Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign

Selbstmedikation
-
Mariendistel bei Fettleber einen Versuch wert

Aktuell gibt es hierzulande kein zugelassenes Medikament zur Behandlung einer metabolisch bedingten Fettlebererkrankung (MASLD, ehemals NAFLD). Ob eine unterstützende Einnahme von Mariendistel einen positiven Effekt hat, bewertet die aktuelle Ausgabe von »Evi-News«.
AutorKontaktDaniela Hüttemann
Datum 11.09.2024  18:00 Uhr

Verschiedene Gründe können zur Verfettung der Leber führen. Eine MASLD liegt als häufigste Ursache eine falsche Ernährung zugrunde. In den meisten Fällen verläuft die Erkrankung symptomlos; mitunter können Müdigkeit und Schmerzen im rechten Oberbauch auftreten. Die Prävalenz an einer MASLD zu erkranken, liegt hierzulande bei 23 Prozent.

Es sind einige Arzneistoffkandidaten in der Pipeline; eine Zulassung hat jedoch in der EU noch keiner geschafft. Bislang werden Gewichtsreduktion, aerobes Training, mediterrane Diät und eine Reduktion von Alkohol und Nikotin empfohlen.

Als leberschützend bekannt sind pflanzliche Extrakte aus der Mariendistel (Silybum marianum). Entscheidend ist das enthaltene Silymarin-Naturstoffgemisch. In der neuesten Ausgabe des monatlichen »Evi-News«-Newsletters zur evidenzbasierten Selbstmedikation geht es darum, ob solche Phytopharmaka auch bei Fettlebererkrankungen eingesetzt werden können. Dabei stützt sich das Evi-News-Team vor allem auf ein Review, das im Oktober 2023 im Fachjournal »Annals of Hepatology« veröffentlicht wurde. Darin wurden 26 Studien mit einer Gesamtzahl von 2375 Patienten mit MASLD eingeschlossen, die Silymarin-basierte Präparate zusätzlich zu den oben genannten Lebensstilmodifikationen erhielten.

Das genaue Studiendesign, die detaillierten Ergebnisse und das Krankheitsbild an sich stellt Evi-News ausführlich und übersichtlich dar. »Insgesamt scheint Silymarin einen positiven Einfluss auf die Leberwerte und Leberhistologie, aber auch auf Komorbiditäten wie Lipid- und Glucosestoffwechsel zu haben«, so das Fazit. Allerdings fehlten teilweise Angaben zur Dosierung, Wirkstoffmenge und Extrakt sowie zu zusätzlich enthaltenen Wirkstoffen wie Vitamin D oder Curcumin.

Zwar sei die Aussagekraft des Reviews aufgrund der uneinheitlichen Studiendesigns und Datenlage gering. »Dennoch kann Silymarin beziehungsweise ein auf Silymarin standardisierter Mariendistelfrüchte-Trockenextrakt aufgrund eines günstigen Nutzen-Risiko-Profils zur Unterstützung bei MASLD gegeben werden«, resümiert das Evi-News-Team – aber nur als zusätzliche Maßnahme zu den oben genannten Lebensstilmodifikationen.

Zudem sollte man bei der Abgabe betonen, dass die Arzneimitteltherapie nicht die Vermeidung der leberschädigenden Ursache sowie eine gesunde Ernährung ersetzt. Empfohlen werden sollten Präparate mit standardisiertem Silymarin-Gehalt. Hierzu macht die Evi-News-Ausgabe Nr. 95 auch genauere Angaben zu vier in Deutschland verfügbaren Präparaten.

Mehr von Avoxa