Klinische Studien als Zusatzgeschäft für Apotheken |
Jennifer Evans |
09.01.2025 16:00 Uhr |
US-Regierung kooperiert mit Walgreens: Da es für die Forschung oft schwer ist, Randgruppen für Studien zu gewinnen, sollen nun Apotheken dabei helfen. / © Adobe Stock/Solarisys
Die US-Regierung probiert etwas Neues aus und finanziert erstmals eine Studie in Vor-Ort-Apotheken der Kette Walgreens. Darüber berichtet das Fachblatt »JAMA«. Ziel ist es, mehr unterrepräsentierte Patientengruppen zu erreichen, die Rekrutierung zu beschleunigen sowie am Ende durch Daten aus realen Umgebungen die Forschungsergebnisse zu verbessern. Die Ergebnisse sind für Mitte bis Ende 2026 erwartet.
Die Corona-Pandemie hatte deutlich die Grenzen klassischer Ansätze für klinische Studien aufgezeigt, insbesondere was die Rekrutierung von Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund anging.
Die Suche nach den ersten von insgesamt 3600 Patienten für die geplante Covid-19-Impfstoffstudie in Apotheken sei bereits im vergangenen Oktober gestartet, heißt es in dem Beitrag. Beteiligt sind 20 Walgreens-Betriebe in acht Bundesstaaten. Den Hut auf hat die sogenannte Biomedical Advanced Research and Development Authority (BARDA), eine Abteilung des US-Gesundheitsministeriums (HHS).
Parallel findet eine weitere Studie des Forschungsunternehmen Allucent in 4000 Haushalten statt. Beide Untersuchungen sollen die Reaktionen des Immunsystems auf die Corona-Impfstoffe auswerten.
Da in den USA Covid-19-Impfstoffe größtenteils in Offizinen verabreicht würden, eigneten sich diese gut für Daten aus der Praxis, so John Campbell, Leiter der dezentralen klinischen Studien bei Walgreens, gegenüber »JAMA«. Außerdem könne die Rekrutierung und Datenerfassung sofort beginnen, betonte er. BARDA arbeitet auch mit Walgreens zusammen, weil die Betriebe ländliche, vorstädtische und städtische Standorte umfassen.
Das Apothekenpersonal wird allerdings nicht selbst beteiligt sein, sondern Forschungskoordinatoren kümmern sich um die Erfassung von Kunden, die bis zum nächsten Frühjahr einen Covid-19-Impfstoff erhalten. Die Teilnehmenden selbst sollen dann im Laufe eines Jahres bei insgesamt fünf Apothekenbesuchen Blutproben abgeben.
Darüber hinaus müssen sie wöchentlich Fragebögen anhand webbasierter Plattformen oder via Smartphone-App ausfüllen und erhalten in der Apotheke molekulardiagnostische Tests, um eine mögliche Infektionen zu bestätigen. Für die Studienteilnehmenden ist eine Entschädigung in Höhe von bis zu 275 Dollar (rund 266 Euro) vorgesehen.
Im Rahmen der Studie soll laut Campbell aber auch die Fähigkeit regionaler Apotheken untersucht werden, perspektivisch selbst eine diversifizierte Teilnehmerpopulation zu rekrutieren, indem Walgreens seinen direkten Zugang zu den Kunden nutzt.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.