| Christina Hohmann-Jeddi |
| 04.12.2025 18:00 Uhr |
Professor Dr. Uwe Janssens, Generalsekretär der DIVI, betonte: »Wir haben Probleme jenseits von Kriegen, die jederzeit auftreten können – dessen müssen wir uns bewusst sein.« Für den Notfall müssten nicht nur Notfallpläne erarbeitet und das Personal ausreichend geschult sein, sondern auch ausreichend Schutzausrüstung, alle notwendigen Materialien und Arzneimittel eingelagert sein.
Zudem sind über die akute Versorgung hinaus auch weitere Aspekte der Vorbereitung auf Krisensituationen zu berücksichtigen, etwa bauliche Maßnahmen oder die Ausarbeitung von Logistiklösungen und die Sicherstellung von Stromversorgung und IT-Sicherheit.
Laut einem aktuellen Gutachten der Deutschen Krankenhausgesellschaft, das Ende Oktober vorgestellt wurde, besteht hier noch in einigen Bereichen ein Defizit: So seien die deutschen Krankenhäuser in ihrer derzeitigen Struktur nur bedingt krisen- und verteidigungsfähig.
»In fünf zentralen Bereichen – Personal, Cybersicherheit, physische Sicherheit, Lagerhaltung für medizinische Vorräte und Vorbereitung auf biologische, chemische und nukleare Bedrohungen – bestehen erhebliche Schwächen«, heißt es in der Mitteilung der Gesellschaft vom 28. Oktober.
Aktuelle Krankenhausalarm- und Einsatzpläne deckten zwar zivile Katastrophen ab, es fehle aber an Konzepten für militärische Bedrohungen mit klaren Zuständigkeiten und ausreichender Finanzierung. Vor allem die IT- und Kommunikationssicherheit sowie der direkte Schutz der Gebäude müssten verbessert werden.
Langfristig müssten auch bauliche Konzepte mitgedacht werden, etwa der Neubau von Krankenhäusern mit geschützten unterirdischen Operationsbereichen, heißt es in der Mitteilung.
Das bestätigten auch die DIVI-Experten. Derzeit inspizierten viele Klinikleitungen die Keller der Gebäude, um nach geschützten Räumen für den Notfall zu schauen. Das seien Erkenntnisse aus der Ukraine, wo quasi keine Krankenhäuser mehr überirdisch arbeiteten.
Dem Gutachten zufolge sind erhebliche finanzielle Mittel nötig, um das deutsche Krankenhaussystem krisenresilient zu machen. Der Bedarf liegt bei 20 Milliarden Euro Investitionskosten und 2 Milliarden Euro Betriebskosten pro Jahr.
»Das Mindset ›Wir müssen etwas tun‹ ist in der Politik angekommen«, sagte Walcher. So sei im Koalitionsvertrag der Bundesregierung festgehalten, dass gesetzliche Rahmenbedingungen für den Gesundheitssektor und den Rettungsdienst im Zivilschutz sowie im Verteidigungs- und Bündnisfall geschaffen werden sollen, »mit abgestimmter Koordinierung und eindeutigen Zuständigkeiten«. Jetzt müssten sich die entsprechenden Ressorts noch einigen, Verantwortungen festlegen und die Finanzierung klären, sagte der Mediziner.