KI hat viele Daten – aber keine Geistesblitze |
Jennifer Evans |
03.07.2025 14:00 Uhr |
Auch Louis Pasteur hatte Talent für Kunst, schuf Dutzende von Porträts seiner Familie und Freunde mit Pastellfarben, Kohle und vor allem Lithografien. Im Alter von 20 Jahren verschob sich allerdings seine Leidenschaft hin zur Wissenschaft. Doch weiterhin bebilderte er gern selbst eigene Publikationen. Und an der École des Beaux-Arts unterrichtete er, wie Chemie in der bildenden Kunst eingesetzt werden kann.
Diese Vorlieben sensibilisierten ihn möglicherweise für die Entdeckung der Chiralität, meint Ottino. Also jene Eigenschaft von Molekülen, sich nicht durch Rotation oder Translation mit dem Spiegelbild zur Deckung bringen zu lassen, wie die menschlichen Hände. Pasteurs Arbeit mit Spiegelbildern in der Lithografie könnte für diese Entdeckung von entscheidender Bedeutung gewesen sein, weil er ein grundsätzliches Gespür dafür hatte. Das zeigt, wie eng Wahrnehmung, Visualisierung und wissenschaftliche Erkenntnis verwoben sind.
Und was ist mit der KI? Die bleibt in den Augen des Autors gefangen im Käfig ihrer Trainingsdaten. Solange Maschinen keine echten Paradigmenwechsel vollziehen können, sei die Poleposition in Sachen Kreativität weithin vom Menschen besetzt, so der Wissenschaftler. Doch er räumt den digitalen Assistenten auch was Positives ein. Sie animierten uns dazu, bessere Fragen zu stellen. Und das wiederum setze unser kreatives Potenzial frei.