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Immunprofil und Symptomatik

Long Covid ist bei Frau und Mann unterschiedlich

Warum erkranken Frauen nach einer akuten SARS-CoV-2-Infektion deutlich häufiger an Long Covid als Männer? Eine Vorabveröffentlichung liefert Hinweise auf Geschlechtsunterschiede bei den immunologischen Merkmalen. Auch Testosteron scheint eine Rolle zu spielen.
Theo Dingermann
05.03.2024  14:00 Uhr

In einer Studie, deren Ergebnisse aktuell auf dem Preprint-Server »Medrxiv« publiziert wurden, gingen Julio Silva von der Yale School of Medicine in New Haven und Kollegen der Frage nach, wie sich geschlechtsspezifische Unterschiede in der Symptomatik und im Immunprofil von Long-Covid-Patienten ausprägen. Dazu erstellten die Forschenden in einer explorativen Querschnittsstudie ein multidimensionales immunendokrines Profiling von 165 Personen, die einer von vier Gruppen angehörten: Die erste Kohorte bildeten weibliche 53 Kontrollpersonen, von denen 27 nicht infiziert und 26 genesen waren. Die zweite Kohorte bildeten 23 männliche Kontrollpersonen, von denen 12 nicht infiziert und 11 genesen waren. Die weibliche Long-Covid-Kohorte umfasste 58 Frauen und die männliche Long-Covid-Kohorte 31 Männer.

Während einige Symptome bei Frauen und Männern mit Long Covid gleich häufig auftraten, wurden viele Symptome bei Frauen häufiger beobachtet als bei Männern. Hierzu zählten unter anderem Schwellungen, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen und Krämpfe. Die am stärksten ausgeprägten geschlechtsspezifischen Long-Covid-Symptome waren Haarausfall bei Frauen und sexuelle Funktionsstörungen bei Männern.

Neurologische und neurokognitive Symptome traten bei beiden Geschlechtern mit anderen Symptomen geclustert auf. Daneben waren bei Frauen temperaturbezogene und muskuloskelettale Symptome am stärksten mit anderen Symptomgruppen assoziiert, bei Männern dagegen HNO-Symptome. Bereits diese Ergebnisse unterstreichen, dass Männer und Frauen unterschiedliche Long-Covid-Profile aufweisen.

Unterschiede auch in den Immunsignaturen

Schauten die Forschenden genauer auf Immunsignaturen, zeigte sich, dass Long-Covid-Frauen mehr erschöpfte und Zytokin-sezernierende T-Zellen sowie Antikörper gegen lytische Antigene von Herpesviren aufwiesen als die Patienten in der männlichen Kohorte. Im Gegensatz dazu ließen sich bei Long-Covid-Männern mehr NK-Zellen, aber weniger Monozyten und plasmazytoide dendritische Zellen nachweisen. Die männlichen Patienten zeichneten sich zudem durch erhöhte Spiegel an TGF-β, APRIL (A Proliferation-Inducing Ligand) und IL-8 aus – Merkmale, die sich bei den weiblichen Patienten nicht signifikant von den Kontrollen unterschieden.

Besonders fiel auf, dass sich bei Long-Covid-Patientinnen signifikant niedrigere Testosteronwerte nachweisen ließen als bei den gesunden oder genesenen Studienteilnehmerinnen. Die Forschenden konnten zeigen, dass der Testosteronspiegel der beste negative Hormonprädiktor für einen Long-Covid-Status bei Frauen darstellt: Je niedriger der Testosteronspiegel bei einer Frau ist, umso wahrscheinlicher ist es also, dass sie eine Long-Covid-Symptomatik entwickelt.

Bei den männlichen Patienten waren die Estradiolwerte niedriger, sodass sich in dieser Population der Estradiolspiegel als wichtigster negativer Prädiktor für eine Long-Covid-Symptomatik herauskristallisierte.

Durch maschinelles Lernen konnten auch auf Basis zellulärer Profile und Plasmafaktoren unabhängig von den Testosteron- beziehungsweise Estradiolkonzentrationen geschlechtsspezifische Immunscores etabliert werden. Dies erlaubte es, den Long-Covid-Status für Frauen mit einer Genauigkeit von 86 Prozent und für Männer mit einer Genauigkeit von 87 Prozent vorherzusagen.

Danach waren weibliche Long-Covid-Immunsignaturen bei Männern mit Long-Covid mit einer höheren Symptombelastung, Organbeteiligung und Dysautonomie verbunden. Umgekehrt korrelierten männliche Long-Covid-Immunsignaturen weiblichen Long-Covid-Patienten mit einer geringeren Symptombelastung, Dysautonomie und neurokognitiven Symptomen. Insgesamt bedeuteten männliche Long-Covid-Immunsignaturen weniger Long-Covid-Symptome.

Letztlich erwies sich der Testosterongehalt als wichtigster Prädiktor für Long Covid, unabhängig vom Geschlecht. Bei Frauen mit Long Covid war ein höherer Testosteronspiegel positiv mit einem höheren männlichen Long-Covid-Immunscore assoziiert, wohingegen bei Männern mit Long-Covid ein niedrigerer Testosteronspiegel mit einem höheren Long-Covid-Immunscore assoziiert war.

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