Kinderärzte klagen über Mangel |
In den letzten Jahren mussten etwa 25.000 Säuglinge pro Jahr wegen einer RSV-Infektion im Krankenhaus behandelt werden. / © Adobe Stock/bazyuk
Die seit Kurzem für Säuglinge empfohlene Immunisierung gegen das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) ist nach Angaben des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzt*innen (BVKJ) noch nicht flächendeckend in Deutschland verfügbar. »Manche Praxen haben Impfstoff bekommen, manche nicht«, sagte Kinderarzt und BVKJ-Sprecher Jakob Maske der Deutschen Presse-Agentur.
Eine Sprecherin der Herstellerfirma Sanofi teilte auf Anfrage mit, dass seit dieser Woche ausreichend RSV-Prophylaxe vorhanden sei. Diese Auffassung teile er nicht, sagte Maske. Anscheinend hänge die Verfügbarkeit auch von der Region ab, meinte der Kinderarzt. Für seine Praxis in Berlin habe er Stand Donnerstag bislang nur eine Dosis für ein Hochrisiko-Kind erhalten.
Für alle Neugeborene und Säuglinge empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) seit diesem Sommer eine einmalige Injektion des Antikörpers Nirsevimab (Beyfortus®). Das Molekül bindet an ein Virusprotein und verhindert so das Eindringen des Erregers in Körperzellen. Es handelt sich um eine sogenannte passive Immunisierung: Verabreicht werden bereits gebildete Antikörper, diese werden also nicht aktiv vom eigenen Immunsystem produziert.
Das Bundesministerium für Gesundheit hatte am 16. September einen Versorgungsmangel für Arzneimittel mit Nirsevimab offiziell festgestellt. Dadurch können auch Beyfortus-Packungen in fremdsprachiger Aufmachung importiert werden. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) ermöglichte es Sanofi, bis Ende Oktober Packungen des Arzneimittels aus Frankreich und Spanien in Deutschland auf den Markt zu bringen; derzeit folgen US-amerikanische Packungen. Die Produkte sind inhaltlich identisch.
Sanofi hatte Anfang der Woche mitgeteilt, das Unternehmen habe fast eine halbe Million Dosen für Deutschland vorgesehen. Laut Statistischem Bundesamt gibt es jährlich rund 700.000 Neugeborene in Deutschland. Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände geht davon aus, dass sehr viele Eltern ihre Kinder impfen lassen wollen, wie eine Sprecherin auf Anfrage mitteilte.