| Brigitte M. Gensthaler |
| 27.11.2025 18:00 Uhr |
Beim Münchner Arzneimittelgespräch (von links): Professor Dr. Jochen A. Werner, Christine Kruse, Professor Dr. Ulrike Holzgrabe, Dr. Sonja Mayer, Dr. Franz Stadler, Professor Dr. Franz-Josef Bormann und Rainer Mächler / © Stiftung Arzneimittelsicherheit
»KI ist reine Mathematik und sehr nützlich zum Auswerten riesiger Datenmengen, aber sie braucht hochwertige Daten und die richtigen Fragen«, eröffnete Professor Dr. Ulrike Holzgrabe, Vorsitzende des Stiftungsbeirats der Stiftung Arzneimittelsicherheit, Mitte November eine Podiumsdiskussion zum Thema »KI und die Zukunft: Wie Wissen, Beratung und Daten zur Gesundheit beitragen«. Das persönliche Verhältnis von Arzt, Patient und Apotheker könne KI aber nicht ersetzen, denn »Behandlung braucht auch Empathie«.
Dies bekräftigte Dr. Sonja Mayer, Vizepräsidentin der BLAK, im Grußwort zur Apotheke der Zukunft. »Digitale Präzision und menschliche Empathie prägen die Apotheke. Es kommt von der Versand- zur Verstandapotheke mit dem Apotheker als Treuhänder.«
Eine Lanze für die Apotheker brach der Keynote-Sprecher Professor Dr. Jochen A. Werner, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Universitätsmedizin Essen und jetzt Berater und Coach im Gesundheitswesen. KI werde das Gesundheitswesen grundlegend transformieren und »den Weg zu wirklich personalisierter Behandlung ebnen«. Apotheken müssten dabei eine große Rolle spielen. »Das Ziel ist eine sichere, schnelle und patientenzentrierte Gesundheitsversorgung, vorausgesetzt: Daten, Ethik und Technologie greifen verantwortungsvoll ineinander.«
Professor Dr. Jochen A. Werner hält Apotheken für unverzichtbar – trotz aller KI. / © Stiftung Arzneimittelsicherheit
Digitale Gesundheitsanwendungen und -angebote entwickelten sich rasant, zeigte der Arzt am Beispiel der Applewatch. Der Apple-Konzern sei in der Lage, auf Basis der Gesundheitsdaten einen individuellen Präzisions-Präventionsagenten zu erstellen, der sich abzeichnende Krankheiten erkennt und davor warnt. Prävention sei die Zukunft der Medizin, ist Werner überzeugt. Entscheidend werde der Blick auf die Salutogenese.
»Während wir über die Referentenentwürfe streiten, wächst Longevity zu einem Riesenmarkt, weitgehend vorbei an Arzt und Apotheke und weit entfernt von wissenschaftlicher Evidenz.« Er setze auf »Prävention mit Qualität« und das müsse adäquat vergütet werden. Apotheker könnten hier einen wichtigen Platz einnehmen. Ebenso wichtig wie KI im Gesundheitswesen sei der Mensch, betonte Werner. »Wir können bewerten, müssen uns dem Patienten öffnen und ihm mit Empathie begegnen.«
Das griff Christine Kruse, Biochemikerin und Vorsitzende von JuKK – Jung.Krebs.Kontakt, auf. Aus Patientensicht biete KI eine Riesenchance, dass Fachkräfte mehr Zeit für die Patienten gewinnen. »Heilsam sind nicht Dokumentationen, sondern Zuwendung, Gespräche, Empathie und Kommunikation mit Menschen.« Sie hoffe, dass KI den Fachkräften »Zeit für mehr Zuwendung und Menschlichkeit« geben werde.