Klimaneutrale Apotheken durch C02-Kompensation |
Apotheken können ganz leicht klimaneutral werden. Sie müssen nur den CO2-Ausstoß der Offizin ermitteln und reduzieren. Den Rest kompensiert der Apothekendienstleister Noventi. Dafür verpflichten sich die Apotheken zur Umsetzung von weiteren Klimaschutzmaßnahmen. / Foto: Imago/Contrast/Streubel
Das Prinzip des Projekts ist einfach: Apotheken gestalten ihren Betrieb klimafreundlich um und im Gegenzug kompensiert Noventi den noch verbliebenen CO2-Ausstoß der Apotheke durch Unterstützung eines Windkraftprojekts. Die Schirmherrschaft des Vorhabens »Zeichen setzen – Initiative klimaneutrale Apotheken« hat Gerd Müller (CSU), Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, übernommen. Sein Ministerium hat im vergangenen Jahr die sogenannte Allianz für Entwicklung und Klima zur Förderung der freiwilligen Kompensation von CO2 ins Leben gerufen, der Noventi mit seiner Initiative beigetreten ist.
Mit dem Vorhaben will Noventi es nach eigenen Angaben allen Apotheken in Deutschland ermöglichen, klimaneutral zu werden. Und das möglichst einfach. Dazu hat das Unternehmen auf der Website zeichen-setzen.com alle Informationen zum Projekt gebündelt. Apotheker können sich dort informieren und den CO2-Verbrauch ihrer Apotheke online ermitteln, den Noventi dann finanziell kompensiert. Mit ihrer Teilnahme verpflichten sich die Apotheker dazu, ein Programm zur Mülltrennung einzuführen sowie Papier und Plastik einzusparen. Außerdem müssen sie den Stromverbrauch senken und nur noch Ökostrom beziehen. Zudem dürfen sie zukünftig nur noch bei klimaneutral arbeitenden Druckereien und auf Recycling-Papier drucken lassen.
Der individuell für die Apotheke ermittelte CO2-Ausstoß wird laut Noventi durch Unterstützung eines Windkraftprojekts des weltweit führenden Impfstoffherstellers Serum Institute of India (SIIL) kompensiert. Noventi-Geschäftsführer Hermann Sommer rechnet für die zweijährige Projektlaufzeit mit einem siebenstelligen Betrag. Nach Schätzungen des Noventi-Partners »Fokus Zukunft« verbraucht eine durchschnittliche Apotheke derzeit knapp 25 Tonnen CO2 pro Jahr. Mitmachen könnten alle Apotheken in Deutschland, die Aktion sei nicht auf Kunden der Noventi-Gruppe begrenzt, heißt es. Noventi selbst wirtschaftet übrigens seit Januar 2018 klimaneutral.
Apothekerin Andrea Thüring bezieht schon seit einigen Jahren Ökostrom und hat Klimaschutz auf ihre Agenda gesetzt. / Foto: Andrea Thüring
Eine der ersten klimaneutralen Apotheken der Initiative ist die Stern-Apotheke in Schwebheim. Nach Angaben der Besitzerin Andrea Thüring ist die Entwicklung und Implementierung der Maßnahmen ein laufender Prozess. »Wir haben Anfang Januar 2020 konkret begonnen unsere Apotheke zu analysieren und Ziele schriftlich zu fixieren«, sagte sie auf Anfrage der PZ. Zudem sei sie überrascht gewesen, wie viel Spaß und Freude dem Team die Recherche nach den Umweltsünden bereitet hat. Im Rahmen der Initiative ist es zwar auch möglich, einen Klimabeauftragten zu ernennen. Doch darauf habe Thüring bewusst verzichtet, weil sie die klimaneutrale Apotheke als Gemeinschaftsprojekt sieht und das Thema dauerhaft auf der Teamsitzungs-Agenda für das Jahr 2020 steht.
Auf der Website der Initiative gibt es Tipps und weiterführende Empfehlungen, um das Thema Nachhaltigkeit in der Belegschaft zu verankern. Noventi befürwortet Anreize für Mitarbeiter, öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad für den Weg zur Arbeit zu nutzen. Alte Elektrogeräte sollten nach Möglichkeit durch energiesparende ersetzt und die Beleuchtung auf LED umgestellt werden. Die teilnehmenden Offizinen erhalten eine Urkunde als klimaneutrale Apotheke. Zudem können sie über die Initiativen-Website bei der Eingabe ihrer Energieverbräuche und der daraus abgeleiteten Emissionen, Plakate zur Werbezwecken bestellen. Getreu dem Motto: »Tue Gutes und rede darüber«. Individualisierte Plakate zur Initiative mit dem Foto des Apothekers sind allerdings kostenpflichtig, da dafür extra ein Fotoshooting vorgesehen ist.