Lauterbach will »echte Strukturreformen« |
Ev Tebroke |
13.09.2024 14:00 Uhr |
Die großen gesundheitlichen Reformen waren am Donnerstag Thema im Parlament (Archivbild). Der Bundestag berät aktuell zum Haushalt 2025. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach erläuterte den Abgeordneten seine anstehenden Gesetzesvorhaben. / Foto: IMAGO/photothek
Die großen gesundheitlichen Reformen waren am Donnerstag Thema im Bundestag. Bei der ersten Beratung des Haushaltsplans 2025 bewarb Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SDP) seine Gesetzesvorhaben, die bis zu den Wahlen im Herbst 2025 noch anstehen. »In der Gesundheitspolitik stehen wir vor einem »Herbst der Reformen«, so der Minister. Bezug nahm er dabei etwa auf die Krankenhausreform und die Reform der Pflegefinanzierung. Das in der Warteschleife hängende Apotheken-Reformgesetz (ApoRG) erwähnte er jedoch nicht.
Lauterbach unterstrich den enormen »unmittelbaren Handlungsbedarf«. Das Gesundheitssystem sei in einer Notlage. »Das ist nur mit Strukturreformen zu schaffen, nicht mit Bagatellreformen«, sagte er. In den zurückliegenden 20 Jahren sei viel liegengeblieben in der Gesundheitspolitik, das müsse sich nun ändern. Dem Vernehmen nach will der Minister auch das ApoRG nur als Strukturreform durchziehen. Kernpunkt ist hier die erleichterte Filialgründung und Apotheken ohne Apotheker. Dies stößt allerdings auf große Kritik sowohl seitens der Union als auch innerhalb der Koalition.
Was das geplante Haushaltsbudget 2025 betrifft, so soll der Gesundheitsetat nach den Vorstellungen der Bundesregierung um rund 269 Millionen Euro auf rund 16,44 Milliarden Euro sinken. Für 2024 liegt er noch bei 16,71 Milliarden Euro. Zum Vergleich: 2023 lag der Etatansatz bei rund 24,5 Milliarden Euro. Auf der Einnahmenseite ist 2025 mit 106,18 Millionen Euro zu rechnen (2024: 104,32 Millionen Euro). Auf den konkreten Haushaltsplan ging Lauterbach allerdings in seiner Rede nicht ein.
Nach wie vor offen ist nämlich, wie die Gesundheitsversorgung künftig auskömmlich finanziert werden kann. Der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) droht nach eigenen Angaben bereits Ende dieses Jahres eine Unterfinanzierung von bis zu 4,5 Milliarden Euro. Zum Halbjahr 2024 stand sie laut BMG-Finanzbericht bereits mit 2,2 Milliarden Euro im Minus.
Zuletzt hatte Lauterbach mehrfach angekündigt, dass die Zusatzbeiträge, die die Versicherten allein schultern müssen, auch 2025 weiter steigen werden. »Die Beitragssätze stehen unter Druck, weil die Strukturreformen ausgeblieben sind«, betonte der Bundesgesundheitsminister gestern im Bundestag. Das sei kein Thema für Parteipolitik: »Wir müssen nach vorne blicken.« Ohne die Strukturreformen gebe es Leistungskürzungen, und das wolle er nicht. »Wir können nicht die Bürger haftbar machen, indem wir Leistungen kürzen, nur weil die Politik es nicht geschafft hat, Strukturreformen zu machen.«
Lauterbach ist sich sicher: Nach dem »Herbst der Reformen« werde das Gesundheitssystem in einer besseren Verfassung sein. Ob die Apothekenreform in ihrer aktuell im Entwurf angelegten Form kommen wird, ist aber weiterhin offen. Zu diesem Gesetzesvorhaben und seinem seit Monaten in der Ressortabstimmung festhängenden Apotheken-Reformgesetz äußerte sich der Minister im Bundestag nicht.
Stattdessen unterstrich Lauterbach die gesundheitspolitische Leistung seines Ressorts: 15 wichtige Gesetze seien auf den Weg gebracht, mit acht sei man im parlamentarischen Verfahren. »Das ist die größte Gesetzesdichte im parlamentarischen Verfahren überhaupt«, lobte sich der Minister.