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Lichtverschmutzung

Künstliches Licht als Gefahr für die Gesundheit

Straßenlaternen, Leuchtreklamen, Bildschirme im Schlafzimmer: Künstliches Licht in der Nacht ist längst Teil unseres Alltags. Neue Daten bestätigen jetzt, dass zu viel Licht in der Nacht unsere Gesundheit gefährden kann. Es begünstigt das Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, so eine jetzt im Fachmagazin »JAMA Network Open« veröffentlichte Studie.
AutorKontaktdpa
Datum 24.10.2025  17:30 Uhr

Satellitenbilder zeigen, dass die nächtliche Beleuchtung weltweit zwischen 1992 und 2017 um fast 50 Prozent zugenommen hat, besonders in Großstädten wird es kaum noch richtig dunkel. »In unserer Studie mit 88.905 Erwachsenen im Alter von über 40 Jahren, haben wir festgestellt, dass helles Licht in der Nacht mit einem höheren Risiko für koronare Herzkrankheit, Herzinsuffizienz, Vorhofflimmern, Myokardinfarkt und Schlaganfall verbunden ist«, so das Team um Daniel Windred von der Monash Universität in Melbourne. »Diese Zusammenhänge blieben auch bestehen, nachdem wir bekannte Risikofaktoren wie Rauchen, Alkoholkonsum, Ernährung und Schlafdauer berücksichtigt hatten.«

Für die Langzeitstudie trugen die Teilnehmenden zwischen 2013 und 2016 eine Woche lang kleine Sensoren an den Handgelenken, die halbstündig die Lichteinstrahlung maßen. Daraus wurden individuelle 24-Stunden-Licht-Belastungsprofile errechnet. Insgesamt sammelte das internationale Team australischer, amerikanischer und englischer Universitäten so über 13 Millionen Stunden Material. Anschließend wurden die Probandinnen und Probanden knapp zehn Jahre lang medizinisch begleitet, um neu auftretende Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erfassen.

Die negative Auswirkung auf das Risiko an Typ-2-Diabetes zu erkranken konnte Windred bereits in einer in »Lancet« veröffentlichten Analyse aufzeigen.

Eindeutige Ergebnisse

Die Ergebnisse der Studie sprechen für sich: Wer nachts stark künstlichem Licht ausgesetzt war, hatte ein 45 bis 56 Prozent höheres Risiko für Herzinfarkte und Herzinsuffizienz, gegenüber Menschen, die nur geringer oder keiner Lichteinstrahlung ausgesetzt waren. Auch das Risiko für Schlaganfälle und koronare Herzkrankheiten stieg bei Personen mit starker Lichteinstrahlung im Schlafzimmer um 28 bis 30 Prozent.

Auch wenn das Team andere Faktoren wie Lebensstil oder Schlafverhalten berücksichtigte, blieb der Zusammenhang zwischen Nachtlicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen beständig. Lediglich die Gefahr von Schlaganfällen sank unter die Signifikanzschwelle, nachdem die Faktoren »kurzer Schlaf« und »hoher Cholesterolspiegel« eingerechnet wurden.

Die Studie brachte auch demografische Nuancen zutage: Es zeigte sich, dass Frauen und jüngere Menschen besonders anfällig für die Auswirkungen nächtlicher Lichteinwirkungen sind. »Frauen reagieren möglicherweise empfindlicher auf die Auswirkungen von Licht, das ihre innere Uhr stört, was frühere Forschungsergebnisse unterstützt«, sagt der leitende Co-Autor Professor Dr. Sean Cain. »Tatsächlich hatten Frauen, die einem hohen Maß an Nachtlicht ausgesetzt waren, ein ähnliches Risiko für Herzinsuffizienz wie Männer, was ungewöhnlich ist, da Frauen in der Regel einen gewissen natürlichen Schutz vor Herzerkrankungen haben.«

Selbst wenig Licht im Schlafzimmer könne den natürlichen Rhythmus stören, so die Forschenden. Hingegen war eine höhere Tageslichtexposition mit einer Verringerung des Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden.

Warum birgt Lichteinstrahlung ein solches Risiko?

Der etwa 24-stündige biologische Zyklus steuert Körperfunktionen wie Schlaf, Stoffwechsel, Hormonproduktion und Körpertemperatur. Kommt er aus dem Takt, hat das drastische Folgen. »Über Hunderte Millionen Jahren hat die Evolution unser internes Zeitsystem geformt, das sich an den täglichen Hell-Dunkel-Zyklen orientiert und sich je nach Jahreszeit ändert«, erklärt Dr. Jonathan Cedernaes von der schwedischen Universität Uppsala in einem Kommentar zur Studie. »Heute jedoch sind unregelmäßige und wechselnde Schlaf-Wach-Zeiten sehr verbreitet.« Bis zu zwei Drittel der Erwachsenen würden heute ihren Schlaf-Wach-Rhythmus von Wochentagen auf freie Tage um zwei Stunden verschieben, das sei als »sozialer Jetlag« bekannt und könne den Effekt noch verstärken.

Das Licht kann zum Beispiel die Melatoninausschüttung beeinflussen, aber auch zu einer erhöhten Herzfrequenz, hohem Blutdruck, gestörtem Tiefschlaf und schlechterer Insulinsensitivität beitragen. Die Forschenden vermuten, dass künstliche Beleuchtung somit ähnliche Auswirkungen wie Schichtarbeit hat. Eine Einschränkung: »Es ist noch nicht klar, ob diese Ergebnisse verallgemeinert werden können. Die untersuchte Gruppe besteht überwiegend aus Weißen, Personen mit höherem Bildungs- und Einkommensniveau und Frauen.«

Unklar bleibe auch, ob verschiedene Lichtfarben – zum Beispiel blaues oder grünes Licht – unterschiedlich wirken. Hier sehen die Forschenden Potenzial für weitere Untersuchungen.

Fest steht allerdings bereits jetzt: Die Vermeidung von nächtlichem Licht kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken. Wer etwas gegen nächtliche Lichteinstrahlung im eigenen Schlafzimmer tun möchte, kann auf Vorhänge und Schlafmasken setzen sowie Smartphone und Fernseher vor dem Zubettgehen abschalten.

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