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Myopie

Kurzsichtigkeit als wachsende Herausforderung

Kurzsichtigkeit nimmt stark zu. Über die physiologischen Gründe hierfür und mögliche Behandlungsoptionen berichtete Professor Dr. Frank Schäffel vom Universitätsklinikum Tübingen bei Fortbildungskongress Pharmacon in Schladming.
Christina Hohmann-Jeddi
27.01.2025  16:20 Uhr

Bei der Entwicklung der Sehschärfe in den ersten fünf Lebensjahren können Probleme auftreten, sodass etwa Weit- oder Kurzsichtigkeit entsteht. »Bei der Kurzsichtigkeit ist das Auge relativ zu lang, das Bild liegt somit nicht auf, sondern vor der Netzhaut und ist entsprechend unscharf«, berichtete der Biophysiker. Bei der Weitsichtigkeit sei der Augapfel relativ zu kurz – das Bild liege somit hinter der Netzhaut.

Kurzsichtigkeit (Myopie) hat im vergangenen Jahrhundert enorm zugenommen. »In einigen Ländern Asiens liegt die Myopierate inzwischen bei mehr als 90 Prozent«, sagte Schäffel. In Europa sei der Anstieg weniger drastisch ausgefallen; die Inzidenz liege bei etwa 25 bis 30 Prozent. In Deutschland sei mit keinem weiteren Anstieg zu rechnen, weil sich die Schulausbildung nicht mehr stark ändere: »Wir sind ziemlich in der Sättigung.«

Myopie an sich sei ein geringes Problem und könne einfach mit einer Brille oder mit Kontaktlinsen ausgeglichen werden. Problematischer seien aber die Langzeitkomplikationen, die vor allem bei hochmyopen Personen (ab –6 Dioptrien) häufiger vorkämen. Hierzu zählen myopiebedingte Makuladegeneration, Katarakt und Netzhautablösung.

Wieso wird der Augapfel zu lang? Die Entwicklung der Kurzsichtigkeit sei seherfahrungsbestimmt, sagte Schäffel. »In der modernen Welt gibt es eine neue Seherfahrung, die Menschen lesen sehr viel auf kurzer Entfernung.« In Studien zeigte sich, dass die Netzhaut das Längenwachstum des Augapfels steuert und zwar unabhängig von der visuellen Wahrnehmung im Gehirn. Wird das Bild hinter der Netzhaut wahrgenommen, wächst das Auge. Wird es vor der Netzhaut wahrgenommen, hemmt dies das Längenwachstum. Verantwortlich hierfür ist die Peripherie der Retina.

Wie lässt sich die Entwicklung der Myopie hemmen?

Um einer Kurzsichtigkeit entgegenzuwirken, gebe es verschiedene Möglichkeiten. Die wirksamste sei, Zeit im Freien zu verbringen. Etwa 80 Minuten pro Tag mit natürlichem Licht halbierten das Risiko für Myopie. Am effektivsten sei diese Maßnahme zu Beginn der Entwicklung im Alter von 8 bis 15 Jahren.

Untersucht würden auch multifokale Brillen und Kontaktlinsen, die in der Retina-Peripherie Unschärfe erzeugen, während sie an der Stelle des schärfsten Sehens die Sehstärke korrigieren. Mit diesem Ansatz ließ sich in einer Studie mit der Tages-Kontaktlinse MiSight® 1 day das Fortschreiten der Myopie innerhalb von 36 Monaten um durchschnittlich 59 Prozent reduzieren. Es gebe aber Probleme mit der Adhärenz aufgrund der peripheren Gesichtsfeldverzerrung, so Schäffel.

Zum Einsatz von Atropin-Augentropfen gibt es einige aus Asien stammende Untersuchungen mit guten Ergebnisse. So war in der LAMP-Studie aus Hongkong mit 0,05-prozentigen Atropin-Augentropfen die beste Wirksamkeit zu erzielen – sie konnten die Myopieentwicklung um 67 Prozent reduzieren (DOI: 10.1016/j.ophtha.2018.05.029). In einer deutschen Untersuchung mit 0,01-prozentigen Tropfen fiel die Wirksamkeit deutlich geringer aus.

In Asien spiele die Behandlung mit Atropin eine wichtige Rolle, in Europa weniger, berichtete der Referent. In Deutschland bestehe zudem das Problem, dass die niedrig dosierten Atropin-Augentropfen in Apotheken hergestellt werden müssen, da es keine Fertigpräparate gibt. Bei der Rezeptur bereite der pH-Wert Schwierigkeiten: Für eine gute Wirksamkeit benötige der Wirkstoff einen pH von etwa 5 bis 6, was zu einem Brennen im Auge führen kann. Interessant sei aber, dass auch bei hohen Dosierungen keine toxischen Wirkungen von Atropin-Tropfen beobachtet wurden.

»Wie Atropin das Augenwachstum hemmt, ist noch nicht verstanden«, berichtete der Referent. Über die Hemmung der Akkommodation wirke es nicht. Atropin rege aber das Wachstum der Aderhaut an, die bei Myopie typischerweise zu dünn sei, und stimuliere auch ähnlich wie Sonnenlicht deutlich die Freisetzung von Dopamin in der Netzhaut.

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