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Schwangerschaftstest vor 3000 Jahren

12.02.2001  00:00 Uhr

Schwangerschaftstest vor 3000 Jahren

von Gisela Stiehler-Alegria, Neu-Isenburg

Offenbar bestand schon bei den Babylonierinnen großes Interesse zu erfahren, ob sie "in anderen Umständen" waren. Eine der zahlreichen kulturellen mesopotamischen Errungenschaften ist ein babylonischer Schwangerschaftstest aus dem 9. Jahrhundert v. Chr. Fundort einer Keilschrifttafel, die sich zur Überraschung der Archäologen als Medizinaltext entpuppte, war Ur am Euphrat, tief im Süden des heutigen Irak.

Dank philologischer Akribie wissen wir heute, dass diverse Möglichkeiten zur Schwangerschaftsdiagnose, die noch im Europa des 18. Jahrhunderts praktiziert wurden, überliefertes Wissen aus der Antike sind. Altägyptische Erkenntnisse über Frauenkrankheiten und Sterilität schlugen sich in den Schriften des Hippokrates nieder. So fand die ägyptische Beobachtung in den "Corpus" Eingang, dass Schwangerenurin eine wachstumsfördernde Wirkung auf Pflanzenkeimlinge hat. Gynäkologische Abhandlungen aus der Feder ägyptischer und griechischer Autoren diskutierten sowohl Schwangerschaftsnachweise, Prognosen zum Geschlecht des Ungeborenen als auch die Unfruchtbarkeit und ihre Behandlung

Pharmakologische Nachweise statt Magie

Babylonische Medizinaltexte, die sich der Frauenheilkunde widmeten, unterschieden dagegen zwischen einer Vorhersage und der therapeutischen Praxis. Prognosen gehörten in den Bereich der Magie, während dem Formalismus im sachlichen Bereich ein empirisches System in der Medizin zu Grunde lag. Das bedeutet, Geburts- und Geschlechtsprognosen auf Grund gewisser beobachteter Zeichen wurden klar von den Ergebnissen "pharmakologischer" Nachweise getrennt. Zudem nahm man Gegenproben vor, um das Resultat zu optimieren.

Der genannte Keilschriftext differenziert vorab, ob es sich bei der vorgenommenen Untersuchungsmethode um eine Schwangerschaftsdiagnose handeln sollte oder aber um die Möglichkeit, die Empfängnisfähigkeit festzustellen. Erst der nächste Schritt führte zur Überlegung, was gegen die etwaige Unfruchtbarkeit zu tun sei. Zur Durchführung einer solchen Testreihe imprägnierte man Schafwollwatten mit den entsprechenden Ingredienzien. Solche Tampons dienten als Vehikel, um die betreffenden Arzneistoffe in schwer zugänglichen Körperöffnungen zur Resorption gelangen zu lassen. Über den Substrataustausch erfolgte schließlich der erwünschte Reaktionsmechanismus.

Zum Zwecke der Herbeiführung einer Empfängnis arbeitete das "Corpus Hippocraticum" zwar mit ähnlichen Nachweistests , eine organoleptische Prüfung des Arzneiträgers wurde jedoch nicht vorgenommen. Die Ärzte veranlassten die Patientin vielmehr, einen solchen imprägnierten Tampon nach maximal drei Tagen aus ihrer Vagina zu entfernen und danach sofort mit der Ausübung des Geschlechtsverkehrs zu beginnen, um die Schwangerschaft herbeizuführen.

Der wesentliche Unterschied babylonischer Schwangerschaftsdiagnosen bestand folglich darin, dass der Heilkundige zuerst die Veränderungen inspizierte, die sich auf dem Medium abgespielt hatten. Verfärbungen und Gerüche der eingeführten Substanzen wurden begutachtet, begründeten die Interpretation des Testergebnisses und das weitere Procedere. Dieses systematische Vorgehen der babylonischen Ärzte erstaunt, gilt doch weithin die hellenistische Forschertätigkeit als die Krippe der Naturwissenschaft.

Eine Problemstellung ergibt sich allerdings aus den Schwierigkeiten, die mineralischen und pflanzlichen Bestandteile der Rezepturen zu identifizieren. Eine pharmakologische Beurteilung der seinerzeit verabreichten Drogen, deren Einsatz auf Grund empirischer Daten aus der therapeutische Praxis erfolgte, ist deshalb leider nicht möglich. Top

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