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Hexenwelten

04.02.2002  00:00 Uhr

AUSSTELLUNG

Hexenwelten

von Ulrike Abel-Wanek, Frankfurt am Main

Wenn die Narren toben, dann ist Faschings- oder Fastnachtszeit: noch einmal richtig feiern vor der vierzigtägigen Fastenzeit ab Aschermittwoch. Teufel und Hexe gelten schon seit dem späten Mittelalter als typische Symbole der tollen Tage. Die Hexe im Karneval ist auch ein Aspekt einer Ausstellung, die zurzeit im Völkerkundemuseum in Hamburg zu sehen ist.

Der Begriff Hexe war bis zum 13. Jahrhundert das Wort für eine zauberkundige Frau. Er geht auf das alte germanische Wort "Hagazussa" zurück, wörtlich: "Zaunreiterin". Hexen stellten ursprünglich die in Wind und Wetter wirkenden Naturkräfte dar. Als solche hatten sie großen Einfluss auf das Wohl und Wehe der Menschen. Sie galten als exzellente Kennerinnen der Natur und verfügten über umfangreiche Kenntnisse des Heilens, die sie nutzten, um Kranken zu helfen. Frauen holten sich ihren hoch geschätzten Rat in Fragen der Geburt, Fruchtbarkeit oder Empfängnisverhütung.

Macht und Rituale der zauberkundigen, weisen Frauen und ihre scheinbar magischen Kräfte schürten aber auch die damals verbreitete Dämonenfurcht. Ihre Kenntnisse von Heilkräutern und Liebestränken erregten ebenso Anstoß wie das Pflücken von Pflanzen nur bei Vollmond, an einem bestimmten Tag, zu einer festgesetzten Stunde. Von der Annahme, dass hier der Teufel seine Finger mit im Spiel haben musste bis zur Anklage der Ketzerei und ersten Hexenverbrennung 1275 in Toulouse war es dann nicht mehr weit. Aus den Ketzerprozessen des späten Mittelalters entwickelte sich während des 15. Jahrhunderts auf Initiative der päpstlichen Inquisition die Hexenjagd der frühen Neuzeit. Fast drei Jahrhunderte lang brannten in Europa die Scheiterhaufen. Schätzungen der Opfer des Hexenwahns zwischen 1450 und 1700 in Europa schwanken zwischen 200.000 und mehreren Millionen.

Den geistigen Rückhalt dieses Massenphänomens lieferte die 1484 von Papst Innozenz VIII. herausgegebene "Hexenbulle". Er beklagte darin, dass Menschen beiderlei Geschlechts vom katholischen Glauben abfielen, Unzucht mit dem Teufel trieben und mit ihren Zaubersprüchen andere Menschen verderben würden. Auf die Hexenbulle stützen sich die beiden fanatischen Dominikanermönche Heinrich Institoris und Jakob Sprenger bei der Verfassung des "Hexenhammers". Das Buch diente über 200 Jahre zur Legitimierung der brutalen Vorgehensweise gegen Verdächtige. Von ein paar Männern abgesehen, waren meistens Frauen die Opfer.

Auf dem Besen durch die Fastnacht

Hexen haben schon sehr früh zum "Personal" von Fastnacht, Fasching oder Karneval gehört. Seit etwa dem 15. Jahrhundert begleiten sie den Teufel, den sündigen, unheilvollen Gegenpart der strengen christlichen Fastenzeit. Manche mittelalterlichen Theologen setzten die Frau mit dem Teufel gleich und meinten, ihre innere Schlechtigkeit sei auch an einem hässlichen Äußeren zu erkennen. Im Fasching werden sie meistens als alte Frauen dargestellt, mit Fratzenmasken und feuerroten Gewändern, zum Teil bemalt mit Tierkreiszeichen oder Katzen. Als kennzeichnendes Attribut besitzen Hexen einen Besen, mit dem sie zum Blocksberg fliegen. Immer haben sie krumme Nasen mit Warze und ein spitzes Kinn. In vielen Märchen, Sagen und auch in der bildenden Kunst findet sich dieses Bild der Hexe. Ihre Existenz ist und war jedoch vielschichtiger und durchlief im Laufe der Jahrhunderte viele Stationen: kenntnisreiche Kräuterhexe, weise Frau und Heilerin, Opfer auf den Scheiterhaufen, aber auch schöne "Teufelsbuhle" mit erotischer Anziehungskraft.

Einblicke in die wechselhafte Geschichte der Hexen gibt die Sonderausstellung "Hexenwelten" in Hamburg noch bis zum 1. April 2002. Sie spannt einen thematischen Bogen vom magischen Handeln und Heilen über die dunklen Kapitel der Hexenverfolgung bis zu zeitgenössischen und außereuropäischen Vorstellungen von Hexerei und Mystik. Die Hexenforschung ist langjähriger Schwerpunkt des Völkerkundemuseums. Seit 1978 informiert hier zum Beispiel ein Hexenarchiv mit Zeitungsausschnitten, Literaturhinweisen und Objekten aus dem Umfeld Hexerei und Magie.

 

Museum für Völkerkunde Hamburg
Rothenbaumchaussee 64
20148 Hamburg

Service-Telefonnummer: (0 18 05) 30 88 88

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