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Krebs

Kritik an Review zu Misteltherapie

Um den Einsatz der Misteltherapie bei Krebs ist ein Streit unter Wissenschaftlern entbrannt. Eine Gruppe von anthroposophischen Ärzten und Onkologen übt jetzt scharfe Kritik an der Arbeit einer Jenaer Forschergruppe um Professor Dr. Jutta Hübner, die der alternativen Heilmethode kürzlich einen wissenschaftlichen Wirksamkeitsnachweis absprach.
Datum 03.07.2019  17:04 Uhr

Der Unmut der Unterzeichner eines Briefs an die Herausgeber des »Journal of Cancer Research and Clinical Oncology« entzündet sich an einer von zwei Publikationen der Arbeitsgruppe Hübner, die im April dieses Jahres in dem Fachjournal erschienen waren. Die Autoren um die Professorin für Integrative Onkologie hatten darin ausgehend von einer gründlichen Literaturrecherche die Evidenz für die Misteltherapie bei Krebs hinsichtlich der Lebensqualität und Therapie-bedingter Nebenwirkungen bewertet. In beiden Kategorien sei nach wissenschaftlichen Kriterien kein Vorteil für die Misteltherapie nachgewiesen, lautete ihr Fazit.

Das wollen die Kritiker um den Gastroenterologen Professor Dr. Harald Matthes von der Charité in Berlin so nicht stehen lassen. Sie werfen Hübner und Kollegen vor, in der Arbeit zum Einfluss der Misteltherapie auf Nebenwirkungen der Krebstherapie gravierende methodische Mängel begangen zu haben. Das Fazit, das Hübner und Kollegen ziehen, falle zu negativ aus. Die getroffenen Aussagen gebe die Analyse gar nicht her, heißt es in dem Brief.

So hätten 11 von 14 Publikationen, die Angaben zur Überlebenszeit enthielten, eine Verlängerung des Überlebens gezeigt, fünf sogar statistisch signifikant. Drei Studien aus den 1980er- und 1990er-Jahren, die ebenfalls eine Überlebenszeitverlängerung unter Misteltherapie gezeigt hätten, seien von der Jenaer Arbeitsgruppe in ihrem Review überhaupt nicht berücksichtigt worden.

Die Unterzeichner des Briefs, von denen mehrere der Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte in Deutschland angehören, halten es zudem für falsch, dass die Autoren des Reviews keine Metaanalyse vornahmen. Diese argumentierten, dass eine Metaanalyse aufgrund der Heterogenität der Studien nicht möglich gewesen sei. Hier widersprechen die Kritiker. Eine Metaanalyse sei nicht nur möglich, sondern sogar notwendig gewesen, um die statistische Power zu erhöhen. 2009 habe eine Gruppe um Dr. Thomas Ostermann von der Universität Witten-Herdecke genau dies getan und dabei durchaus einen Effekt des Mistelextrakts Iscador® auf das Überleben von Krebspatienten nachgewiesen (»BMC Cancer«, DOI: 10.1186/1471-2407-9-451).

Auch dass die Jenaer Arbeitsgruppe an mehreren Stellen eine Verzerrung der Ergebnisse der eingeschlossenen Studien (Bias) vermutete, sei in vielen Fällen nicht haltbar. Die Kritiker führen mehrere Beispiele an, in denen aus ihrer Sicht de facto kein Bias-Risiko vorhanden war, obwohl Hübner und Kollegen das behaupten. So sei es beispielsweise gemäß der Cochrane-Kriterien kein Hinweis auf einen Bias, wenn mehrere Studien von denselben Autorengruppen publiziert worden seien. Hübner und Kollegen hatten bemängelt, dass ein Drittel der berücksichtigten Publikationen von nur zwei Autorenteams stamme, und unter anderem aufgrund der mehrfach verwendeten Studienkohorten angemerkt, dass die Ergebnisse sich nicht ohne Weiteres verallgemeinern ließen.

Alles in allem ziehen Matthes et al. den Schluss, dass die ursprüngliche Publikation die Kriterien für einen systematischen Literaturreview »in relevantem Ausmaß« verletzt. Sie rufen die Autoren dazu auf, ihre Arbeit gründlich zu korrigieren oder zurückzuziehen.

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