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Bakterienvielfalt

Küchenschwamm besserer Nährboden als Petrischale

Sie sind feucht, porös und voller Nährstoffe: Küchenschwämme entwickeln sich mit der Zeit zu wahren Keimschleudern. Für eine vielfältige Bakterienkolonisation bieten sie sogar bessere Bedingungen als die klassische Petrischale.
Annette Rößler
01.04.2022  15:14 Uhr

Als »mikrobiologischen Hotspot des Haushalts« bezeichnete eine Gruppe von Forschern um Massimiliano Cardinale von der Justus-Liebig-Universität Gießen den Küchenschwamm bereits 2017 im Fachjournal »Scientific Reports« (DOI: 10.1038/s41598-017-06055-9). Die Autoren fällten dieses harsche Urteil über das Reinigungsutensil nach eingehender Untersuchung des bakteriellen Mikrobioms von 14 benutzten Exemplaren, in denen sie die erstaunliche Menge von 362 verschiedenen Bakterienarten fanden.

Potenziell pathogene Keime (Risikogruppe 2) hatten einen relativ hohen Anteil am Schwammmikrobiom und dieser Anteil nahm infolge von Reinigungsversuchen wie einer Behandlung des Schwamms in der Mikrowelle oder einem Ausspülen in heißem Seifenwasser sogar noch zu. Aus mikrobiologischer Sicht sei es daher empfehlenswert, den Küchenschwamm regelmäßig einmal in der Woche gegen einen neuen zu tauschen, lautete das Fazit der Autoren.

Woran es liegen könnte, dass speziell der Küchenschwamm ein so überaus artenreiches Bakterienhabitat darstellt, erklären jetzt Forscher um Feilun Wu von der Duke University in Durham, USA, im Fachjournal »Nature Chemical Biology« (DOI: 10.1038/s41589-021-00961-w). Demnach ist es gerade das Schwammartige, also die räumliche Struktur des Schwamms, die ihn diesbezüglich auszeichnet. Im Gegensatz zu Materialien mit homogeneren Oberflächen biete ein Schwamm nämlich in seinen unzähligen kleinen Hohlräumen mehr verschiedenen Bakterienarten gute Lebensbedingungen.

Wie Wu und Kollegen ausführen, stellen verschiedene Bakterien ganz unterschiedliche Anforderungen an ihre Umgebung. Vereinfacht ausgedrückt gibt es dabei Teamplayer, die den engen Kontakt mit ihresgleichen und auch zu anderen Bakterien suchen, und Einzelgänger, die lieber für sich bleiben. In einer Petrischale oder auch in einer Nährlösung im Labor finden nicht alle die für sie idealen Bedingungen vor – in einem Schwamm dagegen schon. So habe in einem mit Nährlösung getränkten Küchenschwamm, der mit einer definierten Anzahl Bakterienspezies beimpft wurde, eine signifikant größere Vielfalt an Bakterien überlebt als in einer Nährlösung im Glaskolben, berichten die Autoren.

Adressaten dieser Arbeit sind nicht Personen, die sich um die Hygiene in ihrer Küche sorgen, sondern andere Forscher, die im Labor mit den Schwierigkeiten bei der Anzucht bestimmter Bakterienarten zu kämpfen haben. So lassen sich etwa manche Bakterien, die Teil der Darmmikrobiota sind, kaum im Labor vermehren und infolgedessen auch nicht untersuchen. Die Vielfalt etwa des Darmmikrobioms bleibe besser erhalten, wenn entsprechende Proben auf Schwämmen kultiviert würden, so Wu und Kollegen.

Auch für den gemeinen Küchenschwammnutzer hält die Studie aber eine Botschaft bereit. Es ist dieselbe wie die der Gießener Studie: Küchenschwämme bieten Bakterien ideale Lebensbedingungen. Um die Teller beim Spülen nicht schmutziger zu machen als zuvor, sollte der Schwamm daher regelmäßig ausgetauscht werden.

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