Künstliche Intelligenz: »Blick in die Kristallkugel« |
Melanie Höhn |
29.09.2023 16:30 Uhr |
PZ-Senioreditor Professor Dr. Theo Dingermann glaubt, dass der Kampf um die Vorherrschaft verschiedener Formen und KI-Anwendungsmöglichkeiten hierzulande noch nicht verloren sei. »Lieber etwas später als gar nicht«, erklärte er und forderte, dass diese Themen in die pharmazeutische Ausbildung integriert werden. »Ich finde es extrem wichtig, dass wir uns dessen bewusst sind und daran gedacht wird, dass Menschen in die Universität berufen werden und bereit sind, sich in das Thema einzuarbeiten.« Laut Dingermann wird sich die Realität dahin entwickeln, dass sehr viele Personen diese Systeme nutzen. Er forderte aber eine pragmatischere Herangehensweise: »Das Thema KI ist kein Wunschkonzert. Wir werden damit konfrontiert und wir müssen uns entscheiden, inwieweit wir diese Optionen für uns einsetzen. Mein Ansatz ist: einfach mal machen und sich langsam dran gewöhnen, dass diese Systeme tatsächlich Assistenten sein können.« Dennoch kritisierte er, dass beim Thema KI zu viele datenrechtliche Probleme gesehen werden.
Beim Thema Digitalisierung im Gesundheitswesen ergänzte Marc Kriesten, Inhaber der Glückauf-Apotheke in Dinslaken, dass die Apotheke eigentlich ein »Daten-Hub« sei und dort »unwahrscheinliche Datensätze« und »Datenschätze« schlummerten. Er forderte, dass sich die Apothekerschaft in diesem Bereich mehr engagieren müsse. Kriesten betonte, dass Generationen schon jetzt damit beginnen würden, sich privat mit dem Thema zu beschäftigen, weil die Technologie niedrigschwellig zugänglich sei. KI berge grundsätzlich Chancen, Risiken und Grenzen – sowohl in der Universität, als auch gesellschaftlich müsse darüber diskutiert werden. Er schränkte aber ein: »Am Ende brauchen wir immer noch die Plausibilität. Man kann es als Vorschlag nehmen und überlegen, wie man es am Ende weiterverarbeitet.« Das revolutionärere Thema, das seiner Meinung noch gar nicht mitgedacht werde, sind Patientencoachings in der Apotheke, dabei vor allem hinsichtlich Wearables.
Kriesten betonte, dass das grundsätzliche Sammeln und die Aufbewahrung von Daten gut sei. Doch er bezweifelt, dass sie bei der Krankenkasse gut aufgehoben sind und präferiert eine unabhängige Datensammelstelle. Einen digitalen Zwilling in der Offizin wünscht sich Marc Kriesten nicht: »Ich glaube, menschliche Wesen sind auch immer an die Unperfektheit der Menschen gewöhnt. Menschliches Miteinander, frei von Digitalisierung und KI, wird nicht durch Maschinen ersetzt werden können.« Das Thema KI werde aber eine zentrale Rolle in der Apotheke spielen, »weil wir es uns nicht leisten könnten, den dadurch gewonnenen Effizienzgewinn zu verspielen«.