Lauterbach räumt späteren bundesweiten EPA-Rollout ein |
Auf Nachfrage betonte Lauterbach, dass mögliche Massenzugriffe, vor denen der CCC gewarnt hatte, zu 100 Prozent ausgeschlossen werden müssten. Für die einzelne EPA könne es hingegen »nie eine 100-prozentige Sicherheit« geben. »Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass eine einzelne Akte angegriffen wird«, räumte er ein. Jeden Tag gebe es Sicherheitsprobleme in Praxen.
Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse (TK), räumte ebenfalls ein, dass die Akte nie absolut sicher sein könne. Die EPA sei jetzt in der Startphase, darauf könne man aufbauen. »Wir dürfen in Deutschland nicht den Fehler machen, immer mit perfekten Produkten starten zu wollen«, betonte Baas. Man müsse eine Nutzen-Risiko-Abwägung machen; und der Nutzen überwiege bei der EPA. Aus Sicht des TK-Chefs werde die Akte nicht nur zu einer besseren Versorgung führen und die Forschung voranbringen, sondern könne auch zum Bürokratieabbau beitragen.
Die Sicherheit sei zentral für die Akzeptanz der Akte, betonte der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt. Die Ärzteschaft sehe in der EPA eine große Chance für eine bessere Behandlung der Patienten. »Wir müssen davon ausgehen können, dass sie so sicher wie möglich ist«, sagte Reinhardt. Für die Ärzte sei zudem die Praktikabilität der Akte wichtig.
»Heute ist ein bedeutender Tag, denn heute legen die Kassen etwa 70 Millionen Akten an«, informierte Gematik-Geschäftsführer Florian Fuhrmann. Wichtig sei, dass die Softwarelösungen in den Modellregionen technisch funktionierten, praxistauglich und sicher seien. Nach erfolgreichem Abschluss der Pilotphase werde die EPA für alle bundesweit ausgerollt.
Bis zuletzt war offen, ob wegen der Sicherheitsbedenken der Zeitplan der EPA-Einführung gehalten werden kann. Geplant war, dass die Akte etwa vier Wochen nach der Pilotphase bundesweit ausgerollt werden soll. Bei der heutigen Pressekonferenz teilte Lauterbach auf Nachfrage mit, dass die Akte noch in dieser Legislaturperiode bundesweit eingeführt werden soll. Er rechne mit »März oder April«, sagte der Minister.
Der Deutsche Apothekerverband (DAV) begrüßt den Start der elektronischen Patientenakte grundsätzlich. »Die Apotheken sind hochdigitalisierte Betriebe: Wir haben das E-Rezept vor einem Jahr erfolgreich in die bundesweite Gesundheitsversorgung eingeführt. Wir unterstützen jetzt auch die Einführung der elektronischen Patientenakte, um mittels Digitalisierung die Versorgung der Menschen zu verbessern«, sagte die DAV-Vizevorsitzende Anke Rüdinger in einer am Mittwoch veröffentlichten Pressemitteilung.
Die Patientinnen und Patienten erhielten durch die EPA eine transparente Übersicht über ihre Gesundheitsdaten. Gleichzeitig werde die EPA die Datengrundlage und Versorgungsqualität in den Apotheken verbessern. »Apothekerinnen und Apotheker können schließlich mit ihrer Arzneimittelexpertise die medikamentöse Gesamttherapie am besten analysieren und bewerten. Zum Erfolg der EPA braucht es allerdings Vertrauen in die Sicherheit und eine hohe Nutzerfreundlichkeit«, mahnte Rüdinger.
Die Ergebnisse der Pilotphase müssten laut Rüdinger genau ausgewertet werden. Hierzu stünden die Apotheken gerne als Partner zur Verfügung.
Das Papier-Rezept ist ein Auslaufmodell. Mit dem E-Rezept sollen alle Arzneimittel-Verordnungen über die Telematikinfrastruktur abgewickelt werden. Wir berichten über alle Entwicklungen bei der Einführung des E-Rezeptes. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite E-Rezept.