Krebsimpfungen könnten bald kommen |
Christina Hohmann-Jeddi |
20.01.2025 17:00 Uhr |
Eine Vielzahl an therapeutischen Impfstoffen gegen Krebs wird derzeit erforscht. Erste Präparate könnten 2026 auf den Markt kommen. / © Adobe Stock/Alexandru Dobre/Mediafax Foto
Schon lange wird an Wegen geforscht, das Immunsystem von an Krebs erkrankten Menschen gegen die Tumoren einzusetzen. Die Immuncheckpoint-Inhibitoren (ICI) seien dabei der erste große Erfolg gewesen, berichtete Professor Dr. Juliane Walz vom Universitätsklinikum Tübingen auf dem Fortbildungskongress Pharmacon in Schladming. Doch ein großer Teil der Krebspatienten spricht auf ICI nicht an. Hier könnten Krebsimpfstoffe eine Option sein.
Sie basieren auf folgendem Prinzip: Patienten bekommen relevante Tumorantigene injiziert, die dann von speziellen Immunzellen präsentiert werden, was eine Immunreaktion gegen den Tumor initiiert. Verantwortlich für die Präsentation sind dabei die HLA-Moleküle (Humane Leukozyten Antigene). »Jede Körperzelle präsentiert über diese HLA-Moleküle kurze Bestandteile aus dem Zellinneren, sogenannte Peptide, auf ihrer Oberfläche«, informierte die Medizinerin.
Um eine Immunreaktion gegen Tumorzellen auszulösen, braucht es geeignete Tumorantigene. Optimal seien solche, die bei vielen Tumorarten, nicht aber auf gesunden Zellen vorhanden sind und die von HLA-Molekülen tatsächlich präsentiert werden. Nach dem bisherigen Ansatz zur Antigenauswahl werde die Tumorzelle zunächst genetisch charakterisiert. Aus den vorliegenden Mutationen werde dann abgeleitet, welche Antigene geeignet sein könnten, berichtete Walz.
Problematisch sei dabei, dass von einer Vielzahl an möglichen tumorspezifischen Peptiden nur wenige auf der Zelloberfläche präsentiert werden und noch weniger davon auch immunogen sind. Das vorherzusagen, sei unglaublich schwierig: »Im Prinzip raten wir.«
Die Medizinerin verdeutlichte die Problematik an einem Beispiel: Von 30.000 Mutationen einer Kolonkarzinomzelle führten nur sieben zu Peptiden, die auf der Zelle präsentiert werden, von denen nur drei immunogen seien. Deshalb verfolge man auch noch einen anderen Ansatz: Über Immunpräzipitation wasche man von Tumorzellen die tatsächlich präsentierten Peptide ab und charakterisiere diese, erstelle also ein Immunopeptidom.
Auf diese Weise habe man in Tübingen eine Datenbank mit immunogenen HLA-präsentierten Tumorantigenen erstellt. Ein Antigen, das auf allen Tumorentitäten vorkommt und zu einer »Krebsimpfung für alle« geeignet sei, gebe es aber leider nicht, stellte die Expertin klar. Man müsse die Antigene jeweils auf die Genetik des Tumors und die HLA-Moleküle des Patienten zuschneiden.