Kognitive Funktionstherapie wirkt auch nach drei Jahren |
Johanna Hauser |
07.08.2025 16:20 Uhr |
Fast ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland leidet unter Rückenschmerzen. / © Getty Images/Peter Dazeley
Neben Kopfschmerzen sind chronische Rückenschmerzen eines der häufigsten Gesundheitsprobleme in Deutschland. Laut AOK-Gesundheitsatlas waren 2021 etwa 26,2 Millionen Patienten in Deutschland wegen Rückenschmerzen in ärztlicher Behandlung. Zukünftig dürfte die Zahl der Patienten mit chronischen Rückenschmerzen noch steigen.
Die Belastung nimmt insbesondere dann zu, wenn Patienten unter anhaltenden Schmerzen und einer damit einhergehenden Einschränkung leiden. Klassische Behandlungsmethoden zielen meist darauf ab, Symptome zu lindern, anstatt die Ursachen der Schmerzen ins Visier zu nehmen – und zeigen daher nur mäßige Erfolge. Es gibt jedoch zunehmende Hinweise darauf, dass die kognitive Funktionstherapie (CFT) größere und nachhaltigere Effekte hinsichtlich der Symptomlinderung erzielt. Die CFT ist ein individueller, personenzentrierter Ansatz, der das Selbstmanagement der Patienten stärkt. Sie lernen, schmerzbezogene Gedanken, Emotionen und Verhaltensweisen zu steuern, um ihre Schmerzen besser zu bewältigen.
Die australische RESTORE-Studie bestätigte 2023, dass eine CFT noch nach zwölf Monaten Rückenschmerzen lindern und Einschränkungen verringern kann (»The Lancet«, DOI: 10.1016/S0140-6736(23)00441-5). Längerfristige Ergebnisse wurden bislang nur sehr selten untersucht. Lediglich eine kleine Studie lieferte Hinweise auf eine mögliche längerfristige Wirksamkeit der CFT (»European Journal of Pain« 2019, DOI: 10.1002/ejp.1399).
Das kürzlich im Fachjournal »The Lancet Rheumatology « von einer Forschungsgruppe um Professor Dr. Mark Hancock von der Macquarie University in Sydney veröffentlichte Drei-Jahres-Follow-up der RESTORE-Studie zeigte nun auch eine Wirksamkeit nach 36 Monaten. Die randomisierte, kontrollierte Phase-III-Studie verglich die CFT mit oder ohne Biofeedback mit der Standardtherapie bei chronischen Rückenschmerzen.
In die Studie wurden 492 Erwachsene mit seit mehr als drei Monaten bestehenden Schmerzen im unteren Rücken eingeschlossen, im Verhältnis 1:1:1 randomisiert und der klassischen Therapie, nur CFT oder CFT plus Biofeedback zugewiesen. Die Teilnehmer der CFT-Gruppe trugen Bewegungssensoren, deren Ergebnisse in der Biofeedback-Gruppe mit in die Behandlung einbezogen wurden. Die Teilnehmer mit Standardtherapie konnten die Art der Behandlung je nach Angebot vor Ort selbst wählen.
Der primäre Endpunkt war die schmerzbedingte Einschränkung der körperlichen Aktivität, die anhand des Roland-Morris-Disability-Fragebogens (RMDF, Skala von 0 bis 24) nach drei Jahren ermittelt wurde. Den sekundären Endpunkt stellte die Schmerzintensität nach drei Jahren dar, die anhand der numerischen Schmerzskala (0 bis 10) bewertet wurde.