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Krebs

Leitlinie zu Komplementärmedizin veröffentlicht

Welche komplementärmedizinischen Methoden haben für Krebspatienten einen nachgewiesenen Nutzen, welche nicht? Gibt es Verfahren, die sogar nachteilig sind? Antworten auf diese Fragen gibt eine neue S3-Leitlinie.
Theo Dingermann
26.07.2021  13:00 Uhr

Unter Beteiligung sehr vieler medizinischer Fachgesellschaften und Organisationen ist die S3-Leitlinie »Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen PatientInnen« erarbeitet und jetzt publiziert worden. Sie ist in einer Kurzversion und einer Langversion zugänglich. Gefördert wurde diese mächtige Leitlinie von der Deutschen Krebshilfe im Rahmen des Leitlinienprogramms Onkologie.

Beweggründe für die Erstellung waren die hohe Prävalenz der Nutzung von komplementären und alternativen Methoden, die große Anzahl verschiedener Verfahren und die fehlende Aus-, Fort- und Weiterbildung von Ärzten zu den Themen. Federführende Fachgesellschaften bei der Erarbeitung waren die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG), vertreten durch die Arbeitsgemeinschaft Prävention und Integrative Onkologie (PRIO), die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) und die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO).

Ein Ziel der Leitlinie war, die wichtigsten zur komplementären und alternativen Medizin zählenden Methoden, Verfahren und Substanzen, die aktuell in Deutschland von Patienten genutzt werden beziehungsweise ihnen angeboten werden, nach den Kriterien der evidenzbasierten Medizin zu bewerten. Mit der Leitlinie sollen Ärzten und weiterem in der Behandlung von Tumorpatienten einbezogenem Fachpersonal sowie den Patienten selbst evidenzbasierte und formal konsentierte Positiv- und Negativ-Empfehlungen für anstehende Entscheidungen an die Hand geben werden. Darüber hinaus sollen die Aus-, Fort- und Weiterbildung auf diesem Gebiet gefördert und Versorgungsstrukturen verbessert werden.

Die der Leitlinie zugrundeliegende Evidenz beinhaltet ausschließlich Studien mit onkologischen Patienten. Die Autoren betonen, dass bisher aus Deutschland nur wenige Untersuchungen vorliegen, die das Nutzerverhalten im Detail analysieren.

Patienteninformation und -aufklärung

Ein wichtiges Kapitel gleich zu Beginn der Leitlinie widmet sich dem Thema Patienteninformation und -aufklärung. Es wird großen Wert darauf gelegt, dass die Patienten zu komplementären Maßnahmen befragt und gezielt auf mögliche Interaktionen zwischen diesen Anwendungen und der Krebstherapie hingewiesen werden.

Die Autoren weisen darauf hin, dass es für einige Schlüsselthemen in dieser Leitlinie nur wenige Daten aus randomisierten klinischen Studien gibt. Das gilt insbesondere für die Phytotherapie, aber auch für zentrale Fragen bei den Mikronährstoffen.

Interessierten Patienten sollen verlässliche Informationsquellen genannt werden. Unseriöse Methoden sollen zum Schutz des Patienten klar benannt werden. Zudem sollen diejenigen, die komplementärmedizinische Maßnahmen anbieten, onkologisch fortgebildet sein und die Wirkweise, Indikationen, Kontraindikationen sowie die Grenzen dieser Maßnahmen bei onkologischen Patienten kennen.

Die Beratung zu komplementärmedizinischen Maßnahmen soll einer systematischen, auf die Bedürfnisse der Patienten ausgerichteten Gesprächsführung folgen sowie die aktuelle Evidenz berücksichtigen. Und schließlich empfiehlt die Leitliniengruppe eine verstärkte Aus-, Weiter- und Fortbildung zur Komplementärmedizin, um eine qualitätsgerechte Anwendung dieser Therapieoption in der Onkologie sicherzustellen.

Zur Identifizierung seriöser Anbieter wurden acht Kriterien in einem Konsensusprozess im Rahmen des von der Deutschen Krebshilfe geförderten Netzwerkprojektes KOKON erarbeitet. Eine Broschüre mit den Kriterien für Patienten ist frei zugänglich.

Verschiedene medizinische Systeme

Die Leitlinie gibt Handlungsempfehlungen geordnet nach »medizinischen Systemen«. Darunter subsummiert sind die Akupunktur, die Akupressur, die anthroposophische Medizin und die Homöopathie. Ferner sind hier die sogenannten fünf Säulen der klassischen Naturverfahren gelistet: Phytotherapie, Hydrotherapie, Ernährungstherapie, Bewegungstherapie und Ordnungstherapie.

Jeder dieser Therapien ist als solche jedoch auch eine eigenständige Therapieform und nicht nur Teil der Naturheilkunde. Hier gibt es gemeinsame Schnittmengen zwischen Bewegungstherapie und Sportmedizin oder Ordnungstherapie und Mind-Body-Medizin. In der Praxis werden häufig jedem Patienten individuell einige Methoden der fünf Säulen verordnet.

Die Informationen sind extrem umfangreich. Geordnet sind sie nach

  • Mind-Body-Verfahren, darunter beispielsweise Meditation, Mindfulness-based Stress Reduction (MBSR) oder auch Tai Chi/Qigong oder Yoga,
  • Manipulative Körpertherapien, darunter beispielsweise Bioenergiefeldtherapien, Chirotherapie/Osteopathie/Cranio-Sacral-Therapie oder Hyperthermie,
  • Biologische Therapien, darunter beispielsweise Carnitin, Folsäure, ketogene Diäten, Selen und Vitamine. Hier werden auch verschiedene Drogen der Phytotherapie sowie bestimmte sekundäre Pflanzenstoffe besprochen.

Insgesamt sind 30 verschiedene Themen behandelt, wobei die Kapitel zu  Phytotherapie und zu den sekundären Pflanzenstoffen noch einmal stark unterteilt sind.

Die Leitlinie ist eine bemerkenswerte Fundgrube zur Bewertung eines zur schulmedizinischen, onkologischen Therapie komplementären Einsatzes ganz verschiedener Methoden und Substanzen. Sie sollte daher in der Apotheke zugänglich sein, um in den Beratungsgesprächen auf evidenzbasiertes Wissen verweisen zu können.

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