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Adipositas
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Krankhaftes Übergewicht besser definieren und erkennen

Ab wann ist man fettleibig? An der Definition dafür gibt es Kritik – auch weil manche Menschen zwar stark übergewichtig, aber trotzdem weitgehend gesund sind. Eine internationale Expertenrunde schlägt nun Anpassungen vor.
AutorKontaktdpa
AutorKontaktPZ
Datum 15.01.2025  07:00 Uhr

Vor allem bei Kindern und Jugendlichen intervenieren

Die Relevanz sei groß: Es gebe geschätzt weltweit mehr als eine Milliarde Menschen mit Adipositas, heißt es in »The Lancet Diabetes & Endocrinology«. Dabei spiele Fettleibigkeit verstärkt schon bei Kindern und Jugendlichen eine Rolle. 1975 waren demnach nur etwa 4 Prozent der 5- bis 19-Jährigen weltweit übergewichtig oder fettleibig, im Jahr 2016 bereits mehr als 18 Prozent. Etwa die Hälfte der Kinder mit Fettleibigkeit leide während des gesamten Lebens an Adipositas.

Bedenklich sei das unter anderem deshalb, weil Adipositas bei Kindern und Jugendlichen das spätere Risiko für Krankheiten wie Typ-2-Diabetes, koronare Herzkrankheit, Bluthochdruck, Schlaganfall, bestimmte Arten von Krebs sowie Lungen- und Nierenerkrankungen erhöhe. Je höher der BMI in der Kindheit, desto höher sei das Risiko für solche potenziell lebensverkürzenden Erkrankungen im Erwachsenenalter. Die frühe Diagnose und Behandlung von Fettleibigkeit bei Kindern und Jugendlichen müsse oberste Priorität für die Gesundheitssysteme haben, um die Belastung für den Einzelnen, die Gesellschaft und die Volkswirtschaft zu verringern, betont die Gruppe.

Kritik an den Vorschlägen

Gerade hier sieht Professor Dr. Thomas Reinehr von der Vestischen Kinder- und Jugendklinik Datteln - Universität Witten/Herdecke wenig Mehrwert durch die Vorschläge, zumal Hinweise auf psychische Probleme fehlten. Ein Mensch könne gerade als Kind oder Jugendlicher, auch wenn er körperlich gesund sei, sehr unter Hänseleien leiden. »Nach der vorgeschlagenen Definition würde man aber keine Therapie bei ihm durchführen können, da er nicht »krank« ist.«

Dass Kostenträger Behandlungsmaßnahmen bei Übergewicht nach der vorgeschlagenen Definition nur noch übernehmen, wenn eine Folgeerkrankung vorliegt, sei auch in anderer Hinsicht problematisch: Es sei effektiver, Übergewicht zu behandeln, bevor Folgeerkrankungen auftreten, die wie die koronare Herzkrankheit irreversibel sein könnten. Und übergewichtige Kinder und Jugendliche sprächen sehr viel besser auf Lebensstiländerungen an als extrem adipöse Kinder und Jugendliche.

Eine Ausrichtung an den Vorschlägen der Kommission werde dazu führen, dass noch weniger Menschen mit Übergewicht als bisher eine Therapie von den Krankenkassen bezahlt bekommen, befürchtet Reinehr. Die Anzahl adipöser Menschen in Statistiken werde sinken – was dann fälschlicherweise so wirke, als habe sich das Übergewichtsproblem unserer Gesellschaft verringert.

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