Lieber zum Apotheker als zum Arzt |
Jennifer Evans |
19.06.2019 15:00 Uhr |
In Irland geht man lieber zum Apotheker als zum Arzt. Das hat eine Umfrage der Irish Pharmacy Union gezeigt. / Foto: Shutterstock/Claudine van Massenhove
Im Durchschnitt geht ein Erwachsener in Irland 41 Mal im Jahr in die Apotheke. Von den 1000 Befragten über 16 Jahre gaben 44 Prozent an, mindestens einmal wöchentlich die Apotheke zu besuchen. Zum Vergleich: Zum Arzt gehen im selben Zeitraum nur 14 Prozent. Die Zufriedenheit der regelmäßigen Besuche hängt laut der repräsentativen IPU-Umfrage stark davon ab, welche Auswahl die Apotheke bietet und welches Medikament benötigt wird. Nicht maßgeblich ist allerdings, ob sich der Patient für eine inhabergeführte Offizin entscheidet oder für eine Apothekenkette. Seit 2018 gibt es auf der Insel nämlich immer mehr Ketten. Insbesondere in der Hauptstadt Dublin hätten sie gegenüber den inhabergeführten Offizinen mittlerweile die Nase vorn, heißt es.
Insgesamt wird der Besuch in der Apotheke mit Blick auf etwa den niedrigschwelligen Zugang sowie der Betreuung bei alltäglichen Gesundheitsproblemen besser bewertet als der Besuch beim Arzt. 70 Prozent sprechen sogar immer zuerst mit ihrem Apotheker, bevor sie einen Termin beim Arzt machen. Die Nachfrage der Apothekenkunden, ihr Anliegen in einem separaten Besprechungsraum vorzubringen, steigt den Ergebnissen zufolge zwar bereits. Dass es diese Möglichkeit gibt, könnte in den Augen der Patienten aber noch gezielter in der Offizin beworben werden.
Grundsätzlich begrüßen es die Iren sehr, wenn der Apotheker künftig mehr Verantwortung im Gesundheitswesen übernehmen würde. Rund 90 Prozent der Apothekenkunden lassen sich demnach gern von Offizin-Mitarbeitern beraten, einige davon fragen explizit nach Empfehlungen. Vor allem, wenn es um Nahrungsergänzungsmittel, Schmerzmittel oder Präparate gegen Husten geht. Zudem sind 94 Prozent der Befragten dafür, dass der Apotheker Rezepte zur Behandlung leichterer Beschwerden ausstellen können sollte. Ebenso viele gaben an, dem Rat ihres Apothekers voll und ganz zu vertrauen.
Trotz allem warnt die IPU vor der zunehmenden Ausweitung des Angebots in Drogeriemärkten. Sie ruft daher die Pharmazeuten dazu auf, ihren Kunden den Wert der Vor-Ort-Apotheke deutlich zu machen und gegebenenfalls auch Marketing-Strategien zu überdenken sowie ihre Angebote auszuweiten. Das Signal an das irische Gesundheitsministerium, den Sektor in Zukunft weiter zu stärken, ist in den Augen der IPU durch die Ergebnisse der Untersuchung mehr als deutlich belegt.
Die Umfrage hatte das Marktforschungsunternehmen Behaviour & Attitudes Marketing Research für die IPU im April 2019 durchgeführt.