Korf präsentiert den »Dynamisierungsfaktor« |
Alexander Müller |
29.09.2023 11:50 Uhr |
Claudia Korf, Geschäftsführerin Ökonomie der ABDA, stellte beim Deutschen Apothekertag in Düsseldorf (DAT) die Halbjahresbilanz 2023 vor. / Foto: PZ/Alois Müller
Die Gesamtkosten einer durchschnittlichen Apotheke haben sich laut Korf in den letzten zehn Jahren um 59 Prozent erhöht. Der Verbraucherpreisindex ist seit der bislang letzten Honoraranpassung nach Korfs Zahlen deutlich angestiegen. Seit 2013 und etwas in die Zukunft geschätzt bis 2024 dürfte der Anstieg demnach bei 38 Prozent liegen. Allein das entspreche einem Anpassungsbedarf von über 3 Euro beim Festzuschlag.
Das Lieferengpassmanagement verursache weitere Kosten von 425 Millionen Euro pro Jahr. Davon könnten lediglich rund 10 Millionen Euro über den Lieferengpasszuschlag gemäß dem sogenannten Lieferengpassgesetz (ALBVVG) gegenfinanziert werden – »wenn wir Glück haben«, sagte Korf mit Verweis auf die unterschiedlichen rechtlichen Interpretationen und die Auseinandersetzung mit dem GKV-Spitzenverband. Würde der volle Aufwand ausgeglichen, müsste das Packungshonorar nach Berechnungen der ABDA um weitere 56 Cent pro Packung angehoben werden.
Die ABDA hat aus den wirtschaftlichen Entwicklungen der vergangenen Jahre einen »Dynamisierungsfaktor« errechnet, der das Bruttoinlandsprodukt, den Verbraucherpreisindex und die Grundlohnsumme einbezieht. Für die Jahre zwischen 2012 und 2022 hätte das Honorar demnach pro Jahr um 2,7 Prozent erhöht werden müssen, im laufenden Jahr 2023 sogar um 3,5 Prozent. Für 2024 prognostiziert die ABDA einen Dynamisierungsfaktor von 2,9 Prozent. Das Apothekenhonorar müsste demnach allein in diesem Jahr auf 11,25 Euro angehoben werden, für das kommende Jahr auf 11,58 Euro pro Packung. Mit diesen Berechnungen begründet die ABDA ihre Forderung nach einer Anpassung des Fixums auf 12 Euro.
Bislang konnte die ABDA mit ihrer Forderung bei der Politik noch nicht durchdringen – bekommt aber schon wieder Druck von der Beschäftigtenseite: Die Forderung der Apothekengewerkschaft Adexa nach einer Gehaltssteigerung um 10,5 Prozent findet Korf zwar fair. Doch die Inhaberinnen und Inhaber könnten nur das weitergeben, was sie haben. Korf benannte das Dilemma des Berufsstandes: Als einzige Berufsgruppe im Einzelhandel könnten die Apotheken keinen Einfluss auf ihre Einnahmen nehmen.
Das Betriebsergebnis vor Steuern sei im ersten Halbjahr im Vorjahresvergleich um 4,9 Prozent gesunken. »Der Kipppunkt ist erreicht«, so Korf. Viele Betriebe liefen inzwischen »hochdefizitär«. Verweise auf die zusätzlichen Umsätze während der Corona-Pandemie seien spätestens jetzt unangemessen, denn im ersten Halbjahr 2022 hätten die Apotheken keine zusätzlichen Einnahmen in diesem Bereich mehr erwirtschaftet.
Das Minus von 238 Apotheken seit Jahresbeginn ist laut Korf der stärkste Halbjahres-Rückgang seit Aufzeichnungsbeginn im Jahr 1956. Die Apothekendichte ist damit auf 21,1 Apotheken pro 100.000 Einwohner zurückgegangen. Zum Vergleich: Der EU-Durchschnitt liegt bei 32. Da Apotheken regelmäßig vor allem zum Jahresende schließen, könnte der Rückgang nach Schätzungen der ABDA zum Jahreswechsel sogar auf 600 Betriebe steigen. Darauf deuteten auch Indikatoren wie bereits gekündigte Verträge hin.