Leberwerte bei CBD-Gebrauch im Blick behalten |
Johanna Hauser |
13.08.2025 16:20 Uhr |
CBD-Aromaöle sind die gängigste Darreichungsform. Sie gelten als Kosmetika und sind offiziell nicht zum Verzehr geeignet. / © Adobe Stock/lovelyday12
Der Cannabis-Inhaltsstoff Cannabidiol (CBD) ist im Gegensatz zu Tetrahydrocannabinol (THC) nicht psychoaktiv. Es wirkt möglicherweise entkrampfend, angstlösend, entzündungshemmend und schmerzstillend. In Deutschland ist die Rechtslage bezüglich CBD-haltiger Produkte kompliziert: Als Arzneimittel sind sie verschreibungspflichtig, als Nahrungsergänzungsmittel derzeit nicht verkehrsfähig, als Kosmetika in Form von Aromaölen frei verkäuflich. Letztere sind offiziell nicht zum Verzehr geeignet, werden allerdings auf einschlägigen Seiten im Internet genau hierfür beworben.
Die Datenlage zum Sicherheitsprofil ist jedoch schwach. Zu Wirkungen und Nebenwirkungen von medizinisch eingesetztem CBD hingegen liegen Daten vor. So ist bereits länger bekannt, dass CBD die Werte von Leberenzymen, vor allem der Alanin-Transaminase (ALT) und der Aspartat-Aminotransferase (AST), ansteigen lassen kann. Ein 2023 im »Journal of Internal Medicine« veröffentlichtes Review mit Metaanalyse kam zu dem Schluss, dass der Gebrauch von CBD mit einer signifikant erhöhten Wahrscheinlichkeit für erhöhte Leberenzyme verbunden ist (DOI: 10.1111/joim.13627). Allerdings ist die Datenlage zu den Gefahren durch regelmäßigen Konsum im Freizeitbereich dünn.
Ein Team um Dr. Jeffry Florian von der US-Arzneimittelbehörde FDA untersuchte daher die Auswirkung einer vierwöchigen Einnahme von 5 mg CBD/kg/Tag (verteilt auf zwei Tagesdosen) auf die Leber sowie verschiedene Hormone und verglich sie mit Placebo. Zu den untersuchten Hormonen zählten Thyreotropin, Gesamttrijodthyronin und freies Thyroxin sowie Gesamttestosteron und Inhibin B bei männlichen Teilnehmern.
In die randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studie wurden 201 gesunde Erwachsene zwischen 29 und 44 Jahren eingeschlossen, 151 wurden der CBD- und 50 der Placebogruppe zugeordnet. Das Durchschnittsalter betrug 36 Jahre, 89 Teilnehmer waren weiblich. Für 28 Tage erfolgten wöchentliche Laboruntersuchungen. Der primäre Endpunkt war eine Erhöhung von ALT oder AST über den dreifachen Wert der Obergrenze des Normwerts von 33 Units pro Liter (U/L) bei Männern und 25 U/L bei Frauen für ALT und 39 U/L für AST.
Bei acht Teilnehmern der CBD-Gruppe (5,6 Prozent) erhöhte sich der ALT-Wert auf mehr als das dreifache des Normwerts. Bei fünf Teilnehmern war der Wert etwa fünfmal so hoch wie der Normwert, bei zwei Teilnehmern sogar zehnmal so hoch. Bei sieben der acht Fälle mit erhöhter ALT wurde ebenfalls eine Eosinophilie beobachtet.
Bei sieben Teilnehmern waren Kriterien für arzneimittelinduzierte Leberschäden erfüllt, es traten allerdings keine klinischen Symptome auf. Ein bis zwei Wochen nach dem Absetzen normalisierten sich die Werte wieder. In der Placebogruppe hingegen wies kein Teilnehmer erhöhte Leberenzymspiegel auf. Eine Veränderung der Hormonwerte konnte in beiden Gruppen nicht festgestellt werden.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass auch kleinere Mengen CBD schon bei vierwöchiger Anwendung die Leberenzymwerte erhöhen können. Eine Schwäche der Studie ist, dass sie nur an einem kleinen Kollektiv gesunder Erwachsener durchgeführt wurde. Ältere Menschen wurden nicht untersucht.
Außerdem ist nicht bekannt, wie weiterer CBD-Konsum jenseits des primären Endpunkts die Leberwerte beeinflusst. Ein 2023 im »Journal of Internal Medicine« veröffentlichtes Review legt nahe, dass die Leberenzymwerte in 25 Prozent der Fälle spontan absinken können (DOI: 10.1111/joim.13627). Es sind somit weitere Untersuchungen mit mehr Patientenkollektiven und weiteren Dosierungen nötig. Die Studie zeigt, dass ein unkontrollierter CBD-Gebrauch mit Vorsicht zu genießen ist.