Kritik an hohen Zytostatika-Gewinnen |
Die extremen Gewinne für Zytostatika-Apotheker bezeichnete der Apotheker Robert Herold in dem TV-Beitrag als »moralisch verwerflich«. / Foto: Getty Images/Pramote Polyamate
Jedes Jahr könnten die Krankenkassen bis zu 500 Millionen Euro zu viel für Zytostatika bezahlt haben, wie aus einem Bericht von WDR, NDR, »Süddeutscher Zeitung« (SZ) und dem ARD-Magazin Monitor hervorgeht. In dem Report kritisiert der sächsische Apotheker Robert Herold, dass Zytostatika-Rezepte teilweise mehr als 1000 Euro Gewinn bringen können. Die Preise sind dem DAV allerdings unbekannt, wie dieser heute mitteilte. Im Übrigen stellen nur 300 von 18.000 Apotheken in Deutschland überhaupt Zytostatika her.
Die Gewinne für Zytostatika-Apotheker bezeichnete Herold in dem TV-Beitrag als »moralisch verwerflich«. Zudem führte er in dem Bericht eine Onkologin an, die sich an den großen Gewinnmargen beteiligen wollte. Im Jahr 2022 haben die Krankenkassen beispielsweise laut Bericht für eine Packung des Wirkstoffes Bevacizumab 1109 Euro an den Apotheker gezahlt, beim Großhandel kostete die Packung jedoch nur 360 Euro. Dies sei kein Einzelfall.
Für Herold, Inhaber der Central-Apotheke im sächsischen Frankenstein, hat die Öffentlichkeit ein Recht auf Ehrlichkeit, weshalb er sich nach eigener Aussage mit der AOK Plus in Sachsen traf und die Kasse über die enormen Gewinnmargen bei Krebstherapien informierte und ihr die Einkaufslisten zuschickte – doch daraufhin sei nichts passiert.
Danach kontaktierte Herold laut Medienberichten den Verband der Zytostatika herstellenden Apothekerinnen und Apotheker (VZA) – auch dort habe es kein Interesse an seiner Kritik gegeben. Nachdem die Bemühungen des Apothekers ins Leere liefen, kontaktierte er WDR, NDR, SZ und die ARD.
VZA-Chef Klaus Peterseim sagte in dem Bericht, dass es sein könne, »dass es in Einzelfällen gelingt, einen besonders günstigen Preis zu generieren«. Dies werde sich aber »mit Sicherheit« über den Gesamteinkauf nivellieren, so Peterseim. Florian Lanz, Sprecher des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenkassen (GKV), führte aus, dass er die Apotheken-Preislisten nicht kenne. Später räumte der Verband laut Bericht ein, dass er einmalig Ausschnitte einer Preisliste bekam.
Der GKV-Spitzenverband und der Deutsche Apotheker Verband (DAV) verhandeln die Preise, die die Apotheker für die Medikamente bekommen. Der Deutsche Apothekerverband reagierte heute mit einem Statement auf den TV-Beitrag: »Bundesweit stellen rund 300 Apotheken Zytostatika individuell unter strengen pharmazeutischen und hygienischen Auflagen her. Die Preise für die verarbeiteten Wirkstoffe und die Anfertigung der Rezepturarzneimittel werden zwischen dem GKV-Spitzenverband und dem Deutschen Apothekerverband regelmäßig verhandelt und sind somit Festpreise. Die in der Monitor-Sendung kolportierten Preise sind uns nicht bekannt und wir können sie nicht kommentieren«, erklärte eine Sprecherin.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sagte, dass die hohen Gewinne bei Zytostatika »kein haltbarer Zustand« seien. Er wolle dies regulatorisch angehen. Auch nach Ansicht des Vorsitzenden der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft, Wolf-Dieter Ludwig, sind diese Gewinnmargen »absolut ungerechtfertigt«.