Kinder trinken zu viel süße Limo |
Theo Dingermann |
12.08.2024 09:00 Uhr |
Der Konsum von gesüßten Getränken wie Limonade oder Cola hat bei Kindern und Jugendlichen seit 1990 weltweit zugenommen. Besonders hoch ist er in Lateinamerika, im mittleren Osten und Nordafrika. / Foto: Getty Images/Image Source
Ein Forscherteam um Dr. Laura Lara-Castor vom Food is Medicine Institute an der Tufts University in Boston wertete Daten der Global Dietary Database aus, um den Zuckerkonsum durch den Genuss zuckerhaltiger Getränke von Kindern und Jugendlichen im Alter von 3 bis 19 Jahren in 185 Ländern über einen Zeitraum von fast drei Jahrzehnte aufzuzeigen. Die Forschenden werteten dazu die Konsumdaten für sieben Weltregionen aus, und zwar Mittel- und Osteuropa und Zentralasien, Länder mit hohem Einkommen, Lateinamerika und die Karibik, der Mittleren Osten und Nordafrika, Südasien, Südost- und Ostasien sowie Afrika südlich der Sahara. Die Ergebnisse ihrer Analyse publizierten die Forschenden nun im Wissenschaftsmagazin »The Britisch Medical Journal (BMJ)«.
Sie zeigen, dass im Jahr 2018 der durchschnittliche weltweite Verzehr zuckerhaltiger Getränke bei Kindern und Jugendlichen pro Woche bei 3,6 Portionen lag. Als Portion galten dabei 248 g beziehungsweise zwei Drittel einer 335 ml Dose eines Süßgetränks (mit zugesetztem Zucker und einer Kaloriendichte ab 50 kcal auf 237 g). Wenig überraschend ergeben sich deutlich regionale Unterschiede. So zeigte sich, dass in Lateinamerika und der Karibik im Jahr 2018 mit 9,1 Portionen pro Woche der höchste Konsum dieser Getränke verzeichnet wurde. Demgegenüber lag der Verzehr zuckerhaltiger Getränke in Südasien mit 1,3 Portionen pro Woche am niedrigsten.
In städtischen Gebieten wurden 4,6 Portionen pro Woche mehr dieser Getränke konsumiert als in ländlichen Gebieten, wo der Konsum bei etwa 2,7 Portionen pro Woche lag. Bemerkenswert ist zudem, dass Kinder und Jugendliche, deren Eltern ein höheres Bildungsniveau hatten, mehr zuckerhaltige Getränke verzehrten als Kinder von weniger gebildeten Eltern.
Geschlechtsspezifische Unterschiede im Konsum gesüßter Limonaden waren insgesamt vernachlässigbar. Allerdings nahm der Konsum dieser Getränke mit dem Alter der Kinder zu und erreichte seinen Höhepunkt in der Altersgruppe der 15- bis 19-Jährigen.
Der Analyse zufolge war zwischen 1990 und 2018 der Verzehr dieser Getränke weltweit um 23 Prozent gestiegen. In den verschiedenen Regionen zeigten sich dabei Unterschiede: So stieg in Afrika südlich der Sahara beispielsweise der Konsum zuckerhaltiger Getränke mit 106 Prozent am stärksten an, während er in Südasien stagnierte. In den Ländern mit hohem Einkommen nahm der Konsum von 1990 bis 2005 deutlich zu und danach aber wieder ab.
Dass die weltweite Zunahme des Konsums von Süßgetränken Konsequenzen hat, ist wenig überraschend. So verläuft der Anstieg des Konsums parallel zum Anstieg der weltweiten Fettleibigkeitsraten bei Kindern und Jugendlichen. Diese positive Korrelation zeigte sich über den gesamten Untersuchungszeitraum zwischen 1990 und 2018.
Von 185 Ländern, die in die Analyse einbezogen wurden, wiesen 56 (30,3 Prozent) einen mittleren Konsum gesüßter Getränke von ≥7 Portionen/Woche auf. Diese 56 Länder repräsentieren 238 Millionen Kinder und Jugendliche oder 10,4 Prozent der Weltbevölkerung junger Menschen.
So liefert die hier vorgestellte bevölkerungsbasierte Studie eindeutige Daten, die zeigen, dass der Konsum gesüßter Getränke unter jungen Menschen weltweit von 1990 bis 2018 deutlich gestiegen ist. Wird hier nicht gezielt politisch interveniert, könnten die Folgen zur weiteren Verfestigung der Adipositas-Epidemie beitragen.