»Keine nennenswerten Auswirkungen auf unsere Kunden« |
Melanie Höhn |
10.03.2022 14:30 Uhr |
Hanno Kühn ist Chief Investment Officer bei der Apobank. / Foto: Apobank
PZ: In den Medien wird von massiven Kollateralschäden gesprochen, die der Swift-Ausschluss Russlands für Deutschland habe. Betreffen diese Schäden auch Bankkunden der Apobank?
Kühn: Die Apobank unterstützt grundsätzlich die im Zusammenhang mit dem Krieg gegen die Ukraine verabschiedeten Sanktionen der Bundesregierung sowie der NATO-Bündnispartner und wird diese konsequent umsetzen. Unabhängig vom Ausschluss einiger russischer Banken aus dem SWIFT-System ist aufgrund der Vielzahl von geltenden Sanktionen der Zahlungsverkehr mit russischen Banken schon jetzt nur sehr eingeschränkt bis gar nicht möglich. Von daher rechnen wir hierdurch mit keinen weiteren nennenswerten Auswirkungen für unsere Kunden.
PZ: Es wird eine Inflation durch weiter steigende Rohstoffpreise erwartet. Welche Auswirkungen hat das für die Bankkunden der Apobank?
Kühn: Ja, die Inflationsraten fallen derzeit sicherlich höher aus, als dies von uns und den meisten Marktteilnehmern noch vor einigen Wochen erwartet wurde. Für den Euroraum sind hier insbesondere Ursachen zu nennen, die außerhalb der eigenen Landesgrenzen liegen und als sogenannte importierte Inflation bezeichnet werden. Typischerweise handelt es sich dabei um Preisanstiege infolge deutlich gestiegener Teuerungsraten bei Rohstoffen oder anderer, oftmals importierter Produkte. Aktuell sind es dabei zwei externe Quellen, die die importierte Inflation hierzulande nähren. Einerseits wirken die noch immer angespannten Lieferketten preistreibend, andererseits tendieren die Rohstoffpreise bereits seit einigen Quartalen deutlich aufwärts. Der Krieg gegen die Ukraine verstärkt diese Tendenz. Mit Blick auf die weitere Entwicklung der Finanzmärkte ist vor allem der Effekt des Materialmangels und der Inflation wichtig sowie die Reaktion der Zentralbanken auf die Inflationsraten. Die Zentralbanken scheinen derzeit weniger gewillt, noch Öl auf das Feuer zu gießen. Leitzinserhöhungen könnten also trotz hoher Inflation geringer ausfallen als bislang gedacht. Für den Anleger ist demnach wichtig: Die Kombination aus niedrigen Zinsen und höherer Inflation spricht nach wie vor für Aktien, auch weil das Wirtschaftswachstum und die Unternehmensgewinne in den Industriestaaten hoch bleiben.
PZ: Könnten sich aus dem Krieg gegen die Ukraine heraus Veränderungen bei bestehenden Apobank-Krediten ergeben?
Kühn: Kredite beruhen auf einzelvertraglichen Regelungen. Kundinnen und Kunden haben angesichts des Niedrigzinsumfelds in der Regel festverzinsliche Kredite abgeschlossen. Das heißt, für die Kredite ändert sich auch dann nichts, wenn sich das Zinsumfeld in Zukunft ändern sollte. Anders als bei variabel verzinsten Darlehen: Diese sind mit der Entwicklung der gängigen Leitzinsen verknüpft und können daher auch Schwankungen unterliegen.
PZ: Gibt es Kooperationen der Apobank mit Russland, die stillgelegt wurden?
Kühn: Kooperationen mit Russland hatten wir keine.
PZ: Wie sieht die Situation für Anleger der Apobank aus, können sie noch Vertrauen in ihre Produkte haben?
Kühn: Bilder von kriegszerstörten ukrainischen Städten und menschlichem Leid sind in den Medien allgegenwärtig und lassen andere Themen in den Hintergrund treten. Auch an den Börsen sind die Kriegstage bislang nicht spurlos vorbeigegangen. Die wesentliche Reaktion der Kapitalmärkte findet jedoch immer in der Phase der höchsten Unsicherheit statt, das heißt vor Eintritt der Katastrophe. Die derzeitigen Kursbewegungen zeigen die handfesten wirtschaftlichen Risiken, die mit der russischen Invasion in die Ukraine einhergehen. In solchen Zeiten wird ersichtlich, wie wichtig es ist, als Anleger breit aufgestellt zu sein. Die Diversifikation über verschiedene Anlageklassen, aber auch Anlageregionen stellt eine solide Basis dafür dar, die Reaktionen der Kapitalmärkte gut abfedern zu können. So können beispielsweise Abschläge bei den Aktienkursen durch Kursgewinne in den sicheren Häfen, wie den US-Staatsanleihen, steigende Goldpreise oder auch durch Währungsgewinne infolge von Investments in der US-Dollar- oder Yen-Region teilweise aufgefangen werden. Deshalb raten wir dazu, Ruhe zu bewahren und eine bewusst gewählte Anlagestrategie nicht gleich über Bord zu werfen. Ein Überprüfen dieser Anlagestrategie dahingehend, ob sie nach wie vor zur persönlichen Situation passt oder dem aktuellen Umfeld gerecht wird, ist natürlich zielführend.