Luft lässt sich nicht kontrollieren |
Jennifer Evans |
14.11.2024 07:00 Uhr |
Aerosol trifft Wüste: Ein Großteil des Mineralstaubs kommt aus der Sahara und weht mit den Passatwinden von Afrika über den Atlantik. / © DHMD/Heiko4
Luft ist unsichtbar und doch überall. Zugegeben, das Thema ist schwer greifbar. Und doch hat sich das Deutsche Hygiene Museum Dresden der Aufgabe gestellt, die Luft einmal einzufangen. Neben physikalischen Eigenschaften beschäftigt sich die neue Ausstellung auch mit den sozialen Aspekten des Elements.
Erzählt wird zum Beispiel die Geschichte der Miasmen, wie sie bei der Zersetzung organischer Stoffe in Sümpfen oder auf Friedhöfen entstehen. Sie galten lange als krankmachende Verunreinigungen der Luft. Laut Theorie sollten sie sich über die Atemwege oder Haut direkt auf den Menschen übertragen können. Selbst die Entdeckung des Cholera-Bakteriums Mitte des 19. Jahrhunderts tat dieser Überzeugung keinen Abbruch. Erst als Robert Koch 1883 den Zusammenhang zwischen Bakterium und Krankheit nachwies, verschwand die Miasmentheorie.
Auch im Bergbau war man vor schädlichen Gasgemischen nicht sicher. Dort halfen Kanarienvögel, vor den Gefahren der Luft unter Tage zu warnen, indem sie pfiffen. War ein Vogel tatsächlich vergiftet, existierte einst ein spezieller Käfig mit einem Sauerstoff-Tank, in dem er sich (meist) wiederbeleben ließ. Darüber hinaus informiert die Ausstellung darüber, dass die Hälfte des globalen troposphärischen Aerosols aus Mineralstaub besteht, von dem wiederum die Hälfte aus der Sahara stammt. Mineralstaub dient etwa dazu, die Sonnenstrahlung zu streuen und ist außerdem ein Kondensationskeim für Wolken.
Passend zur Ausstellung gibt es auch einen Podcast. Darin geht es unter anderem um Algen und Luftqualität, Luftschlösser oder Kulinarik über den Wolken. Aber auch Smog & Panik, Rauschzustände und Luft als musikalisches Medium kommen zur Sprache.
Die Ausstellung »Luft: Eine für alle« ist noch bis zum 10. August 2025 im Deutschen Hygiene Museum Dresden zu sehen.