| Melanie Höhn |
| 02.06.2023 13:00 Uhr |
Marina Treskova, Post-Doc am Climate-Sensitive Infectious Diseases lab (CSIDlab), Heidelberg Institute of Global Health (HIGH), Universität Heidelberg, resümiert: »Ich möchte gerne die Botschaft des Berichts unterstützen, dass es insbesondere auch im Gesundheitssektor an der Zeit ist, zu handeln und nicht abzuwarten. Und wir müssen unsere Gesundheitssysteme widerstandsfähiger machen, wissenschaftsbasierte Anpassungsmaßnahmen entwickeln und diese auch zeitlich umsetzen«. Elke Hertig, Inhaberin der Professur Regionaler Klimawandel und Gesundheit, Universität Augsburg und Autorin des Sachstandsberichts, ergänzt: »Die wissenschaftliche Evidenz ist klar, und wir müssen jetzt ins Handeln kommen. Das wird nur gehen, wenn wir sektorübergreifend zusammenarbeiten«.
Laut Professor Klaus Stark, Leiter des Fachgebiets Gastroenterologische Infektionen, Zoonosen und tropische Infektionen, Robert-Koch-Institut (RKI), Berlin und Autor des Sachstandsberichts, muss das Thema der klimasensitiven Infektionserreger stärker in den Fokus kommen. »Das betrifft die gesamte Gesellschaft. Das betrifft jeden Bürger und jede Bürgerin, das betrifft die Ärzteschaft, das betrifft aber insbesondere auch zuständige Behörden und Institute, die entsprechende Maßnahmen ergreifen können.« Schon jetzt begünstigten gestiegene Temperaturen die Verbreitung einiger in Deutschland untypischer Tiere, sagte Mitautor Klaus Stark. »Bestimmte neue Zeckenarten dringen nach Deutschland vor«, sagte der RKI-Epidemiologe. Zum Beispiel die Hyalomma-Zecke, die laut Stark bis vor wenigen Jahren nicht in Deutschland vorkam und die bakterielle Erreger von Fleckfieber übertragen kann. »Es gibt in den letzten Jahren klare Trends, dass ein Teil der klimasensitiven Erreger zugenommen hat.« Dadurch steige das Risiko von Infektionskrankheiten. Ebenfalls häufiger auftreten werde die Asiatische Tigermücke – sie kann Erreger von Dengue-Fieber und Gelbfieber oder das Zika-Virus an Menschen weitergeben. »Das heißt nicht, dass wir in den nächsten ein, zwei Jahren sofort Übertragungsfälle in Deutschland haben werden.« Ausschließen könne er dies aber nicht.