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Ischämischer Schlaganfall

Lyse mit Tenecteplase überzeugt in Studie

Nach einem ischämischen Schlaganfall bringt eine frühe Lysetherapie Vorteile. Tenecteplase ist anders als Alteplase dafür in Deutschland aber nicht zugelassen. Dabei könnte einer Studie zufolge Tenecteplase vorteilhafter sein.
Sven Siebenand
08.07.2022  16:30 Uhr

In den meisten Fällen handelt es sich bei einem Schlaganfall um die ischämische Form, bei der ein Gehirnareal nicht mehr ausreichend durchblutet wird. Dann sollte bis spätestens 4,5 Stunden nach Symptombeginn eine systemische Thrombolyse erfolgen, um die Durchblutung so schnell wie möglich wiederherzustellen. Das soll verhindern, dass Gehirnzellen durch die Ischämie dauerhaft geschädigt werden und es zu bleibenden Behinderungen kommt. Die zentrale Reaktion ist die Aktivierung von Plasminogen zu Plasmin, das als proteolytisches Enzym seinerseits den Abbau von Fibrin in seine löslichen Spaltprodukte katalysiert.

Der Wirkstoff Alteplase, rekombinanter gewebespezifischer Plasminogen-Aktivator (rt-PA), ist in Deutschland unter anderem auch für die fibrinolytische Behandlung des akuten ischämischen Schlaganfalls zugelassen. Tenecteplase ist dagegen bisher nur zur Thrombolyse beim akuten Herzinfarkt zugelassen.

Bei Tenecteplase handelt es sich um einen rekombinanten Plasminogen-Aktivator, der sich in der Aminosäure-Sequenz an einigen Stellen vom t-PA unterscheidet. Die Abwandlung des Moleküls führt im Vergleich zu t-PA zu einer verlängerten Halbwertszeit und einer 14-fach erhöhten Fibrin-Spezifität.

Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) nimmt nun Bezug auf die Ergebnisse der Taste-A-Studie, die die beiden Wirkstoffe in der Lysetherapie des ischämischen Schlaganfalls verglichen hat und Vorteile zugunsten Tenecteplase fand. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse im Fachjournal »Lancet Neurology« von einem Team um Professor Dr. Andrew Bivard von der Universität Melbourne, Australien.

Die randomisierte, kontrollierte Phase-II-Studie verglich den Einsatz beider Substanzen nach CT in der mobilen Stroke-Unit (MSU). Insgesamt 104 Patienten, die innerhalb des Zeitfensters von 4,5 Stunden nach Symptombeginn von einer MSU erreicht wurden, konnten nach Bestätigung des ischämischen Schlaganfalls und bei Eignung für eine Thrombolyse eingeschlossen und analysiert werden. Sie erhielten bei Abfahrt in die Klinik entweder gewichtsadaptiert die Standarddosis von Alteplase (0,9 mg/kg KG, maximal 90 mg, 10 Prozent als intravenöser Bolus über eine Minute und nachfolgend 90 Prozent als einstündige Infusion) oder Tenecteplase (0,25 mg/kg KG, maximal 25 mg, verabreicht als intravenöser Bolus über zehn Sekunden).

Weniger Perfusionsschäden dank Tenecteplase

Primärer Endpunkt war das Volumen der zerebralen Läsion bei Ankunft im Krankenhaus. Als sekundäre Outcomes wurden die Änderung der Symptomatik beziehungsweise die Änderung des NIHSS-Scores (National Institutes of Health Stroke Scale) vom Eintreffen der MSU bis zur Klinikeinlieferung herangezogen sowie im Langzeitverlauf ein schlechtes funktionelles Outcome oder Tod innerhalb von 90 Tagen. Zudem wurde hinsichtlich der Sicherheitsparameter auf symptomatische intrazerebrale Blutungen sowie Blutungen jeder Art innerhalb von 36 Stunden geschaut.

55 Patienten wurden mit Tenecteplase und 49 mit Alteplase behandelt. Bei der Ankunft in der Klinik wiesen Betroffene in der Tenecteplase-Gruppe signifikant geringere Perfusionsschäden auf als jene mit Alteplase (median 12 ml versus 35 ml). Der mediane NIHSS-Score hatte sich bei Ankunft in der Klinik unter Tenecteplase stärker verbessert als unter Alteplase. Nach 90 Tagen hatten in der Tenecteplase-Gruppe 15 Prozent ein ungünstiges Outcome, unter Alteplase 20 Prozent der Betroffenen. In beiden Gruppen gab es je fünf Todesfälle. Innerhalb von 36 Stunden gab es keine symptomatischen intrazerebralen Blutungen. Schwere Nebenwirkungen und unerwünschte Ereignisse traten in der Tenecteplase-Gruppe bei 5 Prozent und in der Alteplase-Gruppe bei 8 Prozent der Patienten auf.

»Die Studie zeigte nicht nur den Vorteil des Beginns der Lysetherapie bereits im Stroke Mobil, sondern legt erstmals auch eine Überlegenheit von Tenecteplase gegenüber Alteplase mit Blick auf das klinische Ergebnis nahe«, so Professor Dr. Heinrich Audebert, Leiter des mobilen Stroke Unit Projektes in Berlin, in der DGN-Pressemitteilung. Die Substanz sei womöglich effektiver. Der Vorteil könne aber auch der schnellen Bolusgabe geschuldet sein. Denn das Medikament sei dadurch schneller vollständig im Blutkreislauf als Alteplase.

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