine Meditationseinheit dauerte 60 Minuten und fand einmal wöchentlich auf dem Campus der Uni Köln statt. Das Programm basierte auf dem Kurs »Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion« (MBSR), das in den 1970er-Jahren in den USA von dem mittlerweile emeritierten Professor Dr. Jon Kabat-Zinn entwickelt wurde. Die Kurse wurden in der Studie durch erfahrene MBSR-Trainer geleitet. Studierende der Interventionsgruppe wurden zudem angewiesen, auch in ihrem Alltag täglich kleine Achtsamkeitsübungen durchzuführen, darunter einen zwölfminütigen »Body-Scan«, 30-minütige Sitzmeditationen oder eine dreiminütige Reflektion der eigenen Gedanken. Sie erhielten hierzu Handouts und Audios als Hilfestellung.
Den Erfolg des Achtsamkeitskurses bewerteten die Forscherinnen anhand eines Abschlussfragebogens, den die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Interventions- und Kontrollgruppe ausfüllten. Zudem verglichen sie deren Noten in den Semestern vor, während und nach dem Kurs. Die Teilnehmenden gaben hierzu ihr Einverständnis.
Das Achtsamkeitsprogramm verbesserte signifikant die von den Studierenden selbst angegebene psychische Gesundheit (Stress, Angst und Depression). Auch berichteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Interventionsgruppe über eine gesteigerte Selbstkontrolle sowie Gewissenhaftigkeit.
In Sachen akademische Zensuren beobachteten die Forscherinnen zunächst eine paradoxe Entwicklung: Die Noten innerhalb der Interventionsgruppe verschlechterten sich kurz nach Abschluss des Meditationskurses zunächst, verglichen mit der Kontrollgruppe. Die Forscherinnen begründen dies damit, dass das Einüben der Meditations- und Achtsamkeitsübungen sowie eine Umstellung der eigenen Gewohnheiten die Studierenden kurzfristig vom Studieren abgelenkt haben könnte. Sechs Monate später zeigte die Interventionsgruppe jedoch deutlich bessere Leistungen als die Kontrollgruppe.
Die Studie weist einige Einschränkungen auf. Beispielsweise nahm die Zahl der Probanden in der Interventionsgruppe, die den Meditationskurs regelmäßig besuchten, im Studienverlauf kontinuierlich ab (81 Prozent Anwesenheit in der ersten Woche versus 35 Prozent in der letzten Woche). Zudem konnten die Forscherinnen nicht nachkontrollieren, ob und wie gewissenhaft die Interventionsgruppe die Übungen zuhause fortführte.